Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

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2021 9 Aug.

Michael Stipe wants to make mistakes

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In the early days—and I’m talking about up to “Document,” the first seven years of the band—I saw mystery as a crucial element of seduction. Of creating a desirous image—I don’t even know if that’s a word. Mystery was an important part of it. “Willful obscurity” is the term that was used against me, or the band. But there was a useful obscurity that disappeared around “Document.” And I think, actually, politics is what pulled us away from that. Also, I honed my chops as a lyricist. I wasn’t just reading words that sounded good and that felt emotional and important, which is what “Murmur” is. Don’t try to make sense of it—it’s as obscure as anything by Sigur Rós or Cocteau Twins. But I did have, or I discovered, a knack for words, and then I worked and worked to make it as good as it could be.

[…] “Fables” became like putting together a storybook of characters, pulling from real life but creating these fictive—is that a word?—narratives. It goes from real life to fantastic. I went through a very dark period during “Fables.” A year and a half—really hard. And I came out of that dark period with incredible clarity. Which found its way into “I Believe,” and into “These Days,” really important songs to me. I think they’re beautiful songs. I don’t think they’re the best thing I ever did, but, for me, those songs defined a new way of planting my feet on the ground, folding my arms across my chest, and saying, I am here, I’m not fucking going anywhere, and I’m going to do the best I can. And then I had purpose. I think that was realized and cauterized in “Document.” And it was seven fucking years of Reagan-Bush, at that point, and aids, and a country even more divided and separated—we had no idea how it would become, but, at that time, it was as dire and infuriating as it had ever gotten. But that helped to galvanize an attitude that pushed things out of the idea of mystery, out of the idea of willful obscurity, into the idea of, I want clarity, I want people to know what I’m saying.

And, also, I realized somewhere along the way that, with my voice, I could sing almost anything, and I could make people cry. My singing voice is very powerful. Just the sound of it. And I don’t want to put shit out there that doesn’t have some underlying meaning. If someone’s searching for meaning, they’re gonna find it. And it’s there. And that’s willful—the desire to communicate.

[…] For me, an R.E.M. song was a little like a door opening into culture. A world of references.

Someone who doesn’t listen, and doesn’t care, should be able to sing along to it, if it’s got good riffs—not riffs. . . . What are they called? Hooks. In the car, or when you’re washing the dishes.

 

(from The New Yorker, August 8)

 

2021 7 Aug.

Wo kommt denn, dieses Komma her?

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Vor einiger Zeit, hat irgendwer mal diesen, älteren Text von Bastian Sick („Das gefühlte Komma“) hier gepostet. Ich fand, den sehr aufschlussreich für meine anhaltende Verwunderung, darüber wie unglaublich viele Leute, hierzulande, völlig selbstverständlich, Kommas setzen. Mir, geht es, ganz oft so, dass ich, auch von professionellen JournalistInnen, Texte lese, und nicht nachvollziehen kann, warum der- oder diejenige Kommas setzt. Bemerkenswerter Weise, sind es fast immer nicht zu wenige, wie man meinen könnte, sondern, stets, zu viele. Ich stolpere darüber jedes, einzelne Mal. Immerhin hat das Komma beim, Lesefluss, ja den Sinn und Zweck, dass man eine, wie auch immer winzige, gedankliche Pause macht. Um auf den oben verlinkten Text zurückzukommen, da wundere, ich, mich dann häufig darüber, wo andere Leute „Pausen fühlen“, so dass sie sich veranlasst fühlen, ein „gefühltes“ Komma einzufügen. Vor einiger Zeit habe, ich damit begonnen, jedes Mal, wenn ich so einen Fall lese, und darüber stolpere, diesen Satz in ein Textdokument zu kopieren, in dem ich all diese Fälle sammle. Fälle, in denen es sich offensichtlich um einen Tippfehler handelt, sind damit nicht gemeint – nur solche, in denen der Verfasser das aller Wahrscheinlichkeit nach, bewusst gesetzt hat. Schließlich ist es, gerade, in Zeiten, wo viele auf Smartphones tippen und texten, und wo man, speziell im Fall von Sozialmedienkommunikation und Online-Diskussionen, für jedes Satzzeichen eigens die virtuelle Tastatur auf dem Display von der Buchstaben- auf die Sonder- und Satzzeichenauswahl umstellen muss, klar, dass das nicht aus Versehen, sondern jeweils sehr bewusst geschieht. Ein Komma wegzulassen, in Zeiten, in denen der Rechtschreibung im Allgemeinen wenig Liebe geschenkt wird, ist zweifelsfrei einfacher, als eigens eines einzufügen. Was mag wohl in all diesen Fällen der gedankliche Anlass (gewesen) sein, Kommas einzufügen?

 

Die Ära Trump, war und ist das Spiegelbild der USA heutiger Stand.

Ein gesunder Geist, sollte alles hinterfragen.

Manche sind, und bleiben halt „Deppen“.

Wissen verbreiten, statt Unsinn.

Für möglichst produktive Arbeit, sollten Aufgaben priorisiert werden.

Ich denke, dass die Bundes CDU, die nicht mehr vorhandene Brandmauer im Osten, zum Schein bis über die Bundestagswahl hinaus, hoch genug halten wird.

Dank unserer flexiblen Finanzierungsoption, können Sie das Brazilian Butt Lift sorgenfrei durchführen lassen.

Welche Filmkamera, zeichnet den in H265 auf?

Medien, ohne jeglichen Bezug zum Film, versuchen das leider manchmal. 

Aufgrund einer unerwartet hohen Nachfrage, sind die von Ihnen bestellte Artikel leider nicht mehr lieferbar.

Wie überall sonst, gelten die bekannten Abstandsregeln auch im Kino.

Wie gewünscht, buchen wir diese von dem uns genannten Konto ab. 

Liebe Kund*innen, wir bitten Sie, während Ihres Einkaufs, eine medizinische Maske zu tragen.

Kunden brauchen meines Wissens, keinerlei Quellangabe zu machen.

Diesen flüchtigen Eindruck haben wir aber nachhaltig, im Rahmen der Flüchtlingskrise versaut.

Nach anfänglichen Problemen, ist jetzt wieder alles paletti.

Für Reparaturen von Kaffeevollautomaten außerhalb der Garantiezeit, klicken Sie bitte hier.

Von allen filmischen Stilmitteln, ist das Licht das spannenste. [Startseiten-Satz auf einer Fotografien-Website]

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Bis zur endgültigen Bearbeitung des Widerspruchs, bleibt die BKA 2019 in Höhe von 199,21 € gesperrt.

Ihrem Wunsch entsprechend, haben wir Ihr Passwort erfolgreich zurückgesetzt.

Mit dieser mail, möchten wir Euch einen Überblick und Ausblick über die Themen bieten, die wir aktuell betreuen.

Durch die Teilnahme beim NielsenIQ Panel, können Sie sicherstellen, dass Ihre Stimme als Verbraucher deutlich zu hören ist und großartige Prämien verdienen.

Nach drei Jahren als Geschäftsführer eines Produktionshauses, habe ich meine Denkweisen und Erfahrungen festgehalten.

Durch die Stimme und mit dem Blick eines Pferdes, erzählt dieser kurze Dokumentarfilm von einer poetischen Reise in eine alte nomadische Kultur.

Hoffentlich passt sein Weltbild ,für seine Wählerschaft ,dann einfach nicht mehr in die nächste Periode.

Die Welt von heute, ist nicht die gleiche wie in vier Jahren.

Durch diese Willkür unserer Politiker, habe ich gerade jeglichen Glauben an Demokratie und Recht verloren.

Bei Antifa Demos,ist die Polizei doch auch in großer Stärke vorhanden. Warum hier nicht?

Mit Bezug auf die CDU, sehe ich 2 wesentliche Effekte als entscheidend an.

Wer würde von euch, den Pavillon aktiv nutzen wollen ?

Ich persönlich, möchte kein Gespräch mit Herrn #JensSpahn.

Seine Performance, ist ein Teil seiner Personalität.

Aufgrund von Problemen auf einer Baustelle in Nordafrika, ist er gezwungen dorthin zu reisen 

Demokratie und soziales Miteinander, gehen für mich anders.

Ungefähr zwölf Jahre später, kaufte ich mir REINE NERVENSACHE.

Meiner Meinung nach, sind die Ausreden der Regisseurin sogar erfunden.

Trotz der Nähe, bleiben die Beiden mir merkwürdig fremd.

Bei den ganzen tollen Kommentaren, sollte ich es auch mal wieder wagen wieder einen Tatort zu schauen.

Durch das neue Notwist Album mit eindeutiger Referenz, wieder mal Can aufgelegt.

