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2015 4 Juni
jmw memorial tonearm
Michael Engelbrecht | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Comments off
Liebe Manafonisten, liebe Leser, liebe Hunde! Im nächsten Leben, da ist sich Enzo absolut sicher, wird er ein Mensch sein. Deshalb beobachtet der kluge Hund die Welt um sich herum ganz genau – und kommt dabei zu erstaunlichen Einsichten. Sein großes Vorbild ist Herrchen Denny: ein wunderbarer Ehemann und Vater, und ein zuverlässiger Freund. Für ihn würde Enzo alles tun. Als Dennys Frau stirbt und er seine Tochter zu verlieren droht, kann Enzo zeigen, wer und was wirklich in ihm steckt. Natürlich denken jetzt einige automatisch, dass das ja wohl eher eine gefühlsduselige Geschichte mit menschelnden Hunden und hundelnden Menschen ist, und dann nennt sich der Roman auch noch „Enzo, oder die Kunst ein Mensch zu sein“. Dahinter verbirgt sich allerdings ein ganz wunderbarer Roman, und im Original hat das Buch von Garth Stein auch nicht so einen bekloppten Titel, sondern einen richtig guten: The Art of Racing in the Rain. Für die Klasse dieses Werkes bürge ich mit meinem untadeligen Ruf. Jetzt bin ich natürlich gespannt, welche drei kleinen Buchempfehlungen der Jukeboxhändler meines Vertrauens auf Lager hat, Gregs hat ja drei kleine Juwelen in Aussicht gestellt.
2015 4 Juni
Ideensammlung mit Omri Ziegele Billiger Bauer
Michael Engelbrecht | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | 3 Comments
Ich fange morgen an, mit den JazzFacts für den kommenden Donnerstag (11. Juni, 21.05, Deutschlandfunk). Es beginnt ja immer mit den Beiträgen, darum drapiert sich nach einer gewissen Psycho- oder Sachlogik die Sequenz der Neuvorstellungen. Bert Noglik macht etwas zum 80. Geburtstag des niederländischen Free Jazz-Pioniers Misha Mengelberg, und Karsten Mützelfeldt berichtet über die Variante von „Jugend forscht“ im Jazz. Damit liegt schon mal ein feiner Sprung zwischen Generationen vor. In die Nähe von Mengelberg rückt die feine neue Aufnahme des Bassisten Gary Peacock (ich hatte sie schon in Sylt dabei), der, wie Mengelberg seinen 80. Geburtstag hinter sich hat. Und dann könnten noch diese Neuerscheinungen reinkommen: eine im Juni erscheinende Aufnahme von Nils Okland (mit gerade mal knapp ausreichenden Jazzanteilen), auf INTAKT sind gerade zwei Produktionen erschienen von Christoph Irniger und Ingrid Laubrock (die ich mir in Ruhe anhören werde, die Laubrock käme bei Henning bestimmt ins Programm), aber was noch – vielleicht hat jemand Ideen? Ich könnte mich der „epischen“ Kemasi Washington-Box und der überschwengliche Begeisterung der Kritik widmen. Bin noch im Such-Modus. Ein kleines Label aus den USA sandte mir auf meinen Wunsch einen Download der neuen Matana Roberts-Solo-Altsaxofon-Arbeit „Always“, und die Berliner „Akkordeon-Nacht“ liegt hier auch noch: tolles Jazzevent, gemischtes Vergnügen, clevere Selbstvermarktung von ACT? Es gilt, noch einige Töne zu hören. Das hier ist jetzt auch noch neu bei INTAKT (aber es wird kaum zeitig in der Post sein, der Schweizer Zoll bereitet solchen kleinen Musiktransporten völlig unnötigen Stress. Da kommen Kassetten aus dem Kongo schneller bei mir an):
OMRI ZIEGELE BILLIGER BAUER
SO VIEL SCHON HIN – 15 HERBSTLIEDER
Omri Ziegele: Alto Saxophone, Voice
Isa Wiss: Voice
Jürg Wickihalder: Soprano, Alto, Tenor Saxophone
Nick Gutersohn: Trombone
Yves Reichmuth: E-Guitar
Gabriela Friedli: Piano
Jan Schlegel: E-Bass
Herbert Kramis: Double Bass
Marco Käppeli: Drums
Dieter Ulrich: Drums, Bugle
P.S.: Bekam gerade eine Mail aus dem Hauptquartier von Intakt Records. OMRI ZIEGELE erscheint erst Ende Juli, aber der Titel dieses Eintrags ist viel zu schön, um ihn zu entfernen. Die CD sollte man sich merken. Man kann auf der Seite des Züricher Labels Ausschnitte hören.
