Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2019 10 Nov

A long way from Home. How Pan American manages to open space

von: Martina Weber Filed under: Blog | TB | Tags:  4 Comments

Was mir an Michaels Moderationen oft aufgefallen ist, waren Bemerkungen der Art, wie Musik ein Raumgefühl schafft, Räume öffnet und imaginäre Landschaften spürbar werden lässt. War mir der Gedanke – wir unternehmen hier einen großen Zeitsprung, bis ins vergangene Jahrtausend – zunächst noch unvertraut, wurde mir die Kategorie schließlich zu einem entscheidenden Element. Ich erinnere mich, damals lief Michaels Sendung noch vierzehntätig montags zwischen 1:05 Uhr und 2 Uhr, an eine Retrospektive über die aus Virginia stammende Gruppe Labradford, wie sie von Album zu Album karger wurden in ihren Kompositionen, abstrakter, und, bevor gar nichts mehr blieb, löste sich Labradford auf. Marc Nelsen als den Sänger von Labradford zu beschreiben, wäre übertrieben. Nelsen streute eher gelegentlich seine Sprache in die Klanggebilde ein. Ich empfand es als beruhigend. Ich besorgte mir alle Alben von Labradford, A Stable Reference (1995), Prazision LP (1993), E luxo so (1999), fixed: context (2000) und irgendwo dazwischen einfach nur Labradford. Wie die Landschaft immerzu in Bewegung bleibt, sich weitet, den Blick zum Himmel, zum Horizont, immer auf etwas irgendwie Schroffes. Jean Baudrillard schreibt in seinem Essay Amerika (1987) im Rahmen einer Gegenüberstellung Europa – USA: „Unser Freiheitsbegriff wird nie mit ihrem räumlichen und beweglichen konkurrieren können, der aus der Tatsache folgt, daß sie sich einst aus jeder historischen Zentralität befreit haben.“ Neulich las ich, zum zweiten Mal, die Autobiographie des US-amerikanischen Schriftstellers James Salter, Verbrannte Tage. Ich hatte von Salter die Erzählungsbände gelesen und einige Romane. Ausgezeichnet in Stil und Dramaturgie. Figuren, die sich in etwas verrennen. Salter hatte einige Zeit in Frankreich gelebt, in Deutschland, in Rom. Auch er beobachtete Unterschiede im Raumgefühl. Über Europa schrieb er: „Die wirklichen Einwohner beanspruchen keinen Raum.“ Seit 1998 veröffentlichte Marc Nelson seine Musik auch unter dem Namen Pan American. Er führte seine Arbeit mit elektronisch geprägten Alben von großer Ruhe fort, zum Beispiel The River Made No Sound. Renzo. Quiet City. cloud room, glass room. Für mich sind es Klassiker. Musik, die ich immer auflegen kann. Vorgestern erschien ein neues, wunderbares Werk von Pan American: A Son. Unter diesem Link könnt ihr das komplette Album hören. 

 
 

This entry was posted on Sonntag, 10. November 2019 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

4 Comments

  1. Brian Whistler:

    Listening to A Son right now. Beautiful and yes, spacious. I will now have to check out this list you posted. Many new things to discover.

  2. Martina Weber:

    I´m glad you like it, Brian.

    I love this music so much.

  3. radiohoerer:

    Danke Martina, dass du an Labradford erinnert hast. Marc Nelsen aka Pan American ist zeitlos schöne Musik. Und wie immer sehr schön von dir beschrieben … Merci!

  4. Martina Weber:

    Dank zurück, radiohoerer.

    Freue mich, dass es noch andere Fans hier gibt. Der CD Quiet City liegt eine DVD bei. Bilder einer städtischen nächtlichen Reise. Gibt´s auch auf YouTube.


Manafonistas | Impressum | Kontakt | Datenschutz