Bei einer Kamerafahrt wie dieser, bräuchte man doch nochmal exakt dieselbe Kamerafahrt.

Statt eines dringend erforderlichen politischen Wandels, wird im Herbst eine schwarzgelbe Koalition die Regierung übernehmen.

Für eine Band dieser Größe, halte ich die Entwicklung für bemerkenswert.

In den letzten 16 Jahren hat sicher die absolut unbestechlich wirkende Angela Merkel, dies überstrahlt.

kurz nach ihrer Geburt, kam Alexa in der Werbung

Schöner Abschluß, des Debuts dieser Ausnahmekünstlerin.

So, sehe ich das auch.

Nach diesen fein gewählten Worten von Dir, kann man gar nichts dagegen sagen.

als großer Verehrer von Joni, war mein Interesse geweckt.

Schwere allergische Reaktionen treten anscheinend nicht häufiger auf, als ohne­hin in der Bevölkerung.

Daran erkennst du aber auch, das Erfahrung gefragt ist, nicht umsonst, haben einige Kollegen daraus einen Beruf gemacht.

Die Künstler haben hier ihre gesellschaftliche, Aufgabe exakt erfüllt.

Die erste ernstzunehmende Rezi in der Süddeutschen, findet das Buch nur so semi.

Nach der Veröffentlichung von „Pretending“, lieferte Gartland jüngst mit „More Like You“ einen weiteren Vorgeschmack auf ihr kommendes Debütalbum

30 Jahre nach der Veröffentlichung von U2s fünftem Studioalbum The Joshua Tree, bringt Island Records eine Anniversary Edition dieser bahnbrechenden Platte heraus. 

Nach der großen Arbeitslosigkeit im ersten Halbjahr, haben im November wieder mehr Menschen in den USA einen Job gefunden.

Unser internationaler Cast, setzt sich aus Laien, Performer*innen und professionellen Schauspieler*Innen zusammen: 

Die Mehrheit der Berliner, war für den Erhalt des TXL!!!!!

Zur Zeit sind Krautsounds bei jungen Musikern rund um die Welt, wieder ziemlich angesagt.

Am 22.03.2019, ist einer der ganz großen Künstler, von der Weltbühne gegangen. […] Die einzelnen, ersten 4 durchnummerierten Alben „Scott 1-4“, sind die großen, ersten Solomeisterwerke, des einstigen Leadsängers der Walker Brothers. […] Danach folgten freilich, solche Klassiker und Meisterwerke, fernab des Mainstreams, wie „Climate of Hunter“, „Tilt“, „The Drift“ und „Bish Bosch“. […] Das fünfte Album, dieser 5-CD-Box, ist „Til the Band Comes In“, dass einige erstklassige Coverversionen und einige, großartige Eigenkompositionen enthält. […] Scott Walker ist einer der wenigen, kompromisslosen Künstler

Der österreichische Film ohne ihn, ist für mich undenkbar.

Nemesis ist der andere, Film des Drehbuchschreibers?

Als großer Fan von Giant Sand, war ich dann auch Fan erster Stunde bei Calexico.

Einfach herrlich! Meine, alten, Helden hier versammelt spielen zu hören!

Mit rund 700 Kalorien pro Stunde, hat das Rudern einen sehr hohen Kalorien-/ Fettverbrauch und eignet sich dafür hervorragend zum Abnehmen. 

Mit Aufruf der Karte von Google, erklären Sie sich einverstanden, dass Ihre Daten an Google in ein nicht EU-Land übermittelt werden 

Mit dieser Mindestmenge am Tag, schaffst du es allerdings nur die lebensnotwendigen Körperfunktionen abzudecken. 

Die vorwiegend christliche Bevölkerung Mikronesiens, gehört mit den Bewohnern von Nauru und den Marshallinseln, laut Statistik zu den dicksten Menschen in der Welt.

Ihr Vater war Alkoholiker, trotz der Scheidung, war ihre Kindheit davon geprägt. 

Während meines dreitägigen Aufenthaltes, unternahm ich am ersten Tag eine ausgiebige Begehung der größten Stadt Kolonia. Für mich ging es nach zwei Nächten in Kolonia, mit dem berühmten Insel-Hüpfer der amerikanischen Fluggesellschaft United, weiter auf die Marschall Inseln.

Es gibt im aktuellen Spektrum des Bundestages auch keine Partei, der ich ferner stehe, als der AfD.

Er sagt etwas im Kern grundsätzlich Anderes, als der Autor des ursprünglichen Artikels. 

Die Ausführungen eines Statistikers zum Thema würde ich anders bewerten, als die eines Fernmeldeingenieurs.

Kann mir leider kaum etwas unspannenderes vorstellen, als ein weiteres New Order-Live-Album.

hat weniger mit der anlage, als mit der komprimierung zu tun

Ich habe in der Erntezeit auch schon den gleichen Job, wie meine ukrainischen Kollegen gemacht !

Dank meiner Familie war mein heutiger Geburtstag nicht so trostlos, wie befürchtet.

Ihre Skepsis wird letztlich aus dem gleichen Gedankengang gespeist, wie bei Verschwörungstheorikern. 

Hier ist die vorgehensweise im Prinzip genauso, wie bei der klassischen linearen Abschreibung: 

Es „besteht“ angesichts der Pandemie wohl kaum ein Land/eine Nation auf Grundrechte, wie die Deutschen.

Dabei wollen wir jedoch erwähnen, dass viele der Alternativen nicht alle Muskelgruppen derart intensiv fördern, wie ein Ruderergometer.

Wie immer, gab es Kommentatorinnen und Kommentatoren, die vom Rand ihren Senf zu allem gaben.

Ihr Kommentar zeigt – wie man mit wenig Wissen – dennoch viel behaupten kann.

Für so viele Verfahren, haben wir nicht genügend Richter.

Nach ihrer Unterschrift, fertigt der Notar hingebungsvoll beglaubigte Abschriften für uns aus,

Vor allem die rhythmische Basis, ist so eine kongeniale Verbindung elektronischer und analoger Schichten.

Es sind doch einige Tracks dabei, die musikalisch und wegen des Klangs, von mir nicht häufiger als sehr sehr selten gehört werden würden.

Deshalb hält die, eindeutig um einiges spek­ta­ku­lärer, insze­nierte Serie, zwar die Spannung, aber verliert dabei an Glaub­wür­dig­keit und enttäuscht nach hinten.

Durch den ständigen Rückbau der medizinischen Versorgung durch die Regierungen der letzten Koalitionen, wurde unser ganzes System so weit zurückgefahren, dass eine große Gefährdungssituation entstanden ist, die erst zu Beginn der Corona Krise in Angriff genommen werden musste, um sicherstellen zu können, dass die Versorgung der Infizierten, zumindest Ansatzweise funktionierte, zum Glück ist das noch gut gelungen, wenn man mal von der Beschaffung des medizinischen Materials absieht!

Das Rudergerät eignet sich für Anfänger, oder ältere Menschen, auch als Ganzkörpertraining.

Hier, habt ihr ein Bild vom Jupiter.

Zappa, war immer sehr avantgardistisch und auf der Suche nach neuem.

Dieser Sub-Plot entwickelt sich zu einem stimmigen Familiendrama – wodurch das Verhalten dieses Mannes motiviert wird, der trotz seines wuchtigen Äußeren, nah am Wasser gebaut ist und der einfach nur geliebt werden möchte.

Die FDP wurde hier erwähnt und bezogen auf das neue Ampelsignal des vergangenen Wahlwochenendes, könnte sie ja bald wieder eine Rolle spielen, daher war mir danach, in diese Richtung zu sticheln.

Wie kann nur dieser Senat den Willen, der Mehrheit der Berliner so ignorieren?

Lieben Dank, für Eure Vorstellung.

 

Manchmal allerdings muss auch ein Komma alles alleine machen:

 

Menschen, die sich sportlich aktiv betätigen haben einen höheren Proteinbedarf als Andere die wenig Sport machen.