2015 3 Juni
Sidsel und Stian in Stockholm (ein Abend im Dezember)
Michael Engelbrecht | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Comments off
2015 1 Juni
Anyone out there with no sense for sentimental moods?
Michael Engelbrecht | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | 2 Comments
2015 1 Juni
„Daß die männlichsten Männer herrschen, ist nur in der Ordnung.“
Michael Engelbrecht | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | 5 Comments
Solche Ausreisser von Hirnfick und Blödsinn auf Stammtischniveau hat der Philosoph Friedrich Nietzsche zuhauf rausgelassen. Dabei war Frauenverachtendes, Verklemmtes, Reaktionäres, Grössenwahnsinniges, Faschistoides. Natürlich war er auch ein Sprachmagier mit einem profunden Wissen und grossen Momenten, ihm fehlte allerdings ein guter Lektor, der neben den genialen Passagen nicht so viel zum Himmel schreienden Quatsch zugelassen hätte. Als Jugendbuchautor war er in meinen Teenagerjahren (neben Jules Verne und Enid Blyton) sehr beliebt, wir berauschten uns gerne an seiner grossen Fresse und seinen trunkenen Bildern. Wir waren ja auch alle ein bisschen doof, daran änderten auch die ersten Charlie Parker-Platten nichts. Neben Schopenhauers Klassiker war Nietzsche ein echter Hit, gut auch beim Kiffen, wenn im Hintergrund Cat Stevens oder das zweite Album von Black Sabbath lief. Aber wenn man sich die Kante gab mit ein paar Bier, kam man ganz alleine auf schön besoffene Gedanken. Ich habe, wenn ich heute an meine „philosophischen Teeniejahre“ denke, ein paar ganz andere Bücher in Erinnerung: Ludwig Marcuses Philosophie des Unglücks und Ernst Blochs Vorlesungen zur Philosophie der Renaissance. Alles Sekundärliteratur. Aber so gut. Ich habe später ja auch ein bisschen Germanistik und Philosophie studiert, und dabei unglaublich eingebildete Hirnis erlebt. Ohne die gesammelten Marx- und Engels-Werke ging gar nichts. Die MG in Würzburg, die „Marxistische Gruppe“ (MG), war die widerlichste Splittergruppe der Linken. Die machten im Hörsaal die besten Professoren platt. Gerne auch bei uns Psychologiestudenten. Eine von den Frauen hielt mir dann mal einen Vortrag über die Befreiung des Proletariats und Nietzsches Übermensch. Das war der grösste Unsinn, den ich je gehört habe. Die glaubte das wirklich, und ich fragte mich, warum ich damals am liebsten Frauen vögeln wollte, die das Gegenteil von Seelenverwandten waren. Wie diese scharfe, bescheuerte MG-Tante. Brainwashed lady from the outskirts of Wurzburg. Good sex, deep sleep. Oh, sad-eyed ladies from the Highlands, rescue me! Das Rätsel habe ich dann bald gelöst. Immerhin. Dabei hat mir Nietzsche gewiss nicht geholfen. Hier noch einer für den Stammtisch: „Alles am Weibe ist ein Rätsel, und alles am Weibe hat eine Lösung: Sie heißt Schwangerschaft.“ Gottogott. Ach ja, der ist ja tot.
