Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

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2022 1 März

Vorfreude!

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Fil Callender, drummer at Studio 1, said when you first auditioned for Coxsone Dodd in the late 60s, the musicians were quite taken aback by the sound of your voice – but Coxsone heard the potential in it.

(laughs) They all laughed man. They put down their instruments and they laughed and laughed! They never heard anything like that before. But you know? That’s how it is. If someone invents something, when they first try it out everyone laughs and says “What is that?!”

 


Adrian Sherwood ging an ihr Teamwork so enthusiastisch heran, wie an seine Produktion eines der letzten Alben von Lee Perry. Was für eine Vita: Horace Andy und der „roots reggae“. Horace Andy und Massive Attack. Horace Andy und Rhythm & Sound. Seine Stimme kenne ich seit frühen Ausgrabungen des Studio One. Und von einem Abend in London, als John Peel „Bim Sherman Meets Horace Andy and U Black Inna Rub a Dub Style“ auflegte.

 

2022 1 März

American Dreamer

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In wenigen Stunden erscheint diese autorisierte Biografie von Bill Frisell. Ich habe sie dann als e-book vorliegen, und Michael Rüsenberg wird sie in meiner nächsten Ausgabe der JazzFacts am 5. Mai besprechen. Ich kenne Michael R. bislang nur von seiner alten Radiosendung „In Between“ aus den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts. Anders als heute, waren bestimmte Radiosendungen damals die beste Chance, etwas aus anstehenden Neuveröffentlichungen zu hören, und so sind mir einige radio memories seltsam präsent, wenn eine Musik, auf die ich gespannt war, von den Gedanken und Worten eines Jazzjournalisten ihren ersten Rahmen erhielten, den Kontext des ersten Hörens. Unvergesslich, wie er sich für das allerfeinste Album „Lookout For Hope“ (produced by Lee Townsend) begeisterte – das Quartett erlebte ich live Jahre später im alten Domicil in Dortmund. Und später, als  er sein gesammeltes Pastell der Jan Garbarek Band zur Verfügung stellte. Ein Rumtreiber mit vollem Terminkalender!

Einige Male traf ich Bill Frisell, einmal in einem Hotel, im munteren Gespräch mit dem Trio Paul Motian – Joe Lovano – Bill Frisell, dann bei einem Abendessen mit den „wilden Kerlen“ von „Naked City“ in Darmstadt, ein anderes Mal, als ich ihn mit Fragen löcherte zu einem meiner Top-5-Frisell-Werke, „Unspeakable“, das einen gewissen Hal Wilner in grosser Experimentierlaube als Produzenten auswies.

Ein ruhiger sympathischer Geselle, kein grosser Geschichtenerzähler – und ich bin fast erstaunt, dass diese Biografie mit weit über 500 Seiten die Länge eines „ausgewachsenen Schmökers“ besitzt. Aber klar, auf unendlich vielen Alben ist er zu hören. Ohne bislang eine Zeile gelesen zu haben, bin ich sicher, dass es ein spannendes Buch ist, lohnend allemal für die, welche Frisell aus bestimmten Winkeln und Phasen seines umfangreichen Werkes schätzen. Ein kurzes Huschen über eine review im Mojo Magazine – und ich ahne, das Buch ist vielstimmig angelegt.

Nur beim Untertitel rolle ich etwas mit den Augen – da ist er wieder, der Schachzug des Marketing – (man kennt das von der Musikdokumentarserie über das Jahr 1971, von Michael Pollans Buch über den Kaffee, und sonstwo her) – „The Guitarist That Changed The Sound Of American Music“. Ohne, dass irgendwas die Welt verändert, geht es kaum noch, und das ist dann doch übertrieben, ein Hauch von Marktplatz. Solche Sockelsetzerei braucht es nicht, „he‘s just a normal guy with a gift“.