Und einen ganz faszinierenden ausufernden Fall zum Abschluss:

die Arbeiterinnen & Arbeiter, verdienen nicht ausreichend um die laufenden Kosten, mit einem Mindestlohn zu bezahlen,

alleinerziehende Mütter, haben es besonders schwer, Kindererziehung & Job, unter einen Hut zu bringen & dann noch genug zu verdienen,

nach Corona, falls es das überhaupt noch geben wird, wird die Anzahl der Menschen die Hilfe zwingend und unverschuldet, in Anspruch nehmen müssen, nicht weniger,

ein Zu Friedens Zeiten – Ministerium, sollte Abhilfe schaffen, für die eigenen Menschen im eigenen Land, unabhängig von Haut & Haar & Herkunft,

andere Länder auf diesem Planeten, haben ein Ministerium zum Glücklich sein,
doch da wollen wir evt. gar nicht hin, oder noch nicht,

doch ein friedliches Miteinander ist schon ein Anspruch volles, hohes Gut,

die Frage in diesem Zusammenhang, ist einfach nur in welch einer Gesellschaft ,
wollen wir, in einem hochentwickeltem Industrie Staat, in Zukunft leben,

die die “ Schere “ die angeblich immer weiter auseinander geht, ist doch längst überdehnt,

die Frage die offen da steht, ist doch einfach nur, wieviel das eigene “ einfache “ Volk
noch in der Lage ist, zu ertragen ,

die Populisten können doch nicht das anziehende Magnet sein…

 
 


 
 

 
 

Der Sommer hat es endlich auch nach Berlin geschafft! Dass die gefühlt endlose graue Berliner Jahreszeit in ihre Sommerpause geht, war in früheren Jahren auch schon mal einige Wochen später der Fall; selten allerdings war der Wetteraufschwung so ersehnt und willkommen wie in diesem Jahr – die ebenfalls gefühlt endlose Corona-Tristesse hat uns hier über die letzten Monate zunehmend zugesetzt. Ein paar Sommermonate, bevor es vielleicht schon im September wieder in die nächste Corona-Isolation geht – fürs beanspruchte Gemüt also eine selten wertvolle Stimmungsspritze. [Da wir keiner Risikogruppe zugehören und keinen für eine baldige Impfung hilfreichen Berufsstatus haben, vertrösten uns mehrere Hausärzte und mittlerweile auch wieder der allseits geschätzte Herr Spahn ja auf eine Erstimpfung voraussichtlich im September … was dann zu Weihnachten auch uns den von den Impfluencern (und vielen jüngeren Freunden in den Vereinigten Staaten oder Israel) sozialmedial hochgehaltenen „Geimpft“-Status bescheren dürfte. Wir freuen uns also schon darauf, in den (leider sehr kurzen) Weihnachtsferien dann einen Urlaub planen zu können.] Die mittlerweile zahlreich und anhaltend durch Reisebeschränkungen verunmöglichten Job- und Projektangebote schmerzen dennoch – eben auch, weil das nun dummerweise wohl auch noch den Spätsommer und Herbst beeinträchtigen wird.

Nie zuvor in meinem Leben habe ich so viel Rotwein gekauft (und getrunken) wie in diesem Corona-Winter. Aber keine Sorge: Trotz Stimmungsverstimmungen habe ich keinerlei Neigung zum Alkoholiker; mehr als zwei Gläser trinke ich eh nicht, von einer Geburtstagsfeier abgesehen. Zuletzt habe ich hingegen auch mal einen Koffein-Entzug durchgemacht. Das war nicht lustig – aber hilfreich. Ein kleiner Espresso alle zwei Tage am Vormittag reicht seither locker, um bis spät abends angeregt und angenehm wach zu sein. Anlässlich dieses Sommeranfangs möchte ich dann auch mal wieder aus meiner Blogabstinenz herauskriechen, das eingerostete Schreiben wieder hochfahren und ein paar Alben empfehlen, die mich gut durch die letzte Zeit gebracht haben.

Ganz wunderbar: das intensive Ambient-Album „Sutro von Christina Chatfield, acht Tracks, rund 66 Minuten, gibt es leider nicht in physischer Form, daher habe ich mir die Bandcamp-Dateien auf CD gebrannt, ganz altmodisch, denke aber, dass das auch als Kopfhörer-Album super funktioniert. Mich zieht das episch schwebende Album der kalifornischen Elektronikmusikerin bereits seit März stetig in den Bann und zählt zu den von mir am häufigsten gehörten Alben in diesem Jahr. Es lässt sich hervorragend von dieser sanften Energie hinfort treiben.

 

 

 

 

Ebenfalls aus Nordamerika, aber aus einer vollkommen anderen Ecke (und Szene) und erst jüngst erschienen: Allison Russells erstes Soloalbum Outside Child. In Montréal geboren und aufgewachsen, lebt die Musikerin nach jahrelangen traumatischen Erfahrungen mittlerweile in Nashville. Als Schwarze in der Country-Hochburg sticht sie heraus – ebenfalls in Tennessee lebt ja die gleichaltrige Valerie June, deren neues Album mir, erwartungsgemäß, ebenfalls sehr gefällt; es ist stilistisch ähnlich lose und frei, eingängig und stimmungswechselhaft, doch Allison Russells Themen hier sind weitaus aufwühlender, und die Mischung aus dunklem Blues und Americana und Soul passt da hervorragend. Eine eindringliche Liedersammlung, deren Tiefe und Komplexität sich langsam entfaltet und lange nachwirkt.

Zwei Alben mit langen, gedichthaft und leidenschaftlich gesprochenen Texten – beide zudem aus England, beide so unterschiedlich wie nur vorstellbar, auch in der Art des Vortrags, sind, erstens, die derzeit von mir am liebsten gehörte Debüt-LP des Quartetts Dry Cleaning, produziert von John Parish, seit Jahren stets eine sichere Bank für klasse Alben: drei junge Männer aus London, die mit einem recht reduzierten Instrumenten- und Stilarsenal einen frappierend wandelbaren IndieRock vorlegen, der hier und da an die von mir stets geschätzten Sonic Youth erinnern, andere denken wohl u.a. an Wire – und dann haben sie mit einiger Überredungskunst eine befreundete Illustratorin, bildende Künstlerin und Lyrikerin dafür gewonnen, zu dieser Musik auf trockene Weise latent surreale Texte darzubieten. „Deadpan“ wird diese Art des Vortrags gerne genannt, nicht wenige sehen bzw. hören Parallelen zu Kim Gordon und Laurie Anderson, was ich gut nachvollziehen kann, beim Hören allerdings denke ich daran nie. Toll, wie diese Band über zehn Stücke mit feinen Tempo- und Stimmungswechseln die Energie und Intensität des gemeinsamen Performens steuert und variiert. Die Texte sind durchaus fesselnd und spannungsreich in ihrer Musikalität, vergleichbar gelingt es Kate Tempest eine Grenze von Lyrikvortrag und Rap auszuloten.

Apropos, zweitens, das neue Album des karibischstämmigen, in England hochgeschätzten Poeten und Romanciers Anthony Joseph, der auch kreatives Schreiben lehrt, knüpft da sehr gut an. Entdeckt habe ich sein Werk, als die von mir sehr verehrte Meshell Ndegeocello sein famoses Album „Time“ produziert (und darauf mitgespielt) hat, seine bislang vier Soloalben tauchten seither zuverlässig in meinen Jahresbestenlisten auf. Auf diesem neuen präsentiert der Mittfünfziger seine Musik weniger all over the place oder opulent als etwa auf den exzellenten Vorgängern „Caribbean Roots“ und „People of the Sun“, hat eine kompakte, jazzige Band zusammengestellt, die ordentlich Zunder gibt, auch Shabaka Hutchings ist wieder dabei, und seine Texte gehen gewohnt vom Persönlich-Poetischen übers Gesellschaftskritische ins Politische, wie sein diesmal flammender Albumtitel bereits ankündigt: The Rich are Only Defeated when Running for their Lives. Auch Anthony Joseph sollte jene, die etwa Kate Tempests Energie oder die Eindringlichkeit des famosen Werks von Moor Mother schätzen, ohne Probleme ebenfalls ansprechen, mich erinnert er allerdings immer wieder auch an Wadada Leo Smith, wegen der Präsenz und der engagierten Themen und gerade auch wieder aufgrund der „sprechenden“ Titel. Wadada hat im übrigen aktuell sogar zwei neue Alben bei seinem Hauslabel, dem finnischen TUM Records, parat, beides 3-CD-Alben, eines davon mit Bill Laswell und Milford Graves, das andere komplett solo. Bislang kenne ich nur letzteres, es trägt den allernaheliegendsten Titel, Trumpet, und es wurde im Sommer 2020 in einer alten Kirche im Süden Finnlands aufgenommen, wo wir vor haargenau zehn Jahren, im Juni 2011, auch ein improvisiertes Konzert gefilmt haben, mit Frode Haltli, Maja Ratkje und zwei Finnen. Im fertigen Film wurde es zwar nicht verwendet, aber es hat mich jüngst gefreut, die Beiheftfotos mit Wadada in und vor dieser Kirche zu sehen, auch weil ich das Angebot hatte, im Mai eine Albumsession mit ihm und Andrew Cyrille in Brooklyn filmisch zu begleiten, was aufgrund der Corona-Beschränkungen leider nicht möglich war.