2015 1 Juni
Days of football blues, cancelled concerts (Jon Hassell), and the end of a possibly thrilling book
Michael Engelbrecht | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | 5 Comments
The Book Of The Manafonistas won’t be written. At least, I won’t play the game. The reason is simple. We couldn’t restore Ian’s texts (more than 125) in their glorious entirety. Only some of them resurfaced from the days of old (fucking 3!). When he put them, temporarily, into the basket, he didn’t want to vaporize, but to free them. Give them a secret place to hide and sleep for possible futures (I assume). Now they extinguished themselves, simply dissolved into the blue nowhere. If no Mana or „fan“ or reader has collected them, a part of unreconstructible magic is gone. The book would have been bilingual, with a bit of Dutch wrapped around it. And I know that 80 till 90 percent of his postings would have made it. I already planned the book, the way of mixing, cutting it all up in slices. Though he may not have seen it that way: Ian is fucking genius, and since I have now my Borussia Dortmund sabbatical (anyone who mentions Borussia Dortmund in my presence, will see me now turn into Steve Martin-mode from „Dead Men don’t wear plaid“, when Stevie hears the word „cleaning woman“), I had a detailed plan for our „scenius work“. In July and August I would have worked through all the texts of Ian and myself, just giving them a new order, and separate the okay texts from those with extra class, then (same procedure) through all the texts of the others who of course would have been asked beforehand, haha. And if they agreed, we would have needed about 25 new texts by the rest of the wild bunch, for reasons of balance. Thus another yes would be required. So, gosh, enough good chances to fail. Everybody would have reworked his or her own contributions before the final cut – of course (thereby doing the post-production). I’m sure there would have been a quite clever way of reassembling the texts, working with Dream-Logic-fuelled chapters (titles) – it all would have been done with recurring phrases, sentences, quotes – undermining linear texts & simple time lines. The fucking angels in the details. The book would have been a great genre-mix of fiction, thought, sex and crime, transcendental nonsense, fucking great music, time travels and travel stories. Jukeboxes and autobiographical snippets included. Let’s call it a day. We’re still here, that’s the good news. 300 dollars (this is serious) for that reader outside the inner circle who copied them all! ALL, not just 75 or so. One lady or gentleman from the inner circle would get the forthcoming edition of THE MAGICAL WORLD OF THE STRANDS, our reissue of August 2015. And ten free copies of the book in spring 2017. Won’t happen. „Nothing in my life is numbered / In my life nothing is planned / You might think you see purpose / When what you’re seeing is a fool / A thin line like from a spider / Upon which I dance / Nothing in these days is constant / Come home to chance“ (The Go-Betweens & me).
2015 31 Mai
13 Recommendations for long summer nights, armchair travelers, movie lovers and followers of brilliant new TV series
Michael Engelbrecht | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Tags: TV Serien | 3 Comments
01) It! The Terror From Beyond Space (classic) – ***
02) The Train (classic) – *****
03) ’71 – **** (nftfoh)
04) It Follows – **** (nftfoh)
05) Ex Machina – ****1/2
06) Ray Donovan (season 1 & 2) – **** (nftfoh)
07) Hinterland (season 1) – ****
08) Whiplash – ****
09) A Most Violent Year – ****
10) Paper Moon (classic) – ****1/2
11) The Americans (season 1, 2 & 3) – **** 1/2 (nftfoh)
12) John from Cincinatti (surreal surfer series, cult value) – ****1/2
13) Banshee (season 1 & 2) – **** (nftfoh)
2015 31 Mai
Ende einer Ära (2)
Michael Engelbrecht | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Tags: Borussia Dortmund, Jürgen Klopp, Lone Wolf | 1 Comment
Bald war stoischer Gleichmut gefragt. Bis auf zwei Spieler lieferte das Team nach dem Zeitpunkt des Wolfsburger Ausgleichs eine durchweg, freundlich ausgedrückt, durchschnittliche Partie ab, da war keine Wendung zum Guten zu erahnen, auch wenn die überwiegend schwarzgelben Fans im weiten Rund noch manchen Ermutigungschorus im Repertoire hatten.
Wieso beging Kehl vor dem Standard, der die Wende einläutete, ein völlig sinnloses Foul an Gustavo, der bloss einen Pass ins Niemandsland spielte? Wo waren Reus und Gündogan, als alles den Bach runterging? Später sahen wir noch Delling und Klopp über den Bildschirm flimmern, und Klopps letzter Auftritt als Trainer verriet, dass das hier alles andere als das routinierte Abwickeln eines letzten Arbeitstages war. Er wusste, dass jede Umarmung eines Spielers die letzte war. So fühlte er sich auch.
