Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2021 23 Feb

Travelling Without Moving

von: ijb Filed under: Blog | TB | 1 Comment

 
 
 

Eine Weile gedachte ich, mal ein Buch zusammenzustellen, das einen Überblick über mein bisheriges filmisches Schaffen ermöglicht, einfach, um mal alles beieinander zu haben. Allerdings würde ich da gerne auch Texte und Gespräche bzw. Interviews integrieren, um einiges sinnvoll einzuordnen und zu ergänzen … und das blieb bislang einfach doch zu viel Arbeit, selbst für ein Jahr Eingesperrtsein unter Corona-Umständen. Als Anfang kam mir daher ein Werbegutschein (speziell für professionell mit Fotografie Arbeitende) für einen Fotobuch-Druck sehr gelegen, nicht zuletzt weil ich ohnehin gerne mal einige der Fotografien, die ich in den letzten paar Jahren gemacht habe, in haptischer Form jenseits meines Computerbildschirms sehen wollte.

 

So ging ich unlängst meine fertig gestellten, unvollendeten und abgebrochenen Film- und Videoarbeiten der letzten 20 Jahre durch und konnte zügig von 45 Projekten unterschiedlichstes Bildmaterial zusammenstellen – Standfotos, Screenshots, Setfotos, eigene Fotografien, Plakate u.a. [wobei ich die ECM50-Reihe und eine zehnteilige Doku-Reihe mit Schauspieler-Gesprächen (10x ca. 30 Minuten) jeweils in der Gesamtheit als nur ein Projekt gerechnet habe]. Dabei habe ich allerlei Auftragsprojekte für Personen und Organisationen ebenso außen vor gelassen wie zahlreiche Übungsfilme meiner Studienzeit (aus Licht-, Kamera-, Ton- und sonstigen Seminaren bzw. Workshops) – das wären noch einmal sehr viele weitere, viele davon aber sind ohnehin nur auf miniDV-Bändern in meinem Archiv, und ich habe darauf gegenwärtig keinen Zugriff, kann also auch keine Standbilder erstellen. Der Fokus der Auswahl liegt somit wirklich auf Arbeiten, zu denen ich auf die eine oder andere Weise noch persönlichen Bezug habe.

 

Irgendwann würde ich das gerne auch noch um Texte erweitern, und auch zu jedem Studienprojekt mindestens ein (Stand-)Bild heraussuchen, aber so als Testlauf hatte ich schon mal große Freude daran, mein bisheriges Tun Revue passieren zu lassen. Und es sind in der Tat eine ganz ordentliche Menge Filme entstanden, sehr unterschiedlicher Art und Umstände (schon was den Arbeitsaufwand betrifft — manch eine Arbeit entstand an ein bis zwei Tagen, andere über mehrere Jahre hinweg). Für eine Handvoll dokumentarische und essayistische Filmprojekte habe ich auch Material gesammelt und dann doch kein Endergebnis fertig gestellt — manche sind noch im Werden, andere bleiben unvollendet, aber interessantes Bildmaterial hat sich dennoch angesammelt, und so war es auch mal nicht schlecht, das so zumindest festzuhalten. Beispielsweise sind im Studio mit Julia Hülsmanns Trio doch ganz schöne Fotografien entstanden, die leider für die Albumveröffentlichung nicht genutzt wurden. Ich habe mich darauf beschränkt, für jedes Projekt eine Seite oder maximal eine Doppelseite zu füllen; zum Teil habe ich da recht viele Standbilder zusammengestellt (12 von den ECM50-Kurzfilmen), zum Teil auch nur eines, zwei oder drei, dann auch mal seitenfüllend vergrößert. Die Druckqualität, speziell auch was den Detailreichtum bei riesigen Landschaftsbildern betrifft, hat mich im Ergebnis dann schon beeindruckt.

 
 
 


 
 
 

Für mich war das einerseits eine hochspannende Zeitreise, da ich auch von dem einen oder anderen Filmprojekt alte Arbeitsfotografien herausgesucht habe oder bereits durch den Fokus auf Bilder interessante Parallelen und Verbindungen zutage getreten.

Das gedruckte Ergebnis selbst mittelmäßiger „Screenshots“ (aus dem fertigen Film herausgezogene Standbilder) hat mich durchaus positiv überrascht. Von der Tüür-Produktion in Bremen 2019 habe ich endlos Bewegtbildaufnahmen und auch zahlreiche Fotografien; die sind schön herausgekommen. Bei manchen kontrastärmeren Bildern kommt die Qualität des gewählten Drucks allerdings auch an ihre Grenzen (da würde ich beim nächsten Mal einen anderen Druck oder anderes Papier ausprobieren oder die Bilder anders bearbeiten), aber das hat mich jetzt nicht überrascht. Ich wusste, das einige Bilder, die viel mit Dunkelheit arbeiten, wohl nicht perfekt rauskommen. Bei einzelnen Bildern finde ich die farbliche Mattheit etwas schade; z.B. Farbtöne im gelben und hellen Bereich kamen nicht so strahlend heraus wie erhofft. Mir scheint, da wurde beim Druck eher mehr als weniger Farbe eingesetzt, weshalb vor allem manche farbreichen Bilder etwas zu dunkel herausgekommen sind. Vielleicht hängt das aber auch von der gewählten Papier- und Druckweise ab. Einige Bilder sehen im Druck jedenfalls farblich anders aus als in meinen Dateien.

 
 
 


 
 

 
 
 

Von der Firma (Saal Digital) bekommt man kostenlos eine Software zur Verfügung gestellt – die mich auch positiv überrascht hat; es dauert ein wenig, bis man die Tricks, die die Software bietet, durchschaut, aber ich neige ohnehin eher zum learning by doing als dazu, zuvor erst ausgiebig eine Bedienungsanleitung durchzuackern. Da bietet die Software echt erstaunliche Möglichkeiten, wie ich es nie erwartet hätte. Offenbar gibt es auch zahllose vorgefertigte Designelemente, die für Familienbücher oder dergleichen sicher sehr nützlich sind; für meine Vorstellung eines minimalistischen Fotobuchs allerdings nicht relevant waren. Wenn man es einfacher haben will und zum Beispiel ein Fotobuch als Geschenk erstellen will, kann man sich da, scheint mir, auf sehr einfache Weise in kürzester Zeit das Programm und die Möglichkeiten on the flow aneignen, und die schwierigste bzw. zeitaufwendigste Aufgabe wird die Auswahl der persönlichen Lieblingsfotos sein, zumal das Programm gute Möglichkeiten der Bildbearbeitung bietet. Bedauerlich ist allerdings, dass es nicht möglich scheint, fürs eigene Archiv oder zum Nachschauen ein einfaches PDF zu exportieren (also eines, auf dem man auch die Bilder erkennt, Druckqualität muss es selbstredend nicht haben). Dazu muss ich nun immer das Program öffnen und die vielen großen Fotografien im Cache lassen.

 
 
 


 
 
 

Die Verarbeitung des Buchs gefällt mir auch sehr gut. Als Cover-Foto habe ich eine minimalistische Aufnahme vom Great Salt Lake in Utah genommen, eines meiner liebsten Fotos, das auch ein perfektes ECM-Albumcover abgeben würde. Man bekommt eine Art Plexiglas-Frontseite, und das macht dieses Bild wirklich eindrucksvoll. Ich habe auf den Gutscheinwert ein bisschen was draufgezahlt, weil ich einfach so viele Projekte zusammengetragen habe, von denen ich die Bilder mal gedruckt sehen wollte, dass es so viele Seiten wurden – und war dann etwas skeptisch, ob mit so einfachen Mitteln wirklich was Vorzeigbares herauskommen würde. Aber dann war ich, von den erwähnten etwas zu dunkel herausgekommenen Bilden abgesehen, positiv überrascht. Es wird also sicher nicht das letzte Mal bleiben, dass ich auf diesem Weg ein Fotobuch in Auftrag gebe – und dann wohl mit einem Fokus rein auf meine Fotografien. Beim Durchschauen habe ich erst letzte Woche wieder gesehen, wie wahnsinnig viele fantastische Fotografien z.B. auf den extensiven Nordamerika-Reisen entstanden sind. Allein daraus ließe sich ein großartiger Bildband erstellen, wie ich ihn mir auch selbst kaufen würde.

This entry was posted on Dienstag, 23. Februar 2021 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

1 Comment

  1. Michael Engelbrecht:

    A path to follow.
    Some paths possible.
    The thing is do or have the priority list.
    Or a list of parallel activities that inspire one another.


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