Sehr speziell — um nicht gar zu sagen: ein Album, in das man sich einarbeiten muss — ist Maxwell Sterlings Turn of Phrase. Ich habe die LP „blind“ bestellt [bzw. müsste man korrekterweise eigentlich sagen: „taub“ gekauft…], nachdem ich eine enthusiastische Rezension mit der Überschrift „Modern Classical trifft auf IDM auf einem wahrlich atemberaubenden Album“ las. An sich zwei Genres, die mich üblicherweise nicht hinter dem Ofen hervorlocken – hinter „Modern Classical“ verbirgt sich allzu oft Pseudo-Tiefgründiges bis Banales im Minimalismus-Gewand, das mich oft langweilt, in der IDM-Schublade erwarte ich vorwiegend Musik im WarpRecords-Stil der 1990er — wovon ich zwar sehr vieles kenne, aber über 20 Jahre nach Ende der Neunziger (und seither konstant gelungenen bis großartigen Autechre-Alben) nicht wirklich Bedarf verspüre, neue Veröffentlichungen im Revival-Stil zu erwerben. Mr Sterling, dessen vorige LP ich nicht mehr erwischte, indes macht durchaus ein völlig eigenes Ding, und die oben zitierte Überschrift trifft in der Tat den Nagel auf den Kopf: eine solche Verzahnung, Verschmelzung der beiden Klangwelten kommt einem nicht alle Tage unter. Das erinnert mich wieder einmal daran, wie bedauerlich es doch ist, dass Mira Calix (Südafrika+Suffolk) nach ihren genialen Arbeiten auf diesem Terrain seit so vielen Jahren als veröffentlichende Komponistin verstummt ist. Speziell ihr drittes Album Eyes set against the Sun (2007)  ist ein Klassiker dieser Stil-Verbindung, die nach meiner Kenntnis nicht viele empfehlenswerte Platten hervorgebracht hat, 2018 – Teil meiner damaligen Top 3 – auch Lageos von Actress (Darren Cunningham) und dem LSO.

Sterlings „Turn of Phrase“ arbeitet zwischendurch mit Detroit-Anleihen, verfremdeten Sprachsamples und manch anderen schwer zu verortenden Klangelementen; ein ziemlich großartiges Stück ist dann kurz vor Schluss die acht Minuten lange Kollaboration Tenderness mit der mysteriösen Poetin Leslie Winer, die einst mit Burroughs und Basquiat zu tun hatte und seither immer mal wieder auf Avantgarde-Alben auftaucht (u.a. Carsten Nicolai, CM von Hausswolff, Jon Hassell oder auch dem 1987er, nach wie vor 5-Sterne-Debüt von Sinéad O’Connor).

Abschließend noch zwei kleine (Lese-)Empfehlungen ohne viele Worte am Rande: Ein Hinweis auf das neue, wahrlich afrofuturistische Album der schillernden Dawn Richard, das im „New Yorker“ schön gewürdigt wurde. Und sehr gefreut hat mich der wertschätzende Text zum 40. Geburtstag von „The Fox“, Elton Johns gar nicht typischem „lost gem“ aus den Jahren, als er weder noch mit seinen „Klassikern“ der Siebziger beschäftigt war, noch bereits in den MTV-Achtzigern angekommen war, die mit dem 1983er Revival „I’m still standing“ begannen.

2021 28 Apr.

Beyond The Hits

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This song evokes the abject lostness of King’s Cross so perfectly, this site of historic battles where people arrive in London from The North and Scotland and where they return to, to leave. At the time this song was written, and until recently, the area was quite empty but for remaining sections of bombed out streets, warehouses – some of which were clubs – and a nature reserve. It was like an embodiment of the dark side of London’s anonymity with small oases in it. Now King’s Cross is home to the Eurostar, Amazon, Google and St. Martins it’s nowhere-ness seems amplified. No matter how many fancy buildings go up you can still sense Boudica’s ghost and faintly hear the strains of a sad song like this one as you get your overpriced oat latte.

 

… and much more – Lesetipp für Jan (and other fans of British pop music)


 
 

In 2020, I was probably at only two concerts – Silent Fires in February, and Pericopes in October – both of which are bands with pianist Alessandro Sgobbio, who graduated at music academies in Parma and Oslo, and that is why many of his projects have been taking place between Norway and Italy. The striking Silent Fires album, Forests, was one of my top Nordic releases 0f 2019, available through the enthusiastic (predominantly) jazz label AMP Music and Records, founded in 2014 and managed solely by Oslo-based jazz drummer Anders Thorén. To this date, AMP has released more than 70 albums, among them such highly recommended favourites of mine as Ayumi Tanaka’s debut trio album, Memento, the original project Modes for all Eternity by WAKO & Oslo Strings, or the highly inspired trio Ground 71 from Northern Italy. Just recently, AMP changed the logo and design approach, and Alessandro is back on the label with the debut album of his project Hitra, Transparence, described as a genre-fluid journey into imaginary, lost and hidden places.

 
 

I see that you wrote all the music and are mentioned as producer. So is Hitra rather a project based on your ideas or more like a full-band project of four equals?

 

Yes, I produced the album and wrote the music, but I think that the best way to describe this project is an open musical encountering of four musicians and their own personal voices. It’s nice for me to see and hear how this polyphonic dialogue could well re-shape the compositions (and the improvisations, of course) with a deeper level of a creativity and meaning. Also, some of them are quite structured, some other are wide open, but overall there is «zen» freedom in the way we can approach, interpret, dismantle or improvise in between our repertoire.

 

That „zen“ approach of the music is something I feel is very strong on this album. Interestingly, it reminds me of another recent Italian-Norwegian project: Michele Rabbia, Eivind Aarset and Gianluca Petrella released an album called “Lost River”. There’s no piano on that album, though. You mixed the music with Stefano Amerio in Udine, who also recorded and mixed the “Lost River” album. In any case, your album is a beautifully unique one, stylistically, and also quite different from lots of other albums in the contemporary jazz section, on AMP as well as in general. Which references did you have in mind when you developed the music? 

 

During that period I was mainly working on my own self-perception and development of my musical ideas. The challenging situation of moving every six months (!) to a new city, music academy, apartment and spoken language (Norwegian, Swedish and Danish languages are so similar and yet so very different!), has played an important role in  pushing me towards that direction. That being said, the music on this album has a quite strong connections with my busy daily book-reading activity of that period. I remember that, for many days, I was deliberately stretching my days between silence and reflection, with a book in my hands or a grand piano in front of me, with paper and pencils ready for writing down ideas. But – of course – I was listening to a lot of music during that process, mainly checking out artists who have been developing a clear, energetically strong and personal voice. And it was definitively a wide range of intense listenings – from Arvo Pärt to Robert Glasper, with PJ Morton and J. S Bach in between – and multiple inspirations from specific works from Misha Alperin, Jon Balke, Anouar Brahem, Joni Mitchell, Christian Wallumrød, Kaja Draksler, Kayhan Kalhor and Vijay Iyer, among others.

 

What was the initial inspiration for the album?

 

A few years before moving to Oslo, I was reading a book by French writer Georges Perec and I noticed his curious mention to the lost city of Lebtit: such a fascinating story that resonated in my mind for a while. After that, other related references and readings surfaced and made that first inspiration more solid and valuable. The hidden, abandoned, demolished or imaginary places became the leitmotiv of the album, and I feel that the music included in Transparence organically matches this vision.

 

So how did Hitra as a band start? 

 

It took me some time to find the «right» musicians, but today I can say that I like a lot this line up! [Drummer] Øyvind Skarbø and I shortly played together a mini trio set (with trumpeter Hilde Marie Holsen) at my master admission at the Norges Musikkhøgskole in early 2016. In 2017, a few months after my arrival in Norway, I met [bassist] Jo Berger Myhre and asked him to be part of this project. We started rehearsing a bit in that first trio format, pretty much improvising, with no composed material at all. We just set up the instruments and started jamming for some hours. When the Norwegian Music Academy offered me a «concert + daily recording session» combo, I felt that could be a good opportunity to work on more composed material. Øyvind, Jo and I agreed on adding a fourth member to the band, and the choice immediately came to [guitarist] Hilmar Jensson, who was teaching at the Academy. I asked him if he would have been interested in joining this project – as you know, he said yes!

 

When you first told me about this project about a year ago, I was surprised to encounter the island Hitra again. It’s a fairly big Norwegian island, but it’s located in a region that not a lot of people outside Norway know much about. What is your connection with Hitra — or why did you choose that name for the band?

 

I have never been to Hitra, but I was immediately and enormously inspired by the sound of the word Hitra itself: such an enigmatic perfect word for our metaphoric island of foggy lights, hidden places and sunken cathedrals.

