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Archives: Tagesnotizen

2022 13 Okt

Im Alleingang

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Es muss ja nicht gleich der Teufel in persona sein, wenn man von Besessenheit spricht: jede Pflicht, jede Schuld, jedes Säcklein, das man mit sich herumträgt, jede Terminvorgabe auch und mancher Ziel- und Zeitdruck können zu einem erheblichen Unbehagen beitragen, das ein Freund mal trefflich „Hintergrundgrummeln“ nannte. Der Philosoph Peter Sloterdijk sprach davon, wer weder an Gott glaube noch Feinde habe, der sei frei. Das zielt in die genannte Richtung. Am besten funktioniert unsereins noch im Alleingang, Freigang. „Wohlan, mein Herz …“. Das Wandern ist des Müllers Lust und so manches Zeitgenossen auch. Der Wind, er weht vom Tao her, und dort ist das Herz nicht schwer. Noch eins: ein gewisser und gewitzter Wazlawik sprach einst von „Lösungen“, langzeitwirkend, immer gültig und mit kaum nennbarer Halbwertszeit.

 

2021 18 Mai

Tagesnotiz

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„Die Zeit“ verreisst ein Netflix-Produkt, das von der Fernsehzeitschift meines Vertrauens namens Gong, in vertrauten Kreisen auch „Misses Gong“ genannt, mit sechs Würfelaugen hochgejazzt wird. The Woman in the Window heisst der besagte, aktuelle Film. In diesem Fall vertrauen wir der Einschätzung aus der Hanseatenstadt, sind eh nicht bei Netflix gemeldet zur Zeit, weil der neue Fernseher mit eingebautem „Meskalin-Effekt“ die Pforten der Wahrnehmung geöffnet hat und jeglichen noch so banalen Inhalt wie Lucy in the Sky with Diamonds rüberbringt, vorzugsweise aber Nachrichten, Weltbilder, Kulturbeiträge und sogar Naturfilme zum Hochgenuss macht. Es stellt sich Entspanntheit ein, Detailzauber und das herrliche Gefühl: alles ist gut (mal abgesehen davon, dass die Krisen in Nahost und anderswo ja gar nicht gut sind und bestätigen, was ich heute morgen bei einem Düsseldorfer Denker namens Rudolf Heinz las: dass der Kern des Menschseins Feindschaft sei, und die geballte Ansammlung arabischer Judenhasser hierzulande sah unsereins ja auch vor Jahren schon kritisch, Regierungskreise scheinen hier mal wieder recht blauäugig, those sleepwalkers sleepwalking). Zurück zu Amy Adams und The Woman in the Window: schade, wäre schön gewesen, ihre Schauspielkunst mal wieder zu bewundern. Sharp Objekts jedenfalls bleibt in Erinnerung, da gäbe ich sogar die volle Sechs, Misses Gong!

 

2019 16 Nov

Tagesnotiz

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Nicht in der Karibik, leider nur im Internet surfte ich gestern. Eher zufällig schweifte der Blick dabei über einen Satz von Jiddu Krishnamurti, in dem es sinngemäss hiess, wir Menschen seien schlichtweg nicht in der Lage, uns unserer realen Lebenssituation zu stellen. Dies liesse sich ergänzen mit einer Verszeile aus Joni Mitchells wundervollem Song „Both Sides Now“: „Dreams and schemes and circus crowds – I’ve looked at life that way.“ Ja, die schnellen Illusionen sind es, die wir gerne abrufen. Placebo-Effekte haben Hochkonjunktur: sie sind verkaufsfördernd, werbewirksam und helfen der Wirtschaft auf die Sprünge, denn die muss stetig wachsen. Ich las Lajlas Beitrag „Im Osten viel Neues“, mit den Verweisen auf Carl Jaspers, bei dem ja auch Ernst Albrecht studiert hatte. Mich machte das einst neugierig und ich war sehr verblüfft, welchen gedanklichen Scharfsinn ich bei dem gebürtigen Oldenburger fand, der sich ja auch auf dieser reizvollen Grenzlinie zwischen Philosophie und Psychologie bewegte. Die stillen Tage abseits vom Klischee, als man die Vita und so manches Werk von Denkern wie einen Krimi las: leider bleibt vieles nur noch schemenhaft abrufbar. Massgeblich für mich war immer, dass ein agnostisches Verdachtsmoment gegen Glaube und Kirche mit im Spiel war. Auch beim Manatreffen morgens vor der Abfahrt schnitten wir das Thema an. Ein Sloterdijk-Satz erschien mir interessant, war aber unklar. Demnach werfen die monotheistischen Religionen einen paranoiden Schatten. Uli und Lajla erzählten Erhellendes dazu.

 

2019 26 Jun

2 Tagesnotizen

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Ob man musiziert, fotografiert, Bilder malt oder Texte schreibt, es gibt einen Moment der Abstandnahme und Rückschau, der für sich schon lustvoll ist. Am Nachmittag war C zu Besuch und ich erzählte ihr, dass die Kunst ihres Onkels (der mein Freund war) mir ganz anders erscheint jetzt, da er nicht mehr lebt: mit kühlerem Blick, aus der Distanz. Klar, die Ateliergespräche fehlen, das Heissblut auch, die Leidenschaft, das Schwelgen und der Streit. „It needs blood for a new erection“ singt Aldous Harding und M übersetzt es feinsinnig: es braucht Blut für die Neukonstruktion. Auch Wolfgang Rihm schreibt ja seine Stücke für die Lebenden, nicht für die Toten.

Fotografieren und Fahrradfahren, das macht Spass, ein bisschen ist es auch wie Jagen. Man verfolgt das Wildbrett (in diesem Falle das Motiv) nicht aktiv und ist doch ständig innerlich auf der Lauer, es könnte plötzlich etwas auftauchen. Dann fährt man, wie jüngst zu Pfingsten dort, wo man jeden Tag langradelt, dreht sich zufällig um und staunt: „Das ist doch hier und jetzt wie von de Chirico gemalt: ein leerer Platz, geometrische Architektur, Schattenwurf, hoher Sonnenstand!“ Fehlt nur das Mädchen mit dem wehenden Faltrock auf einem Einrad.

 
 


 


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