Zudem hat Bill Frisell, der in frühen Jahren exzessiv zu hören ist mit seinen fliessenden Sphärensounds (legato), als stimmungsvoller background bei Marianne Faithfull und anderen Sänger*innen – in Reinkultur zu hören auf seinem ECM-Debut „In Line“ (zu der Story dieses Albums hat Ingo ein sehenswertes Interview gedreht) – sich schon in jeder Nische zwischen Stille und Noise herumgetrieben, zwischen altem Jazz und wildem Rock (toll, wie er sich in die Songs von Lucinda Williams einmischt), sein Markenzeichen der frühen Jahre in alle Richtungen aufgelöst, verwandelt und vervielfältigt.

Manches schüttelte er dabei aus dem Ärmel, manches war wagemutig, dann wieder easy going (seine Country-Obsessionen), das eine virtuose Hausmusik, das aufregend altmodisch (wie sein Spiel auf Lee Konitzs Schwanengesang), manches wiederum einfach nur endlos fesselnde, wendige Textur (wie auf betörenden Alben von Altmeister Andrew Cyrille).

Ein Allrounder, ein Chamäleon, mit einer Handschrift, die ihre besonderen Noten variantenreich hervorzaubert. Gavin Bryars ist auch ein Fan. Und auf diesem einen Bryars-Album, das ich einst zusammen mit Markus Mueller in der Jazzthetik abfeierte („After The Requiem“, produced by Manfred Eicher) in einer Doppelrezension, da klang er in Momenten fast wie Terje Rypdal.

 

2022 1 März

Abwesenheitsnotiz

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Im kompletten April, und das ist kein vorgezogener Aprilscherz, bin ich unterwegs, und nicht auf dem Blog anzutreffen. Die Reisen führen mich hierhin und dorthin, und Anfang Mai melde ich mich zurück mit guter Musik, fröhlichen Diskursen, und anderen Geschichten. Zwischendurch keine Mails, keine Telefonate. Bis bald, mit herzlichem Gruss! P.S. Meine nächste Ausgabe der JazzFacts ist im Deutschlandfunk zu hören, am 5. Mai um 21.05 Uhr.

During the whole month of April, and this is not an early April Fool’s joke, I will be on the road and not on the blog. My travels take me here and there, and at the beginning of May I’ll be back with good music, happy discourse and other stories. No mails or phone calls in between. Meanwhile, don’t miss Horace, Alabaster, Roger and Toechter.  See you soon! 

 

Ich vermeide das modische Wort Resilienz, und notiere es hiermit nur einmal. Das sind dezente Schockwellen, die die Nachrichten der letzten Tage auslösen, in einem coronamüden Land. Ein trauriges „Zahlenspiel“ verdeutlicht das: 5, 20, 25, 3, 5, 10, 17, 12, 30, 5, 10, 7. Diese Zahlen nannten mir Bekannte in meiner Umgebung, als ich sie bat, in den letzten Tagen, nach Putins „Alarmbereitschaftserklärung“, ihre Einschätzung der Wahrscheinlichkeit eines Atomkrieges in Prozentzahlen auszudrücken. Statistisch ist dieses Dutzend Einschätzungen nicht relevant, doch glaube ich nicht, dass seit der Kubakrise eine grössere Angst vor einer Katastrophe herrschte, und das war, die Älteren werden sich erinnern, sehr früh in den Sechziger Jahren. Diese Furcht möge nicht lähmen. Es gibt die Möglichkeit von Demonstrationen, Spenden, etc. – Solidarität hat viele Gesichter. Vor allem aber ist diese Gemengelage des Unglücks kein Grund, das Leben nicht auch fortan hellwach und intensiv zu leben, weiterzumachen, unsere Vorlieben und Leidenschaften zu hegen, oder, um es lyrisch zu sagen, „den Brunnen auszuschöpfen“. Lassen wir uns nicht lähmen von subdepressiven Schwingungen und Panikattacken. Kein Grund, sich einem Glück, insofern es einzelnen zugewandt ist, zu verweigern. Ein Schatten, ein Blues, eine Farbe der Melancholie, all das mag sich über die Dinge des Alltags legen, aber es ist kein Zeichen von Ignoranz und Verdrängung, dem élan vital eben nicht die Flügel zu schneiden, und sich trotz allem weiterhin konkret in Klänge und Bilder und Räume zu versenken, und allgemein in die Lebendigkeit, die das Leben so lebenswert macht. So einfach ist das nicht, so elementar ist es eben doch.