 

I very much like the concept of the multilingual track titles. How come you have two German titles among them?

 

Those two titles carry a special weight in the imaginary journey painted in this album. That’s actually due to my admiration for the work of poet Rainer Maria Rilke. The term “Künftiges” (future things) has a quite eschatological message, and “Lebenslauf” suggests a “life path” that can be physical and spiritual at the same time.

 

We spoke about your ideas for a cover image last autumn, when you were in Berlin to perform your previous album. I remember the title “Transparence” had been there already. The photo on the cover connects pretty smoothly with another AMP album released around the same time, by Pål Nyberg. When and how did you come across Anita Soukizy’s work in the first place? 

 

We had a first connection more than a year ago, during the promotional tour of my previous album Forests. Anita has a particular predilection for the Scandinavian music scene, so we were already in touch regarding that specific topic. Last February — after some concerts in Oslo, Berlin, Paris and Porto — with Silent Fires we finally landed in Milan for our last tour gig, but on that same day our concert got canceled (and the first official Italian lockdown started). Since the gig was not happening, we took the opportunity to make a long band interview with Anita, and also a mini video shooting. That was the beginning of our collaboration.

The first album cover reference I had in mind for Transparence was a foggy, undefined night cityscape. I asked to a few photographers for options in that direction, including Anita Soukizy (and yourself). What happened is that Anita sent me also an extra selection of more-abstract shots. While I was sharing these options with Anders Thorén, we both agreed that, among all options, there was one image in particular that felt quite accurate in visually delivering Transparence’s liquid atmospheres, so we went for it. I agree with you — its style matches the Pål Nyberg album cover, but it is only a (very good) coincidence.

 

What’s the idea behind the video teaser for the album?  

 

The idea of a night cityscape reference came back only after the album artwork was finalized. I was starting to think about an album EPK video, but then I remembered that Anita Soukizy mentioned, during a phone call, the existence of some unreleased night video shots she took in Milan. That footage has been included in the video teaser (where you can hear the opening track, “Lebtit”, played in its entirety), and I am happy I could finally materialize my very first visual intuition for this album.

 

2021 15 März

Mogwai: As The Love Continues

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Wie bei jedem Mogwai-Album teilt sich das Meinungsbild auch hier wieder zwischen den Fraktionen „ein weiteres Album im qualitativen Mittelfeld, das keine besonderen neuen Ideen zu bieten hat“ und „ihr bestes Album seit…“ – in jedem Fall ist festzuhalten, dass As the Love Continues schon jetzt das (in den Charts) erfolgreichste Album der 25-jährigen Karriere der schottischen Rockband ist.

Ich halte mich für keinen sorgfältigen Fachmann aller Mogwai-Alben, doch wenn ich darüber nachdenke, merke ich, dass ich doch fast alles mehr oder weniger gut kenne, was die Band gemacht hat. In gewisser Weise genügt es vollkommen, die preisgünstige Kollektion Central Belters zu haben, die auf 3 CDs einen hervorragenden Querschnitt aller Alben, Soundtrack-Arbeiten und Nebenstränge der ersten 20 Schaffensjahre bietet. Doch As the Love Continues, das erste neue (Studio-)Album seit dem verhalten aufgenommenen Every Country’s Sun 2017, hat mehr auf dem Kasten, als dass es über eine gute Stunde nur die alten Ideen wieder hochköcheln würde.

Der Humor der Schotten zeigt sich bereits wieder einmal in den Songtiteln; „Ritchie Sacramento“ beispielsweise, einer der sehr seltenen Songs mit Gesang, beruht angeblich auf der missverstandenen Nennung des Namens Ryuichi Sakamoto (wie vor zehn Jahren „You’re Lionel Richie“ die zufällige Begegnung des Mogwai-Frontmanns mit Herrn Richie im Wartebereich eines Flughafens aufgriff), aber klar, auch Gags würden keine mittelprächtige Platte hörbarer machen, und „Ritchie Sacramento“ ist für Mogwai-Verhältnisse ein wunderbarer Pop-Hit, der aus dem Gesamtkontext nur scheinbar durch seine Andersartigkeit herausfällt. Denn viele Stücke sind einladend bis mitreißend, auch wenn das nicht immer gleich offensichtlich ist – und, ja, emotional eingängig, ohne plump zu sein, wie das bei solchen „Post-Rock“-Scheiben schnell passiert. Auch „Fuck off Money“ beginnt mit Gesang, allerdings mittels Vocoder bis zur Unverständlichkeit verfremdet (erinnert damit anfangs an das famose „Hunted By a Freak“ vor über 20 Jahren), bevor sich leidenschaftliche Gitarrenberge auftürmen, die die ganze bestechende Kraft dieser Band zusammenfassen, wie das auch im schroffen „Drive the Nail“ der Fall ist.

Bei „Ceiling Granny“ denken nicht wenige Hörer an den Alternative Rock der (früheren) 1990er, doch der Gesang, den man hier tatsächlich erwarten würde, er kommt nicht. Und trotzdem ist es ein Song, ein eingängiger, auf sympathische Weise womöglich altmodischer zudem. Das folgende „Midnight Flit“ wird durch mehr und mehr wirr aufgetürmte und zum Ende hin wieder versickernde Streicher von Atticus Ross zum Spektakel, bevor mit „Pat Stains“ (mit Saxofonist Colin Stetson als Gast) eine angenehme Entspanntheit Einzug hält.

Flaming-Lips-Hausproduzent Dave Fridmann, der in den Neunzigerjahren beim Album Come On Die Young im Boot war, scheint eine einnehmende Melodiefreudigkeit herausgekitzelt zu haben, vielleicht hatte die Band aber auch nach den vielen Soundtrack-Projekten mal wieder so richtig Lust auf eine recht geradlinige, bodenständige Platte. Wie auch immer: Mit As the Love Continues sind Mogwai nun erstmals auf Platz 1 der britischen Charts gelandet. Und ich sage: ihr bestes Album seit … 25 Jahren.

A talk with Rasha Nahas about her album Desert – which should be a striking candidate for Manafonistas‘ best albums of 2021 lists. Rasha Nahas was born into a Palestinian family in Haifa where she grew up and lived before she moved to Berlin in 2017. In Germany she has been working with various musical and theatre productions and has just released her debut debut album Desert on her label Rmad Records.

 

One of the many things I find remarkable about your album is that these songs sound like you had been living with them for a while. I can’t exactly tell if I get that impression from the arrangements or from that fine flow in the lyrics. Some of the lyrics have such a wild, or complex, imagery that seems to be a mix of very personal thoughts and feelings and also some sentiments about society and the places you lived in. Lots of songs have a striking energy that sounds elaborate and emotionally lived-through at the same time.They sound like songs that have had some history before they’ve been put on tape.

 
 

The songs went through different arrangements. Yes, I lived with them – played them acoustically, only me with classical guitar, then I did them with more electronic elements, and then with different musicians. Little by little I started gathering the band. Me and the violinist [Shaden Nahra] have played together for seven or eight years. There was a very strong connection between me and the musicians, and we definitely explored and lived the songs a lot. It’s not a matter of time, though, rather a matter of commitment and a sense of being involved artistically. I actually wrote a lot of songs for this album, I just didn’t release them, apart from an EP in 2016.

 

You developed the music partly in your hometown, Haifa, and then you toured with it before you recorded it here in Berlin?

 

Yes, the music was written during my last few weeks in Haifa and during my first few weeks in Germany. It was really written through my transition. The title track, “Desert”, for example I wrote in my apartment in Haifa the month before I left. “The Clown” and “Ashes” were written in my first apartment here in Berlin. It was really like documenting my travel, documenting that period of my life, asking myself where I want to be – and doing it.

 

And that was three or four years ago?

 

Yes, I moved to Germany in the summer of 2017. I simply had a lot of friends here in Berlin. In 2017, we played Glastonbury Festival in England and a few other gigs, and it just made sense that I stayed here. Then I started performing here and applied for an artist visa.

 

The whole album really sounds like it could have been live in the studio, although I’m guessing there was a lot of work involved with how the the violin, the cello and the instruments in general blend together.

 

After I wrote the songs, we arranged the basics with the band, like verse, chorus, the lengths of sections and such. I worked mainly with the bass and the drums to really gain this solid, heavy feeling. The songs are intense there’s something very … like stepping in mud, you know? To me that feels like heavy steps. That was the the main work, to realise this solid rhythm section to build on.

We did work a lot with the cello and the violin lines, some of which I had in my mind – for example “Ashes”, these lines [sings] I must have had forever. I was always singing that when we were rehearsing. Then we were in the studio, and we’d never discussed it before, but I just went like, “try this line“. And it worked. A few songs were done in one take, “The Fall” for example, all of us together, including the vocals. We didn’t dub anything, just mixed it.

