Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2019 3 Nov

Fred Rauch

von: Hans-Dieter Klinger Filed under: Blog | TB | Tags:  2 Comments

 

 
 
 

Fred Rauch war lange Zeit Hörfunkmoderator beim Bayerischen Rundfunk. Er hatte eine wunderbare Stimme, der ich als Kind gerne zuhörte. Sie war warm, auch wenn es kalt im Zimmer war. Ich hatte immer das Gefühl, der Klang streichelt meinen Rücken wie eine sanfte Hand. Was er sagte war nebensächlich und ebenso nebensächlich war die Musik, die er vorstellte in seiner Sendung Sie wünschen, wir spielen Ihre Lieblingsmelodien. Diese Sendung gab es bis in das Jahr 1978. Aber da hatte ich mich schon längst von ihr abgewandt.

An Fred Rauch wurde ich heute am 2. November erinnert. Die Post brachte ein Packerl mit einem Album, das am 1. November erschienen ist, ein Album das am Samstag den 16. Juli 2016 im Gasteig zu München aufgenommen wurde. Nein, da ist nicht Fred Rauch aufgetreten.

Das Album enthält den bis heute vorletzten Liveauftritt Keith Jarretts – und ich fürchte er wird es bleiben. Dem Applaus hört man an, dass die Zugaben das Publikum am stärksten bewegten. Auch für mich waren sie die Höhepunkte eines fabelhaften Recitals. Ich befand mich auf Grund glücklicher Umstände damals im Publikum. Die Melodie des ersten Encores kannte ich gut, den Titel aber nicht. Der Text – wenigstens der Anfang – hätte mir einfallen können nach den ersten Melodietönen. Das hat nicht geklappt, weil mehr als ein halbes Jahrhundert vergangen ist, seit ich ihn zuletzt vernommen habe.

Im Booklet des Albums steht Answer Me, My Love (Gerhard Winkler/Fred Rauch). Na sowas! MEYERS GROSSES TASCHENLEXIKON verrät nichts über den Song und seine Autoren. Ich musste also andere Quellen zu Rate ziehen. Klar, Fred Rauch hat nicht in englischer Sprache getextet.

 

Mütterlein, Mütterlein
Könnt‘ es nochmal so wie früher sein
Als du mich mit deiner lieben Hand
Geführt durchs Kinderland

 

Keith Jarrett spielt eine unglaublich feine Interpretation und seine Lieblingszugabe Somewhere Over The Rainbow ist so inspiriert und komplex wie selten. Die Trivialität der Vorlagen ist weggezaubert. Das Wie ist in der Kunst entscheidend, nicht das Was.

Als ich noch Fred Rauch zuhörte, konnte ich nicht ahnen, dass Keith Jarrett die Erinnerung an diesen Rundfunkmann wachrufen würde. Ja, das ist ein alberner Satz.

In den 90er Jahren habe ich eine Rundfunksendung von Michael Engelbrecht über Steve Reich mitgeschnitten und Auszüge daraus oft im Unterricht vorgestellt. Damals habe ich auch nicht geahnt, dass Micha und ich uns als Autoren bei den Manafonistas nahe kommen würden.

 
 
 

 

This entry was posted on Sonntag, 3. November 2019 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

2 Comments

  1. Jan:

    Gerhard Winkler verdanken wir so unsterbliche Melodeien wie die “Caprifischer”, “Schütt die Sorgen in ein Gläschen Wein”, “O mia bella Napoli” oder “Musik hat mich verliebt gemacht”. Jarrett hat offenbar tief im deutschen Schlager- und Operetten-Liedgut gegraben. Erstaunlich, wie das zusammenpasst.

  2. Arnulf Müller:

    Na ja, ob er wirklich im deutschen Schlager – und Operettenliedgut gegraben hat?

    Vermutlich hat seine Mutter diese Platte hoch- und runtergespielt …


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