Und es darf die Frage gestellt werden, warum mit diesem tristen Bluesakkord des Schlusspfiffs die Ära Klopp besiegelt werden musste. Hätte es nicht Optionen gegeben, nach dem verflixten siebten Jahr einen Nullpunkt im Jahr acht zu setzen: was ist wirklich hinter den Kulissen passiert: hat es, wie ich ahne, manchmal zu heftig geknallt zwischen Zorc und Klopp? Hätte ein Mediator geholfen? Oder war es doch ein Solo von Klopp, den Abschied einzureichen? Sowas passiert weder aus heiterem noch aus bewölktem Himmel „einfach so“! Okay, okay: „Hätte, hätte, Fahrradkette“. Unser Zug aus Berlin wird bald in Dortmund ankommen. Kein DJ heute in der Hafenkneipe, der alte BBC-Sendungen mit Joe Strummer auflegt. Keine neuen Freunde im Kreuzviertel.
Sie könnten mal, wenn Sie Trauerarbeit leisten wollen, mit dem Fahrrad oder Auto am Borsigplatz im Kreis fahren. Statt einer grossen, wehmütigen Party mit hunderttausend Teilnehmern, sehen Sie ein paar Betrunkene, einen Pudel, der an einen Laternenpfahl pinkelt – und ein Zeitungsblatt segelt, wie in einem alten Robert Wyatt-Song, durch die Lüfte. Wir sehen uns dann bei der nächsten grossen Party, in 50 Jahren! Weniger lakonisch: es gehört zum Ende einer Ära, dass danach die etwas tristeren Zeiten kommen. Ein Thomas Tuchel wird diesen langen Übergang zu moderieren haben, er wird kaum eine Chance haben, die Mannschaft hat ihren Zenith überschritten, und Mourinho (mein zweitliebster Trainer, ich gestehe!:)), kann leider kein Deutsch.
Wohl dem, der die Musik liebt! Zeit für „Lone Wolf“, für Rickie Lee Jones. Und, an Tagen wie diesen, gerne auch „Sailing“, oder „Road To Nowhere“. Da können die Wolken ruhig pinkfarben sein. Jürgen Klopp ist, schon jetzt, ein „lost classic“. Mit Ulla (Frau) und „Emma“ (Hund) geht es erstmal in den Urlaub, klar, nach Sylt. Insel der Manafonisten. (Die Konsequenz für mein Leben ist einschneidend: zum ersten Mal seit meinem sechsten Lebensjahr lege ich ein einjähriges Borussia-Sabbatical ein.)
2015 30 Mai
Entdeckung 1 (1975) und 2 (2015)
Michael Engelbrecht | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | 21 Comments
– Wo bist du gelandet, als du heute Abend die ESC-Taste drücktest?
– In Paris, 1975. Bei einem Konzert von Jethro Tull. Beim Autofahren. Grosser Spass.
– Du hast eine Geschichte mit den Briten?
– Wie tausend andere. Die Girls bekamen immer leuchtende Augen, wenn Ian Anderson seine Querflöte blies. Und er konnte mitunter so sanft säuseln wie Cat Stevens. Ansonsten fand ich als Teenager „Aqualung“ toll, aber richtig gepackt hat mich „Thick As A Brick“. Die ganzen brachliegenden Sehnsüchte damals verdichteten sich auf einigen Schallplatten, „Foxtrot“ gehörte dazu, „Sgt. Pepper“, „Atom Heart Mother“. Und eben „Thick As A Brick“.
– Und jetzt vor dem Einschlafen?
– Da bin ich in der Gegenwart gelandet. Liege im Bett. Den toten Punkt überwunden. Und höre eine CD, die mir ein Freund aus London geschickt hat. Wunderbar. Eine Entdeckung. Bislang kannte ich diesen einsamen Wolf nicht.
– Was für ein einsamer Wolf?
– Paul Marshall nennt sich „Lone Wolf“. Wunderbar asketische Lieder von einem, der die späten „Talk Talk“ gut kennt. 50er-Jahre-Jazztrompeten, stille Lieder. Paul Buchanan dürfte das auch sehr gefallen. Das Album heisst „Lodge“. Ich weiss gar nichts über diesen Sänger. Ist bestimmt auch was für Freunde der Songs von John Martyn. „I’ve been sleeping with a blindfold on, sleeping with the curtains drawn,” singt er einmal. Ohne jede Spur von Weinerlichkeit.