 
 

 
 

What was the co-producer’s role on this project? Where did he come from?

 

As for the co-producer, I basically needed someone on the technical side. As a band, we had a vision – we had a sound, but with me being lead singer and guitarist, I needed someone to execute this sound in a technical way. Plus, Jonathan is a great musician; he was a classical pianist. I trust him when it comes to giving me feedback, as a person from outside the band. Jonathan also mixed the album. I needed the same engineer to mix it, because the band really had a very specific sound, which I don’t think I could have executed without him.

 

In “Cat Lady“ I like this this raw atmosphere, with the guitar sounding almost like it was improvised, very much like played on the spot.

 

For “Cat Lady” we recorded bass, drums and guitar, then added violin and cello. And then I didn’t like the guitar part. So I just played one take of guitar on it. That was basically improvised. It was two chords, this whole song, but it has many variations. We play a lot with the colours. So with the guitar part I am basically reacting to what’s happening around me.

 

Indeed, you present all sorts of different colours on this album. At first it can be a bit overwhelming – for the listener, having all these different vantage points on your creative personality. All these elements are very fascinating to roam and experience. Every time I put on the CD, it feels like listening to a new album again. Let’s take the Leonard Cohen song: At first one might think, “why does a Leonard Cohen song end up on this album?”, but having listened to the album many times I in a way forgot it once was a Cohen song … until that fabulous chorus comes in and reminds me. Your recording of that song comes across as a very personal take, even though it’s not one that you wrote. Usually I’m a bit hesitant about people covering famous songs – and Cohen’s have been covered and recorded a lot. Singers often perform it in such a way that you can hear they like the song, but their take is not in any way unique. Here, it sounds like it’s your song, like there’s a deep personal connection. That’s why it fits splendidly into the overall concept of your album.

 

He’s a big inspiration. He’s one of the greatest songwriters that ever lived, at least in English music. His work definitely shaped a certain part of how I write in English and express specific things. I love this song very much. I played it acoustically on classical guitar a lot. During one rehearsal I plugged in my guitar, we were still in the beginning, like half tuning, half jamming … I started playing it, and then the bass gave the first note, then the drums did a bit of cymbals, then we went to the six eighths, and then the cello came in… So I just felt like recording it, because I think it’s a song that speaks about identity, about not recognizing yourself, about transition, about love. It’s also a dialogue with the father that can be also God, so it’s a somewhat religious song – this whole thing about covering the face… It’s very metaphorical but also very specific. It fit the album really well.

 

It does fit on the very personal side of these songs on the album. There are lots of very personal moments to it, but they’re never as bare as if you’re talking about something private. “Ashes” is a good example. It sounds like a very personal story, and this is where “Lover Lover Lover” fits in. “Ashes”, the longest and one of the most dramatic songs on the album, starts like it’s a quiet one and then it becomes more dramatic. And in the end it calms down again. I had this feeling that it’s probably a love song, but the metaphors you chose are anything but ordinary. They could easily relate to something else than merely a personal situation from a relationship.

 

“Ashes” is a love song, yes. It started from cigarette ashes. You find an ashtray with a lot of ashes of cigarettes. But it’s also a metaphor for burning, like when you get close to fire and then lose your balance – like a musician on stage is completely surrendering to the music, and burning, and after the concert thinking what is left. That sounds a bit tragic, but it’s also beautiful. And it’s about love, about relationships and balance, learning about the line between you and the other person. “And my ashes remain in the room as you leave” – it’s a beautiful metaphor. It’s one of my favorite songs on the album and one of my dearest things I wrote so far. I’m sharing a lot there.

I love personal music. Take Jeff Buckley, for example, or Joni Mitchell. If you go back in time, there was no ego in love songs – or maybe it was ego in a different way. I feel today love songs are so much about ego, and there’s a lot of thinking about how you’re perceived.

 

It’s great how these songs are more like open vessels for my – or other listeners’ – associations. And then there are others which are more eccentric. There’s lots of these associative elements which I find really fascinating to be drawn into. Did you work a lot on the lyrics, before you decided this is the final text? How much time do you spend on developing a song?

 

It’s different with every song. For “The Clown” it took 15 or 20 minutes to write the text. The arrangement took a bit more time, finding out how we’ll do it, rehearsing all the stops and the riffs. “Ashes” I wrote in the morning, then I went on my bike to get something in the city. I remember listening to the recording I had made on my phone, thinking about what I was going to change. Then I came back home, changed it – and that was it.

For me, with text I usually feel like it may not be perfect, and even though I could make everything sound a bit better or fix everything so that it will be more accurate, but I think that I prefer to just keep it as it is, because it’s what it is. I never felt that reservation of things not being good enough to let them out. It’s like taking a photograph and showing it to a friend. It’s a beautiful, very fluid process, and there’s no right and wrong. There is a lot of space to create and to invent.

 

You started playing music when you were very young and played classical guitar when you were about ten? Why didn’t you become a classical guitarist, or rather, where did you start taking a different turn? When did you decide to go down this path as a songwriter between cultures and countries?

 

I love classical music. But to play classical guitar is like flying an airplane – if you really want to do it in a way to pursue a career. In a way I find it classical music very impressive and very “royal” – to see people playing such sophisticated music and investing their life into manifesting it in a great way. I guess the music I make is more direct and accessible than classical music. My classical guitar studies were enriching for my experience as a musician, but I had something to say. I wanted to write songs. I wanted to speak to people. I wanted to share verbally. I just feel that I’m a songwriter.

When I was very young, I really grew up on John Lennon. He’s great. My Dad had a collection of Lennon CDs, and I just listened to them like every time I was in the car – every time we were driving somewhere, to visit my grandparents in the village or wherever. So it was like John lLennon from like my early my earliest memory of music. And later on we got Queen and Freddie Mercury, just like such great rock bands.

 

Lennon and Mercury – that makes sense to me, listening to your album.

 
 

 
 

About this album cover: What’s the story behind the image? Was it your idea, or where did this artwork come from?

 

It was a deep dialogue with the graphic designer [Haitham Haddad]. He is an amazing artist. He was a good friend of my sister’s and I’ve known him since high school. When we recorded the album I didn’t know the order of the songs, didn’t know how it’s all gonna be put together. The pieces felt so different from each other. Admittedly that was my plan: I didn’t want to create one genre. I don’t believe in genres anyway, I just want to do art and express feelings, express thoughts, express myself. And I realized it’s a collage. It moves and it takes you with it. Every song is a journey, but the whole thing is also a journey. It’s very personal, but also very theatrical – so the double exposure with the different layers basically represents the album like different personalities. The theatricality is in the distortions and the burned colour. There’s also something very clear in the face, but there’s this moving and shifting thing around it, it’s fluid. The graphic designer did a brilliant job.

 

How have you changed since the album has been finished? It’s been a while since you recorded it, and judging from all the projects you worked on since then, you seem to be in a very different place now, artistically at least.

 

Yes, it took time for me to understand what this album means. I started “Desert” in 2018 and I did a crowdfunding campaign. Then after the recording I had an injury in both my hands which stopped me from making music for almost a year. I had inflammation in my hands, and I couldn’t play guitar or carry my groceries, make food or type emails. I was not in a good place. I’m doing okay now, but I needed time to heal, time to to be with myself, prioritize things a bit.

I learned to know my limits. I started touring a lot, and it was the most important thing for me for some time. My music was more important than myself. It was a very romantic relationship to my art. It still is important, but it’s different; it’s healthier, because being ill for many months and not being able to play music taught me a lot about my relationship with music and my relationship with myself. I was forced to prioritize myself, my well-being, my health before everything else. That was the most precious lesson I learned in my life.

My relationship with music can still be the ashes that remain in the room, you know, but it’s a bit more balanced. I found a very beautiful relationship with music that is not as tragic. I just learned to do it in a way that is good and healthy.That’s the main thing that changed.

Making the album felt very intuitive. I’ve been through a lot with it, and it was very important for me to release it, before I release anything else. And it took me time to put it in a frame and say, “okay, this is what it is”, and so it’s such a perfect timing for it to be out now. It’s like opening a new chapter.

 

The conversation between Rasha Nahas and IJ.Biermann, recorded in Berlin in March 2021, has been edited and condensed for clarity.

