Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

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Archives: Juli 2019

2019 29 Jul

VC-118A

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Man könnte Musik danach charakterisieren, bei welchen Gelegenheiten man sie hört oder vielleicht doch eher: am besten wahrnehmen kann. In den Ghettoblaster an einem Sommerabend am Strand würde ich etwas anderes einlegen als was ich bei einer Radtour auf dem ipod anklicke oder was ich während eines Abendessens mit Freunden, deren Musikgeschmack ich nicht kenne, auflegen würde. Die Musik von Multicast Dynamics entfaltet sich in der Stille, im Schatten, in der Bewegungslosigkeit eines Raumes, den sie von Innen heraus sanft aufbricht und weitet. Die tags sind ambient, electronic, experimental, techno und Netherlands, denn der Kopf, der hinter dem Bandnamen steckt, ist Samuel van Dijk alias Mohlao aka VC-118A und er hat in den vergangenen vier Jahren sechs Alben herausgebracht. Die Musik ist Schicht für Schicht aufgebaut, es sind die leisen Töne, es ist die innere Dynamik (Dramatik), die Track für Track ihren eigenen Raum entfaltet, rätselhaft, kosmisch, spirituell. Man kann sich in diese Musik fallen lassen, sich ihr anvertrauen, denn sie fordert nichts, man kann sich ihr auch wieder entziehen und sie im Hintergrund laufen lassen, die Zeit vergessen, und wenn dann das Geräusch zu hören ist, das der Tonabnehmer von sich gibt, wenn er die Schallplatte durchlaufen hat und es keinen Mechanismus gibt, die Drehscheibe zu stoppen, werde ich plötzlich unsicher, ob ich eine CD oder eine Schallplatte aufgelegt habe, bis nach Minuten eine weitere Tonspur einsetzt und es noch drei weitere Tracks gibt auf dem Album Outer Envelopes. Es ist eine Musik, die ich immer und überall hören kann, selbst wenn ich nicht weiß, ob ich überhaupt Musik hören möchte.

2019 27 Jul

The tour (heat) goes on

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Beim luziden und vitalen Manatreffen in Stuttgart hatte er von einer Sternstunde erzählt: in einem reizvollen Bergörtchen in den französischen Alpen wurde eines schönen, sonnigen Sonntagmorgens etwas aus der H-Moll Messe in der dortigen Kirche vorgetragen, von einer Gruppe „Meditierer vom Berg“, in Begleitung ihres Gurus. Der Dirigent war ein begnadeter Chorleiter (ebenso wie dessen Bruder ein ebensolcher Bandleader war, der als Sänger und Organist eine holländische Gruppe einst in die höchsten Höhen der Popstar-Sphären führte, unter Mithilfe eines virtuos ackernden Gitarrenmannes) und so sang der Chor letztendlich frei und ohne Notenblatt. Die erzkatholische und guru-skeptische Gemeinde dankte es mit spontanem Applaus. Der Ort hiess Beaufort, die heutige Etappe sollte hindurchführen, das Wetter machte dem den Garaus. Schade, er hatte sich darauf gefreut. Freude gab es dennoch über den grossartigen Auf-Tritt des Emanuel Buchmann, der ähnliche Körperdaten hat, was ihn für eigene Touren wiederum beflügeln wird, auf denen er gerne immer auch mal eine Fotopause einlegt, für Stadtarchitektonisches beispielsweise. War sie nicht spannend gewesen, die diesjährige Rundfahrt? Dem ARD sei Dank (and France TV as well) für tolle Bilder, Gespräche, Sequenzen und das Timing.

2019 27 Jul

Summerly Side Effects

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Sometimes it occurs to me that side effects steal the show of the main event. That happened yesterday in Ostende in the James Ensor museum. I bought a book in the museum shop. Probably someone had it before in his hand, because there was a flyer inside, showing the cultural program of the museum for July 2019. A strange name caught my eye: Myrrdin De Cauter. He was described as an excentrical genius on the guitar. I watched him on YouTube and must agree, he is outrageous on the strings. My favorite piece is „Vigdis“ on CD Rosa De Papel.

Today I strolled through different bookstores in Brussels. At the last Manameeting some of us were discussing the death of the cities. Richard Sennett, who does not stop urging to build more human cities, would have loved the place, I visited today. The bookstore „cook & book“ has a very multi communicative concept: outside playgrounds, cinema, café, inside several bookdepartments with restaurant corners. Anyways, I discovered a book of a belgium philosopher and environment engineer: Edwin Zaccai – „Deux degrés“. On the first page I read a quote from a song of the Australian band: Midnight Oil. They adored The Go Betweens. Zaccai chose some lines of the song „Beds are burning“ on DUST AND DIESEL.

 

How can we dance when our earth is turning, how do we sleep while our beds are burning …

Last week, during a family gathering, I saw a white book laying on a  table: Ben Lerner – The Hatred of Poetry. I borrowed it and enjoyed reading it very much.

 
 

 
 

Ben Lerner made me laugh quite often. He is a funny, intelligent writer. How he explains, why Platon hated poetry and many others … he tells hilarious, absurd stories about how poetry was invented and explains, why there can’t be poetry on a dentist chair … and why some poets write for themselves and others for all of the readers.

I liked especially the final sentence of that fine book:

 

All I ask the haters – and I, too, am one – is that they strive to perfect their contempt, even consider bringing it to bear on poems, where it will be deepened, not dispelled, and where, by creating a place for possibility and present absences (like unheard melodies), it might come to resemble love.

2019 27 Jul

In the words of Tyran Grillo

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Ach, wäre ich doch dabei gewesen,

in einem Plattenladen,

als „Safe Journey“  zum ersten Mal herauskam.

Wenn das, was ich jetzt fühle, ein Anhaltspunkt ist,

kann ich mir die Tiefe seiner Wirkung nur vorstellen.

Wundersam bis zum n-ten Grad.

Jahrzehntelang waren sie aus der Mode geraten, nun sind sie schon seit längerer Zeit wieder zu haben: Glasflaschen mit einem Zapfen aus weißem Porzellan und rotem Dichtungsring, die sich mit einer Drahtfeder (Hebelprinzip) öffnen und beliebig oft wieder verschließen lassen. Der Bügelverschluss wurde im Jahr 1875 erfunden, er wirkt solide und es haftet ihm etwas Kultiges an. Zu einer Zeit, als es noch nicht so üblich (und notwendig) wie heute war, Wasser oder ein Erfrischungsgetränk bei sich zu haben, nahm mein Vater jeden Tag eine 0,5 Liter Flasche Matetee zur Arbeit mit. Die Flasche war leicht geriffelt, das Glas hatte einen feinen Grünton und es war die einzige Flasche mit Bügelverschluss in unserem Haushalt. Ich habe nie mitbekommen, wie dieser Tee zubereitet wurde und ob er in warmem oder kaltem Zustand in die Flasche gelangte. Mein Vater trug jeden Tag einen Anzug, ein Hemd und Lederschuhe (selbst im Urlaub) und der Matetee in der Aktentasche schien gar nicht in dieses Bild zu passen. Ein Nacheifern der Atmosphäre von Julio Cortázars Roman „Rayuela. Himmel und Hölle“, in dem der Matetee das Standardgetränk ist, war es sicherlich nicht. Interessanter als den Matetee fand ich die Flasche, die auf mich den Eindruck machte, dass sie sehr alt war und noch jahrzehntelang in Gebrauch sein würde. Ich stellte mir vor, dass ich die Flasche irgendwann übernehmen und vielleicht selbst Tag für Tag mit einem Getränk befüllen würde. Doch als es dann irgendwann soweit war und wir die Wohnung ausräumten, fand ich die Flasche nicht mehr. Inzwischen bin ich jedoch auf den Geschmack von Matetee gekommen. Als Eistee ist er mein Sommergetränk. Stark zubereitet, mit zwei Packungen Eiswürfeln schockgekühlt, abgeschmeckt mit etwas Rohrzucker und Zitronensaft und aufbewahrt in einer Glaskaraffe mit weißem Plastikdeckel, die ich bei einem Aufenthalt an der Ostsee gekauft hatte, weil sie mich an etwas erinnerte. Ich besuchte eine Freundin, die ein Semester lang einen Sprachkurs in einem kleinen Ort in Frankreich machte, und als wir mit der Gruppe zum Mittagessen in ein Restaurant gingen und ich mich darüber wunderte, dass alle Weißwein tranken, kam der Kellner zu unserem Tisch und stellte, ohne dass wir darum gebeten hatten, eine Karaffe mit frischem Wasser hin. Und schon war er, wie der klassische Sartre´sche Kaffeehauskellner, wieder verschwunden.

„Wenn du ein Improvisator bist und versuchst, Musik innerhalb der Musik zu erschaffen, und mit einem Gespür für Orchestrierung und Skulptur spielst, egal, um welche Art von Musik es sich handelt, wird das Spiel zu einem intimen Ausdruck. Dafür must du mit einem  Empfinden für die Umgebung agieren, und wenn dir das gelingt, übersetzt du die Musik für die jeweiligen Zuhörer. Wenn du in einem Club wie der Unterfahrt in München auftrittst, kannst du den Ort in eine Konzerthalle verwandeln.

Und wenn du in einer grossen Arena spielst, kannst du ihn in einen intimen kleinen Jazzclub  verwandeln. Wie das Village Vanguard. Es geht um die Haltung deiner Spielweise. Und wie du die Musik den Zuhörern nahebringst. So gibt es gewiss bestimmte Bands, die mit der Vorstellung einer Tanzparty spielen. Wir machen das nicht. Der jeweilige Ort ist eine Inspiration, deine Gefühle auszudrücken. Egal, wo du bist.  Einige schwerer zu bespielenden Orte wären grosse Bühne im Freien, und das mit Musik, die so innerlich ist wie die dieses Trio – aber der Aufführungsort hier und heute in Bonn, oder der Pierre Boulez-Saal in Berlin, sind wunderbar.“

(Joe Lovano)

 

Das Studio Sear Sound in New York enthält verschiedene Dimensionen, Möglichkeiten, Musik aufzunehmen. Wir platzierten uns als Trio im gleichen Raum, ich spielte ohne Kopfhörer, und so wie das Schlagzeug von Carmen aufgestellt war, und das Piano von Marilyn,  bildeten wir einen Kreis im Raum, konnten uns direkt wahrnehmen und diese intime akustische Musik spielen. Natürlich kann man mit Kopfhörern arbeiten, um bestimmte  Dinge herauszustellen, im glei hen Studio kannst du das Schlagwerk auch in einem abgetrennten Stand platzieren, du kannst die Instrumente räumlich separieren. Ich war schon öfter im Sears Sound, um Alben aufzunehmen, und kenne die Optionen.  Mit dem Trio Tapestry waren wir an grösster Unmittelbarkeit inzeressiert, und spielten so, wie heute Abend. Mit einem realen Gefühl des Zusammenseins.

Das Album enthält gewiss einige der stillsten Momente, die ich je gespielt habe. Und das gilt für uns drei gleichermassen. Wir agieren auf eine so klare Weise, folgen allein dem Sound, in einer Balance von stimulierenden Impulsen und  Aufeinander Eingehen. Ich schrieb Kompositionen, die  in ihrer Essenz friedvoll sein sollten. Mit der Möglichkeit, für jedes dieser  Raum Öffnenden Stücke eine besondere Stimmung zu schaffen. Ich wollte keine agressive  Haltung einbringen, davon gibt es genug, wenn ich nur an die gegenwärtigen Hösslichkeiten auf der Weltbühne denke, ich wollte  dem eine  Schönheit entgegensetzen, und dafür Kompositionen schreiben, die sehr harmonisch und melodisch angelegt sind, aber mit einem sehr viel freieren Areal für das rhythmische  Element, so dass sich ein wahrer Wandteppich ergibt – die Gruppe Trio Tapestry zu nennen, war Teil des Planes.  Und so kamen die Ideen zusammen für mich als Komponist der Session.“

(Joe Lovano)

 

Wie auch immer man das Wort „tapestry“ übersetzen möchte, als Wand- oder Bilderteppich – dieser eigenwilliger Musik kann man feinste Klang-Knüpftechniken attestieren, und tiefe Dreidimensionalität. Sie speist sich aus feinsten Spuren asiatischer Meditationsklänge ohne New Age-Geschmäckle, aus Elementen der 12 Ton Musik jenseits unterkühlter Abstraktion, und jeder Menge verwandelter,nie nur solide vorgeführter Jazzhistorie. Feinsinnigkeit und Intensität in perfekter Verbindung. In New York entstand die CD/LP-Produktion des Trios unter der Regie von ECM-Chef Manfred Eicher. Die Reihung der Stücke, und das gilt nicht zuletzt für die Vinylausgabe, ist ein Lehrstück für exzellentes „sequencing“.

 

 

 

Was macht eine fast vergessene alte Schallplatte so anziehend: einfach die grossartige, den meisten Erdbewohnern unbekannte Musik, oder eine verrückte, abwegige Hintergrundstory? Das fragt sich John Mulvey, wenn er auf Jim Sullivan zu sprechen kommt. Ein obskures Album aus dem Jahre 1969 über UFOs, dessen Schöpfer 1975 in der Wüste von New Mexico anno 1975 für immer verschwand, und die Verschwörungstheoretiker behaupten gern, er sei von Aliens entführt worden, Blödsinn. die Wahrheit wird viel erschütternder gewesen sein. Die Legende von Jim Sullivan, da hat John Mulvey völlig recht, ist zugleich tragisch und verführerisch. Mich rührt es allein schon, wenn  ich das alte Foto sehe von John und seinem treuen Hund. Das feine Label Light In The Attic holte die Bänder von „U.F.O.“ 2010 aus den Archiven, entstaubte sie, und man stellte fest, was für ein toll klingendes Opus das war, eine Art Rokoko-Folk-Odyssee, die eine neue kleine Hörerschar fand, umabhängig von Jims mysteriösem Schicksal. Nun folgen zwei weitere Ausgrabungen.

 

It was the high time of the cassettes, and every astronaut on the Apollo missions was allowed to take one cassette with him. Though one of the guys chose Berlioz‘ „Symphony Fantastique“, most of them made their compilations with a knack for earthbound country music from Merle Haggard to Johnny Cash. This is why Brian, Dan and Roger reflected that idea on their APOLLO album by a well-dosed use of pedal guitar and a flair of a psychedelic Nashville vibe, so to speak.

 

bbc.co.uk / sounds / play …

 

„And that was one of the best moons songs ever, Creedence Clearwater Revival and „Bad Moon Rising“.

(Eno on BBC 6)

2019 24 Jul

Vielleicht sein bester Roman

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R.I.P.

 

In one sense, the Montalbano novels were not at all innovative: Camilleri named his hero after the Spanish author Manuel Vázquez Montalbán, and admitted he had given him some of the traits of Montalbán’s gourmet investigator, Pepe Carvalho. Moreover, Camilleri churned out the exploits of his most popular character in a way that was decidedly more industrial than creative. “All the Montalbano novels are made up of 180 pages, tallied on my computer [and] divided into 18 chapters of 10 pages each,” he once told an interviewer. But in an important respect, the Montalbano stories were utterly original.“

(John Hooper, The Guardian)


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