Als Steve Tibbetts einmal diese kleine Geschichte las, schrieb er mir, dass er ziemlich ähnliche Stimmungen und Situationen erlebt habe, abends in Minneapolis, zu Beginn jenes verrückten Jahrzehnts, das manche für wilder halten als die Sechziger. Interconnectivity. Es fehlte nur noch eine Auflistung von Namen und Lokalitäten, wie es einmal die Go-Betweens anrichteten, auf „Darlinghurst Nights“, einem Stück ihres unfreiwilligen Farewell-Albums „Oceans Apart“. Einen zum Heulen schönen Song. Und zum Soundtrack jener Jahre zählte eben auch „In a Silent Way“, Brian Eno summte, nein, er pfiff einmal die Melodie (wenn es überhaupt eine Melodie ist) von „Shhhh…Peaceful“, als er sich während eines Gesprächs an die ersten zwei Jahre in New York erinnerte. Wie er dieses Album mochte und es nachts öfter lief in seinem Loft, auf dem Dachgarten, mit dem Blick auf das Lichtermeer von Manahattan.
Ein Album, dessen Wirkungsstories subtil und gar nicht so subtil sind, und anno 2023 bis in eine Komposition des Ende September erscheinenden Albums „The Last Two Inches Of Sky“ von Jan Bang und Eivind Aarset hinein reichen. Oberflächlich gehört, könnte man es auch für ein recht harmloses „good feel“-Jazzalbum halten, aber wenn man sich einmal in dieser Musik verliert, geht der „impact“ oft tief und tiefer. Glück, mein Glück, rück näher ein Stück. Wir können auch von Selbstauflösung reden (mit dem Mitteln der Improvisation), aber mein Name ist nicht Alan Watts, und ich gebe keine kleinen Zen-Weisheiten zum Besten.
Ein bisschen Kalifornien muss aber noch sein zum Schluss. Vor zwei Monaten gab es nahe des Strandes von Santa Monica eine Radionacht live aufgeführt, in einem alten Kino, mit gutem Stereosound und feinem Plattenspieler. Der Moderator, Jayson Greene, erzählte kleine Stories von Musikalben, die sich mal bewusst, mal unbewusst, mit Auflösen Abtauchen und Verschwinden befassten, mit dem „Ich-Verlust“ in Kompositionen. Und wie sich das auf Erlebnis des Hörens auswirken kann. Zur Playlist zählten – neben In A Silent Way – Passagen und Stücke aus Alben wie Discreet Music, Presque Rien, Life Of, Let The Power Fall, Blue (von Derek Jarman, nicht Jonis Album), Pink Moon – und ein Werk, zu dem Jayson anmerkte: „Arthur Russell machte keine akademischen Unterscheidungen und auch keine emotionalen – seine Tanzmusik ist von der gleichen unheimlichen Sehnsucht durchdrungen wie seine komponierten Werke. Alle seine Werke wiesen auf denselben leuchtenden Punkt in der Ferne – ein verschwommenes, glühendes Licht, das nur Russell zu sehen schien.“ Und dann waren zwei Tracks aus „Picture of Bunny Rabbit“ zu hören.
Hard to believe now, to listen to this inkling and insistently groovy suite, that it was once thought so controversial to jazz listeners. I‘m speaking of Miles Davis‘ 1969 masterpiece „In A Silent Way“, mapping out a new space by stripping away most of the things normally looked at as being essential. There‘s an overall airy feel to the two long pieces that feels weightier and lighter than its single ingrediences. It is a record that pushes the boundaries of studio possibilities, artist-producer relationships, and rock-jazz chasms. All fuelled by modal improvisation, an ambient flair of sounds flying by, and a fine sense of suspense in a zone where nothing much seemed to happen at all.
Some years ago, a guy called razorball sent me the 2002-Sacd-Sony-5:1-version of the album, and believe me, that surround experience is something to hold on, too. In my not so humble opinion, nothing, no dead quiet vinyl, no beautifully remastered cd, no stream with highest resolution data, can come close to the surround version of IASW. Nighttime and velvet candles: When i listened to this collector‘s item that costed me fifty bucks, a memory flooded my mind: Peter, Petra, Sylvia and I were sitting on a big couch and leather chairs in an Italian restaurant in Dortmund in 1971 or 1972, and we loved talking musics and books and movies and eating the best and largest pizzas in town and drinking cheap Italian wine. There were only two records running while we were there, Weather Report‘s „Sweetnighter“, and Miles‘ „In A Silent Way“. I remember the dimmed lights there.
Whatever we talked about, more than once we were nearly sumultaneously helding our breath, and just listened, listened, talked a while, and listened again. Peter was drumming on his legs, the girls were lovely, the corners dark, the sound warming. We were sweet sixteen, the background music turned to the foreground, and back again. As I said, nothing much happened, and everything (in a silent way).