 

2021 1 März

Stereolab: Electrically Possessed (Switched On, Vol. 4)

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The fourth volume in the endlessly innovative group’s long-running series reminds us that they often dropped their best work away from their full-lengths.“ – Robert Ham

„Was man hier hört, ist eine Band, die ihren Sound nie gefunden hat, weil sie nie danach suchte. Stereolab bewegen sich nicht durch die Musik. Die Musik bewegt sich durch Stereolab.“ – Lars-Thorge Oje

 

Durch ungeklärte Umstände bin ich in letzter Zeit, nach langer Pause, mal wieder in das Schaffen von Stereolab eingetaucht. Ende der Neunziger hatte bzw. kannte ich ein paar Alben wie die Doppel-CD-Kollektion Aluminium Tunes oder das poppige Sci-Fi-Lounge-Elektropop-Album Dots and Loops mit seinen heiteren Sixties-Melodien. Irgendwie fand ich aber eben diese etwas zu lockerflockige Singerei mit Hang zum nostalgischen „Easy Listening“-Gedudel aber auch schnell etwas nervig, und so habe ich der Band damals stets die angemessene Aufmerksamkeit verwehrt.

 

Ausgelöst durch Retrospektivberichte und die Reihe von Wiederveröffentlichungen der Stereolab-Alben in exzellenten 2-CD- bzw. 3-LP-Ausgaben („Expanded Editions“ mit jeweils unterschiedlichem Zusatzmaterial) habe ich über die letzten Jahre so nach und nach die Band erst langsam so richtig schätzen gelernt. Ende der Achtziger in London zusammengekommen, u.a. mit der Pariserin Laetitia Sadier, die mit ihrer Stimme für den französischen Touch (manche/r fühlte sich an Françoise Hardy erinnert) bei Stereolab verantwortlich zeichnet, erschienen ab 1992 eine Reihe durchweg spannender, empfehlenswerter Alben, von denen jedes einzelne eigenen Charakter, andere stilistische Schwerpunkte hat – und doch klingen Stereolab ganz oft etwas aus der Zeit gefallen und letztlich in ihrer musikalischen Präsenz wunderbar idiosynkratisch, unter anderem durch den Einsatz analoger Synthesizer. Dieses Aus-der-Zeit-Gefallensein macht sie auch im Jahr 2021 noch immer genau so hörenswert wie damals in den Neunzigern – bzw. möchte ich wohl eher sagen: Jetzt erst recht treten die singulären und zeitlosen Qualitäten von Stereolab umso stärker hervor, unverstellt von den postmodernen Moden jener Jahre.

 

Eine echte Entdeckung war der Kauf ihres zweiten Albums Transient Random-Noise Bursts with Announcements aus dem Jahr 1993 (der Titel könnte auch zum Album der Flaming Lips aus jenem Jahr passen), wobei die 2-CD-Edition das 60-minütige Originalalbum um eine Reihe überzeugenden Bonusmaterials aus jener Zeit bereichert. Höhepunkt ist wohl die 18 Minuten lange, hypnotische Krautrock-Nummer „Jenny Ondioline“, aber das ganze Album fasziniert mit schönen Kreuzungen aus Velvet-Underground-Energie, Neu!-Spleen und Popsongs (man denkt auch an die Warp-Records-Kolleg/innen von Broadcast). Heraushören kann man, dass Stereolab damals – wie ungezählte andere Bands auch – von My Bloody Valentine und dem „Shoegaze“-Stil beeinflusst waren, doch mit dem französischen Pop-Einfluss und den gesellschaftspolitisch aufgeladenen oder kapitalismuskritischen Texten durch Sängerin Laetitia Sadier fanden Stereolab schon da ihre ganz eigene Nische – neben ihr sang hier erstmals auch die australische Gitarristin Mary Hansen, die allerdings 2002 nach sechs gemeinsamen Alben im Alter von 36 Jahren bei einem Fahrradunfall ums Leben kam, was die Banddynamik einer wichtigen Gegenspannung beraubte.

 

Es folgten 1994 und 1996 die Meisterstücke Mars Audiac Quintet und Emperor Tomato Ketchup,  sowie 1997 das elektronischere Dots and Loops, auf dem der Popsong-Einfluss langsam deutlicher zutage trat, um Bossa Nova und „Swinging ’60s“ bereichert, aber wiederum vom Chicago-Postrock jener Jahre infiziert (John McEntire war gelegentlich mit dabei). An und an tauchen auch jazzige und psychedelische Passagen auf. Dass diese Veröffentlichungen der Neunzigerjahre durchweg famos sind (auch aufgrund ihrer Unterschiedlichkeit allesamt hörenswert), führt(e) ein wenig dazu, dass oftmals die Alben ab 1999 als weniger interessant oder als Stagnation auf hohem Niveau abgetan werden, Cobra and Phases Group Play Voltage in the Milky Night etwa, wieder ein Titel, den auch die Flaming Lips gewählt haben könnten, dann Sound-Dust (eröffnet von dem minimalistischen Black Ants in Sound-Dust“), Jim O’Rourke produzierte mit (in jeden Jahren war er ja auch mit Wilco und Sonic Youth unterwegs) und Margarine Eclipse, und noch drei weitere Alben folgten bis 2010. Danach wurde es ruhig um die Gruppe. Man hatte sich nichts mehr zu sagen und die Freude am gemeinsamen Musikmachen verloren.

 

Aus dieser produktiven Zeit, im Wesentlichen 1998 bis 2008, stammen nun die gesammelten „Non-Album-Tracks“ der neuen 2-CD- bzw. 3-LP-Veröffentlichung Electrically Possessed. Stereolab haben bereits in den Neunzigern begonnen, ihre zahllosen Stücke, die sie jenseits der Alben veröffentlichen, auf vier „Switched On“-CDs zusammenzustellen (1992, 1995, 1998). Electrically Possessed knüpft nun dort an mit zwei weiteren CDs. Hier finden sich vor allem Stücke von limitierten Tour-Singles, EPs und Kompilationen, unveröffentlichte Tracks und auch zwei Outtakes, die bei den bisherigen „Expanded Editions“ offenbar vergessen wurden. Ich weiß so gut wie nichts über die Entstehungshintergründe – außer den sorgfältig zusammengetragenen Fakten, die sich hinter den CDs verstecken, etwa in welcher Zahl die limitierten Vinyl- und CD-Editionen einst erschienen:

Calimero“ was originally released July 1999 via Duophonic Super 45s „Caliméro / Cache Cache“. Catalogue number DS45-25. A collaborative 7″ release between Brigitte Fontaine and Stereolab. The B side was Cache Cache by Monade. A total of 4100 vinyl copies were pressed [1800 on white vinyl and 2300 on black vinyl], there was also a CD edition of 7076 copies.

Brigitte Fontaine ist übrigens eine 1939 geborene französische Avantgarde-Sängerin, Roman- und Theaterautorin, die auch schon mit Sonic Youth, Georges Moustaki, Grace Jones, dem Gotan Project und dem Art Ensemble of Chicago zusammengearbeitet hat.

 

Obwohl die 25 Stücke aus unterschiedlichsten Quellen stammen, fügt sich das ganze Projekt doch zu einer sympathischen Auslese, die sich wunderbar kurzweilig durchhören lässt. Einiges kommt, ohne unfertig zu wirken, spontaner und weniger durchgetüftelt daher als die elaborierten Alben von Stereolab. Da bricht gelegentlich ein Stück auch mal im richtigen Moment einfach ab oder wirkt – siehe „Free Witch And No Bra Queen“, „Jump Drive Shut-Out“ oder „Solar Throw-Away“ – frech zusammengestückelt aus verschiedenen Teilen. Daher stört auch nicht im geringsten, dass die Auswahl einer eigenartig achronologischen Anordnung folgt, vielmehr passt das sehr gut. Nur die sieben im Januar 2000 aufgenommenen Tracks des limitierten Minialbums First of the Microbe Hunters sind en suite geblieben, was anfangs der ersten CD einige Gelegenheitshörer auf eine falsche Fährte locken könnte. Quer durch die Kollektion gibt es heiter Krautiges wie „Heavy Denim Loop Pt 2“ mit simplem Drumloop und röhrendem Synth oder das neuneinhalb Minuten lange, fast minimalistisch-funkige Instrumental „Outer Bonglia“ mit Marimba-Trance, dann flirrend-versponnenene Popsongs wie „Variation One“ für einen Dokumentarfilm über Robert Moog (dessen Instrumente Stereolab hörbar gerne hatten) oder „Dimension M2“ für eine Disco-Compilation (Giorgio Moroder schaut kurz zur Tür herein), eine mit John „Tortoise“ McEntire in Chicago entstandene achtminütige Mini-Suite („I Feel The Air (Of Another Planet)“) mit Klangspielereien oder natürlich auch mal „klassische“ Stereolab-Nummern wie „The Super-It“ oder „Household Names“

 

Electrically Possessed kann man als Einstieg in der Stereolab-Kosmos sogar noch mehr empfehlen als schon die vorhergehende Kollektion der Reihe, Aluminum Tunes. Wer sich davon wegtreiben lässt, wird dann sicherlich die „odds and ends“ dieser Auswahl in Richtung der regulären Alben der Band weiterverfolgen wollen, egal ob Stereolab noch einmal etwas veröffentlichen werden oder es mit diesem lange erwarteten Album bewenden lassen.

 

 

2021 23 Feb.

Travelling Without Moving

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Eine Weile gedachte ich, mal ein Buch zusammenzustellen, das einen Überblick über mein bisheriges filmisches Schaffen ermöglicht, einfach, um mal alles beieinander zu haben. Allerdings würde ich da gerne auch Texte und Gespräche bzw. Interviews integrieren, um einiges sinnvoll einzuordnen und zu ergänzen … und das blieb bislang einfach doch zu viel Arbeit, selbst für ein Jahr Eingesperrtsein unter Corona-Umständen. Als Anfang kam mir daher ein Werbegutschein (speziell für professionell mit Fotografie Arbeitende) für einen Fotobuch-Druck sehr gelegen, nicht zuletzt weil ich ohnehin gerne mal einige der Fotografien, die ich in den letzten paar Jahren gemacht habe, in haptischer Form jenseits meines Computerbildschirms sehen wollte.

 

So ging ich unlängst meine fertig gestellten, unvollendeten und abgebrochenen Film- und Videoarbeiten der letzten 20 Jahre durch und konnte zügig von 45 Projekten unterschiedlichstes Bildmaterial zusammenstellen – Standfotos, Screenshots, Setfotos, eigene Fotografien, Plakate u.a. [wobei ich die ECM50-Reihe und eine zehnteilige Doku-Reihe mit Schauspieler-Gesprächen (10x ca. 30 Minuten) jeweils in der Gesamtheit als nur ein Projekt gerechnet habe]. Dabei habe ich allerlei Auftragsprojekte für Personen und Organisationen ebenso außen vor gelassen wie zahlreiche Übungsfilme meiner Studienzeit (aus Licht-, Kamera-, Ton- und sonstigen Seminaren bzw. Workshops) – das wären noch einmal sehr viele weitere, viele davon aber sind ohnehin nur auf miniDV-Bändern in meinem Archiv, und ich habe darauf gegenwärtig keinen Zugriff, kann also auch keine Standbilder erstellen. Der Fokus der Auswahl liegt somit wirklich auf Arbeiten, zu denen ich auf die eine oder andere Weise noch persönlichen Bezug habe.

 

Irgendwann würde ich das gerne auch noch um Texte erweitern, und auch zu jedem Studienprojekt mindestens ein (Stand-)Bild heraussuchen, aber so als Testlauf hatte ich schon mal große Freude daran, mein bisheriges Tun Revue passieren zu lassen. Und es sind in der Tat eine ganz ordentliche Menge Filme entstanden, sehr unterschiedlicher Art und Umstände (schon was den Arbeitsaufwand betrifft — manch eine Arbeit entstand an ein bis zwei Tagen, andere über mehrere Jahre hinweg). Für eine Handvoll dokumentarische und essayistische Filmprojekte habe ich auch Material gesammelt und dann doch kein Endergebnis fertig gestellt — manche sind noch im Werden, andere bleiben unvollendet, aber interessantes Bildmaterial hat sich dennoch angesammelt, und so war es auch mal nicht schlecht, das so zumindest festzuhalten. Beispielsweise sind im Studio mit Julia Hülsmanns Trio doch ganz schöne Fotografien entstanden, die leider für die Albumveröffentlichung nicht genutzt wurden. Ich habe mich darauf beschränkt, für jedes Projekt eine Seite oder maximal eine Doppelseite zu füllen; zum Teil habe ich da recht viele Standbilder zusammengestellt (12 von den ECM50-Kurzfilmen), zum Teil auch nur eines, zwei oder drei, dann auch mal seitenfüllend vergrößert. Die Druckqualität, speziell auch was den Detailreichtum bei riesigen Landschaftsbildern betrifft, hat mich im Ergebnis dann schon beeindruckt.

 
 
 


 
 
 

Für mich war das einerseits eine hochspannende Zeitreise, da ich auch von dem einen oder anderen Filmprojekt alte Arbeitsfotografien herausgesucht habe oder bereits durch den Fokus auf Bilder interessante Parallelen und Verbindungen zutage getreten.

Das gedruckte Ergebnis selbst mittelmäßiger „Screenshots“ (aus dem fertigen Film herausgezogene Standbilder) hat mich durchaus positiv überrascht. Von der Tüür-Produktion in Bremen 2019 habe ich endlos Bewegtbildaufnahmen und auch zahlreiche Fotografien; die sind schön herausgekommen. Bei manchen kontrastärmeren Bildern kommt die Qualität des gewählten Drucks allerdings auch an ihre Grenzen (da würde ich beim nächsten Mal einen anderen Druck oder anderes Papier ausprobieren oder die Bilder anders bearbeiten), aber das hat mich jetzt nicht überrascht. Ich wusste, das einige Bilder, die viel mit Dunkelheit arbeiten, wohl nicht perfekt rauskommen. Bei einzelnen Bildern finde ich die farbliche Mattheit etwas schade; z.B. Farbtöne im gelben und hellen Bereich kamen nicht so strahlend heraus wie erhofft. Mir scheint, da wurde beim Druck eher mehr als weniger Farbe eingesetzt, weshalb vor allem manche farbreichen Bilder etwas zu dunkel herausgekommen sind. Vielleicht hängt das aber auch von der gewählten Papier- und Druckweise ab. Einige Bilder sehen im Druck jedenfalls farblich anders aus als in meinen Dateien.

 
 
 


 
 

 
 
 

Von der Firma (Saal Digital) bekommt man kostenlos eine Software zur Verfügung gestellt – die mich auch positiv überrascht hat; es dauert ein wenig, bis man die Tricks, die die Software bietet, durchschaut, aber ich neige ohnehin eher zum learning by doing als dazu, zuvor erst ausgiebig eine Bedienungsanleitung durchzuackern. Da bietet die Software echt erstaunliche Möglichkeiten, wie ich es nie erwartet hätte. Offenbar gibt es auch zahllose vorgefertigte Designelemente, die für Familienbücher oder dergleichen sicher sehr nützlich sind; für meine Vorstellung eines minimalistischen Fotobuchs allerdings nicht relevant waren. Wenn man es einfacher haben will und zum Beispiel ein Fotobuch als Geschenk erstellen will, kann man sich da, scheint mir, auf sehr einfache Weise in kürzester Zeit das Programm und die Möglichkeiten on the flow aneignen, und die schwierigste bzw. zeitaufwendigste Aufgabe wird die Auswahl der persönlichen Lieblingsfotos sein, zumal das Programm gute Möglichkeiten der Bildbearbeitung bietet. Bedauerlich ist allerdings, dass es nicht möglich scheint, fürs eigene Archiv oder zum Nachschauen ein einfaches PDF zu exportieren (also eines, auf dem man auch die Bilder erkennt, Druckqualität muss es selbstredend nicht haben). Dazu muss ich nun immer das Program öffnen und die vielen großen Fotografien im Cache lassen.

 
 
 


 
 
 

Die Verarbeitung des Buchs gefällt mir auch sehr gut. Als Cover-Foto habe ich eine minimalistische Aufnahme vom Great Salt Lake in Utah genommen, eines meiner liebsten Fotos, das auch ein perfektes ECM-Albumcover abgeben würde. Man bekommt eine Art Plexiglas-Frontseite, und das macht dieses Bild wirklich eindrucksvoll. Ich habe auf den Gutscheinwert ein bisschen was draufgezahlt, weil ich einfach so viele Projekte zusammengetragen habe, von denen ich die Bilder mal gedruckt sehen wollte, dass es so viele Seiten wurden – und war dann etwas skeptisch, ob mit so einfachen Mitteln wirklich was Vorzeigbares herauskommen würde. Aber dann war ich, von den erwähnten etwas zu dunkel herausgekommenen Bilden abgesehen, positiv überrascht. Es wird also sicher nicht das letzte Mal bleiben, dass ich auf diesem Weg ein Fotobuch in Auftrag gebe – und dann wohl mit einem Fokus rein auf meine Fotografien. Beim Durchschauen habe ich erst letzte Woche wieder gesehen, wie wahnsinnig viele fantastische Fotografien z.B. auf den extensiven Nordamerika-Reisen entstanden sind. Allein daraus ließe sich ein großartiger Bildband erstellen, wie ich ihn mir auch selbst kaufen würde.


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