 

2022 28 Feb.

Mit einem „Wolkentanz“ durch Dortmund

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Das erste Mal hörte ich dieses Album 1976, im fünften Stock meines Würzburger Studentenheims, und ich glaube, dass ich von den ersten 250 ECM-Alben ungefähr 200 besass. Kurz und gut: Musik war mir ziemlich wichtig. In meinem fabelhaften Toyata Yaris, Baujahr 2012, gibt es noch einen dieser wunderbaren CD-Player, die damals serienmässig installiert wurden, und so konnte ich nunmehr endlich an eine gute Tradition anknüpfen, mich mit Seelennahrung durch die Lande zu bewegen. Den Vogel schoss heute eine CD ab, der ich nur Aussenseiterchancen einräumte, weil ich Alben aus dem Hause ECM vorzugsweise in heimischer Höhle laufen lasse – aber die Scheibe von Colin Walcott, aufgenommen zwei Monate nach dem legendären Auftritt von Keith Jarrett in Köln, im März 1975 im Tonstudio Bauer, Ludwigsburg, war das heutige Highlight: druckvoll, plastisch, wild, sphärisch, fusion ohne Nabelschau. Neben dem tragisch früh verstorbenen Sitar- und Tablaspieler agiert das „Gateway“-Trio (das ich, wie Oregon und das Jan Garbarek-Bobo Stenson-Quartet, damals live erlebte, in Münster, kurz vor meinem Umzug ins Frankenland) mit John Abercombie, Dave Holland und Jack DeJohnette. Perfektes sequencing, kluge Spannungswechsel, die Freude an der Musik ist allen Beteiligten anzuhören. Die Siebziger Jahre, the golden years, Manfred Eicher in seinem Element. Bei der Fahrt von Marten nach Hörde alles sonnendurchflutet, gestochen scharf, die Wolken, die alten Orte, die eine und andere Abfahrt hätte en passant in die Kindheit entführt. Call the music of „Cloud Dance“ powerful! In the words of Tyran Grillo: „The telephone wires on the cover are like the strings of some large instrument, with the sky as its sound box. Its clouds don’t so much dance as perform, caressing endless waves of voices careening through the ether. The joy of Cloud Dance is that it makes those voices intelligible. Fans of Oregon, of which Walcott was of course
an integral part, need look no further for likeminded contemplation.

 

2022 26 Feb.

Die Sache mit dem Kunstfehler

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Sehr geehrter Prof. Dr. Brümmendorf!

Ich möchte Sie darüber informieren, dass der Qualitätsmanager der Klinik, Dr. Reis, es vorzieht, die Sicht der Schmerzambulanz 1:1 zu übernehmen, und mich zudem als Patient mit fragwürdiger Motivation und geringer Compliance darzustellen. Nicht nur aus meiner Sicht wurde ich Opfer eines Kunstfehlers, in der Behandlung der Schmerzambulanz, die meine über Jahre unerträglichen Schmerzen fälschlicherweise als Spannungskopfschmerz diagnostizierte und nicht als trigemino-autonome Migräne. Erst ein anderer Arzt in Aachen deckte diesen Fehler auf und befreite mich nach zwei verheerenden Jahren voller unzähliger vierstündiger Schmerzattacken von dem Elend mit dem Einsatz von Triptanen. Ich prüfe eine Rechtsweg wegen Schmerzensgeld – ein offenes Gespräch in Anwesenheit der zuständigen Schmerztherapeuten*innen wurde abschlägig beschieden.

Mit besten Grüssen,
Michael Engelbrecht

 

Hier das Antwortschreiben an Dr. Reis …

Sehr geehrte Damen und Herren!

Da Sie es offensichtlich vorziehen, den Dialog zu beenden  werde ich ihn hiermit fortführen, mit der aktuellen Faktenlage.

Ich wurde von der Schmerzambulanz Aachen über einen langen Zeitraum (2019-2021) krass falsch behandelt. Ich litt nie unter einem Spannungskopfschmerz, sondern unter einer trigemino-autonomen Migräne. Es wurde nicht einmal ein Versuch mit Triptanen unternommen, die mir mittlerweile ein schmerzfreies Leben sichern hinsichtlich meiner Migräne, und unter Berücksichtigung der bei einer Triptan-Therapie geltenden Rahmenbedingungen.

Die Antwort, die mir Dr. Reis als Qualitätsmanager zukommen liess, war nichts anderes als das Bestehen auf einer objektiv falschen Diagnose, das Anzweifeln meiner Motive hinsichtlich einer Behandlung mit Opioiden – und es gipfelte in der Dreistigkeit, meine Behandlung mit Triptanen als äusserst fragwürdig darzustellen.

Die Faktenlage ist anders. Unnötigerweise litt ich in der Zeit der Behandlung auch weiterhin unter unerträglichen chronischen Schmerzattacken, denen man mit einem Triptan-Versuch SOFORT ein Ende hätte bereiten können.

Ich verlange ein klärendes Gespräch mit einigen Beteiligten, auch deshalb, damit in Zukunft Patienten mit einer ähnlichen Symptomatik ein ähnlich unnötiger Leidensweg erspart bleibt. Juristisch wird das nicht easy going, aber dass ich einen gerechtfertigten  Anspruch auf ein Schmerzensgeld habe,  steht für mich ausser Frage. Wir reden hier von einem „Kunstfehler“.

Und Ihnen, Herr Dr. Reis, möchte ich sagen, dass Ihr Antwortschreiben an mich herzlich wenig mit Qualitätsamanagement zu tun hatte, und sehr viel mit Beschwichtigung, Anzweifelung, Beharren auf einer falschen Diagnose, und Diskretierung meiner Person (letzteres habe ich so wahrgenommen, genauso wie eine Juristin, der ich dieses Schreiben vorlegte).

Sie, Dr. Reis,  haben doch sicher noch eine Person in leitender Funktion über sich, bei der ich mich, sollte sich wiederum nichts von Ihnen hören, melden werde. Denn dieser krasse Fall einer falschen Therapie mit verheerenden Konsequenzen für meine Lebensqualität über einen langen Zeitraum hinweg wird nicht „ausgesessen“.  Das wird weiterhin thematisiert, mit jeder mir zur Verfügung stehenden rechtlichen Möglichkeit.

Hochachtungsvoll, usw.

„Naked Truth“, das mag grossspurig klingen, in einer Zeit, in der nichts so leicht zu verbiegen und deformieren ist wie schlichteste Fakten und Wahrheiten. Doch lauscht man dieser neunteiligen Suite des Avishai Cohen Quartetts vom ersten bis zum letzten Ton (und nur so macht es Sinn), wird kaum jemand eine Spur von Pathos ausfindig machen – das ist tatsächlich „nackte Musik“ fernab von Verzierungen, selbstgenügsamen Kunstgriffen, edlen Wallungen. Und jeder der vier Musiker waren sich bewusst, dass der existenzielle Kern dieses Albums das Gedicht „Departure“ von Zelda Schneurson Mishkovsky ist, dessen englische Übersetzung aus dem Hebräischen dem Album beiliegt – Avishai Cohen trägt es im Finale fast seelenruhig vorträgt – ein Gedicht, das, manch schockierenden Zeilen zum Trotz, auch Trost, Akzeptanz und Dankbarkeit bereithält – es beginnt so … 

 

„Es ist notwendig, mit dem Abschied von der Pracht des Himmels und den Farben der Erde zu beginnen, allein zu stehen und sich der Stille des Todes zu stellen, sich von der Neugierde zu trennen, sich von den Worten zu trennen, von all den Worten, die ich gelesen und gehört habe. Und vom Wasser, das ich gesehen habe und nicht gesehen habe. Zu sterben, ohne das Meer gesehen zu haben. Ich trenne mich von der Luft der Nacht und von der Luft des Morgens. Vom Unkraut, von einem Obstbaum und von einem kahlen Baum, vom schwachen Licht und von den Sternen. Verzichte auf den Anblick eines fliegenden Vogels, verzichte auf den Anblick eines Tieres oder eines Insekts, verzichte auf meine Freunde und Kameraden, verzichte auf die feuchteste Aufregung und auf die Angst vor dem undurchsichtigen Wahnsinn.“

 


Just all the right (and leftfield) notes in a very silent way. Deep listening is rewarded in regards to some new and forthcoming albums that reach from soft drone to neo classical, from radical chamber jazz to wind-swept, sun-parched guitars. No time for easy listening even if listening seems easy (and who says so). Moving along the point of vanishing seems to be the ethos on Mark Nelson’s Pan American opus (Martina‘s secret favourite) – „12 songs are given just enough space to develop a clutch of themes, mostly on guitar, which are then wrapped in textural detail via effects and subtle electronics“. Or the lovely music from Korean drone queen Park Jiha: slow music gradually moving from morning reveille “At Dawn”, with the especially lovely “Nightfall Dancer” soothing at the day’s end. Roger Eno is mixing colours again, on „The Turning Year“ (to be released in April, along with Joep Beving’s piano meditations) – masterly executed with blurred horizons (the piece „Intimate Distance“ made me think of switching a tiny light on in one of my favourite, almost pitch-black, Rothko paintings). Did you ever follow a tensely plotted dulcimer through a fog of scraped strings? Abd then, Trumpet player Avishai Cohen‘s take on naked music (let us avoid the word „awesome“, but how do so?) – listen to the words of drum master Ziv Ravitz below! „Naked Truth“ is, in the words of John Fordham  „a barely-40-minute miniature of an album, beautifully executed and steered by the idea that improvising musicians good enough to play any headlong stream of consciousness can reveal a lot more if they sometimes play only a fraction of what they know.“ All has been said (and not enough) on Group Thinking‘s „Wohnzimmermusik“. When asked for a recording anecdote Stephen Black said: „
Nothing particularly exciting, just your usual next door’s dog barking, or the sound of a pigeon in the chimney breast. It was fuelled by coffee and cheap bread.“ And then Joep Beving‘s courageously hypermelodic attempt on letting notes hang in the air – a little bit longer (it impressively worked as part of a trance work with a client of mine). And Richard Williams is diving deep into the blue moments of 21st century Frippertronics: „Miraculously, at least to my ears, the risk of passivity is avoided. Some tracks, like “Strong Quiet I and II” from Brussels in 2009, feature an improvised solo guitar line over the drifting clouds of sound: recognisably Fripp, completely lacking in ego-play, always worth following where they lead.“ A garden of treasures indeed. If earthly or unearthly, you may decide for yourself. A solitary evolution in sound anyway: so close to, and so far away from, the heartbreaking spaciousness of side one of the Eno/Fripp ancient ambient expedition „Evening Star“. One instant ECM classic, and some other „most beautiful sounds next to silence“. Be prepared.

 

 

 


Park Jiha: The Gleam 

Group L i s t e n i n g : Clarinet & Piano: Selected Works, Vol. 2 
Roger Eno: The Turning Year 
Pan American: The Patience Fader 
Avishai Cohen Quartet: Naked Truth    
Joep Beving: Hermetism
Robert Fripp: Music for Quiet Moments

2022 20 Feb.

Gespenster

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Die Kindheit ist voller Gespenster, wer erinnert sich nicht?! Gute Geister waren auch dabei. Ich hatte ein paar Heldinnen und Helden, die mich durch die frühen Jahre begleiteten: da war Robert Fuller von „Am Fuss der blauen Berge“, da war „Okko“, der verlässliche Freund aus hunderten von Träumen, in denen ich die aufregendsten Abenteuer zu bestehen hatte. Wenn die Gefahr am grössten wahr, brauchte ich ihn nur zu rufen, und er eilte herbei. Es waren gefährliche Situationen, in denen ich mich wiederfand, in der weiten Prairie, in exotischen Landschaften. Überall konnte, wie bei Karl May, das Finstere lauern. Meine Geschichten  mit Okko, und der Umstand meiner ersten  Initiation in 1001 erotische Nacht, in Serienträumen, in denen eine ranke Schönheit von braunem Teint – ich nannte sie die „Farbenfrau“ – mich von hinten sanft umschlang mit ihren Armen, während ich wieder und wieder und wieder am Rande eines Swimmingpools sass. Eine moderne warme Höhle. Ein seltsames Glücksgefühl durchströmte mich in ihrer Gegenwart (ich war keine sieben Jahre alt), und da prägte sich mir sicherlich mein „Urtyp“ ein, eine androgyne Erscheinung, eine Macht, der ich nicht widerstehen konnte noch wollte. Aber reiner Schrecken war natürlich auch eine Option, immer, überall, zum Beispiel hier: England im späten 19. Jahrhundert. Die Gouvernante Miss Giddens wird in einem entlegenen Landhaus mit der Erziehung der wohlerzogenen Waisenkinder Flora und Miles beauftragt. Voller Eifer widmet sich Miss Giddens der Arbeit. Aber dann. Dieser Gruselschocker entging mir in meinen Babyboomerjahren: „The Turning of The Screw“ (1961) wurde zu „Das Schloss des Schreckens“. Er kam in die Kinos, als ich nachts noch ausritt mit Okko und die Farbenfrau mir Lektionen völliger Hingabe erteilte. Sweet surrender! Und morgen also Deborah Kerr in meinem „electric cinema“. Reisen in die Kindheit ohne Flipper und Fury, und ohne die Monkees! Das Unheimliche kennt keine Dunkelziffer.

 

 

Ich ahnte es, als ich erste Beschreibungen des Albums las, und ich wusste es, als ich die Schallplatte zum ersten Mal hörte. Und mich wunderte auch nicht mehr, dass ich beim Zusammentragen einiger Hintergründe bemerkte, dass Robert Wyatts „Maryan“ und Brian Enos „Julie with …“ auf der Playlist ihrer ersten Sammlung von Coverversionen für Piano und Klarinette  auftauchen. Genauso wie Arthur Russell und Roedelius. Ich habe das Teil leider nie gehört. „Volume 2“ ist jedenfalls ein dermassen bezauberndes Werk dieses walisischen Duos namens „Group Listening“, dass ich schon nach dem ersten Hören zwanzigtausend Zeichen dazu aus den Gedanken schütteln könnte. Es tauchen auf „Volume 2“ auch mehr Klangquellen auf als die beiden einmal mehr so spröde angeführten (p, cl). Und wieder sind es alles Coverversionen – obwohl die Ursprünge wesentlich weiter voneinander entfernt sind als bei „Volume 1“, realisiert das Duo einen entspannten wie zwingenden „erzählerischen“ Bogen, und ich bin schlicht beglückt von dieser Platte, in der auch mal Teile eines Telefongesprächs vorkommen, eine rhythm box, die wie von den Young Marble Giants geborgt klingt, und am Schluss scheinen die Zwei durch abenteuerlich matschiges Marschland zu stiefeln (so endet ihre Version von „Seeland“ von „Neu!“ – wie schreibt ein Hörer auf youtube zum Original: „The rain wakes you up at the end“). Aber das ist vielleicht nur eine Halluzination meinerseits. Durch diese zehn Aneignungen und Entdeckungen, die mehr Wert auf natürliche Wohnzimmeratmosphäre legen als auf gestochen scharfe Klangaufzeichnung (auch, weil sie nun mal in einem Wohnzimmer entstanden), taumeln so viele hinreissende Eingebungen des Augenblicks, dass ich aus dem Staunen kaum rauskomme. Das erste Stück heisst „Sunset Village“ und ist ihre Deutung der Komposition aus Beverly Glenn-Copelands „Keyboard Fantasies“. Ich wünsche eine gute Reise.

 


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