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Archives: Dezember 2016

Eben sehe ich, dass bei ARTE in der Mediathek noch bis Mitte Dezember der Film Les Salauds von Claire Denis zu sehen ist. Also nehme ich das als Anlass, ihn hier in der Reihe „die besten Kinofilme des 21. Jahrhunderts“ zu empfehlen, zumal ich Claire Denis ohnehin für die beste lebende Kinoregieperson halte. Über den Film gäbe es unendlich vieles zu sagen, und da ich mich seit Ewigkeiten intensiv mit dem Werk der Autorenfilmerin beschäftigt habe, fällt es mir zusätzlich schwer, ein paar wenige Kommentare zum Film zu liefern.

Ich sah den Film bei der Premiere in Cannes in der Reihe Un Certain Regard (Es war ein offenes Ärgernis, dass der Film nicht im Wettbewerb gezeigt wurde, zumal in dem Jahr die Diskussion ohnehin hochkochte, dass kein Film einer Regisseurin in den Cannes-Wettbewerbs genommen worden war.), und weil ich schon ahnte, dass es schwer sein würde, ihn irgendwann wieder auf der Leinwand erleben zu können (Viele Filme von Claire Denis wurden in Deutschland nie im Kino ausgewertet; ich sah zwar schließlich alle auf der Leinwand, jedoch viele in Retrospektiven und einmaligen Sondervorführungen, wozu Berlin immerhin sehr gute Möglichkeiten bietet.), ging ich tags darauf gleich auch noch in die zweite Vorführung.

Gleichwohl muss man festhalten, dass Les Salauds kein Film ist, den man beim ersten Sehen erfassen kann, vor allem, weil die Handlung zu fragmentarisch und sprunghaft erzählt bleibt. [Weitere Informationen hierzu in den Verweisen in den Kommentaren.] Für mich blieb schon nach der ersten Vorführung in Cannes hängen, dass es sich hier wohl um ein Meisterwerk handelt, und spätere Sichtungen und Gespräche mit anderen Filmemachern und Freunden bekräftigten dies. Doch auch wenn das „Meisterwerk“-Urteil ohnehin streitbar ist, natürlich ist es erst einmal meine individuelle Meinung, und ich möchte nicht unterschlagen, dass ich ohnehin der Meinung bin, dass Claire Denis noch nie einen schlechten oder gar mittelmäßigen Film gemacht hat. So sehr ich ihre klaren, leise und warmherzig poetisch erzählten Filme wie 35 Rhums oder Vendredi Soir schätze, noch stärkere Beziehung baute ich stets zu ihren dunklen, (unter Filmleuten und Zuschauern) umstrittenen, schwerer greifbaren und „offeneren“ (erzählerisch unkonventionellen bis radikalen) Filmen wie Trouble every Day und L’Intrus auf. In diese Reihe passt Les Salauds hervorragend, ist dabei doch vollkommen eigen.

Als ich auf meiner eigenen Webseite noch (kurzzeitig) einen Blog pflegte, schrieb ich zu Claires 60. Geburtstag im April 2008 einen persönlichen Wertschätzungseintrag und Geburtstagsgruß. Wenige Jahre später bekam ich zu Ohren, dass sie für ein Regieseminar an die DFFB (Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin) kommen würde, wo ich zu dem Zeitpunkt zwar noch offiziell studierte, naja, eingeschrieben war, aber längst nichts anderes mehr aktiv machte als Technik für einzelne Projekte zu nutzen, da mein Abschlussfilm sich lange hinzog. Ich schrieb sofort an den Studienleiter, dass ich unbedingt dabei sein wolle, und sei es nur als Zuschauer.

Glücklicherweise sagten mehrere Teilnehmer ab, so dass ich schließlich doch einer der sechs Regiestudenten wurde, die teilnehmen durften. Es war tatsächlich überhaupt das erste Mal, dass Claire ein Seminar für junge Filmemacher gab, und mir ist vor allem ihre Bescheidenheit in Erinnerung geblieben, etwa als sie mir auf mein „Wie toll, dass wir von dir und deiner Jahrzehnte langen Erfahrung lernen können.“ entgegnete: „Ach, Erfahrung bedeutet nichts. Und beibringen kann ich euch sowieso nichts. Das einzige, was ich euch mitgeben kann, ist: Ihr müsst auf euer Bauchgefühl und euer Herz hören. Mehr gibt es nicht zu sagen.“ Sie selbst betonte allerdings, wie wichtig für sie eine extrem gute Vorbereitung sei und dass für sie die stetige kreative Herausforderung wesentlich sei. Und sie weiß natürlich sehr viel über Filmsprache und die Welt, wie ihre Filme bezeugen.

Ansonsten war es für mich natürlich ein Genuss, zwei Wochen lang einfach mit ihr zu sprechen, etwa über ihr Verhältnis zu ihren Mitarbeiter/innen („Jede Zusammenarbeit ist wie eine Beziehung. Man muss sich in die Leute verlieben, mit denen man Filme macht.“ Bin jetzt nicht sicher, ob sie das nur auf die Schauspieler bezogen sagte oder auch auf anderen Mitarbeiter, glaube aber schon.), auch über die Zusammenarbeit/Freundschaft mit Stuart Staples, die mich natürlich besonderes interessierte, aber auch über Lebens- und Filmerfahrungen, wie z.B. als sie Regieassistentin von Wenders war, bei Paris, Texas und Der Himmel über Berlin, der bekanntlich an etlichen Orten gedreht wurde, die mittlerweile nicht mehr existieren; und die DFFB liegt ja auch genau da mittendrin, am Potsdamer Platz, zur Zeit der Dreharbeiten 1988 ein Niemandsland.

 
 
 

 
 
 

Frankreich 2013 / R: Claire Denis / B: Jean-Pol Fargeau, Claire Denis / K: Agnes Godard / Musik: Tindersticks / 100 Min / FSK: 16 / D: Vincent Lindon, Chiara Mastroianni, Isolda Dychauk, Lola Créton, Grégoire Colin, