Gut, Freunde des Südens, damit war nicht zu rechnen. Alle Jubeljahre singt Brian Eno mal im öffentlichen Raum einen Song, und hier in Athen, am Randes des Beginns vom Ende der Welt, wie wir sie kannten, singt er, neben dem einen und anderen Klassiker unter seinen Liedern, zwei brandneue Songs, auf der in feinsten Farbspielen erstrahlenden Akropolis, und unter heftigen Wetterverhältnissen – brutale Hitze, bis zum abend war kaum ein Ipad funktionsfähig, und Peter Chilvers war in Sorge, Teile des Equipments könnten noch während des Konzerts dahinschmelzen. Die Zuschauer waren nie in Gefahr, die Sicherheit gewährleistet, auch wenn zwischendurch feine Asche niederging. Mir schrieb Brian noch vor Monaten, ja, er arbeite an neuen Liedern, aber „mit der Langsamkeit eines Gletschers“. Ich wünsche mir sehr, dass eine meiner absoluten Lieblingsstimmen ein neues Songalbum vollenden wird. Wenn es soweit ist, und wir uns alle noch auf dem gleichen Planeten rumtreiben sollten, werde ich Brian in Suffolk besuchen. Als ich auf Instagram einem dieser neuen Songs lauschte, war ich berührt von der „grandezza“ (das Wort kommt mir in den Sinn, ob es wohl stimmig ist, ich empfand eine Art unkitschige Klasse umd Eleganz), die diesem Mann in seinen Siebzigern gebührt. Und ohne alte Surrealismen zu bedienen, wie sonst in früheren Songs, schien hier der konkrete Utopist am Werk zu sein, mit einem gehörigen Quantum Sehnsucht. Hätte ich das alles im Vorfeld gewusst, ich wäre dorthin geflogen.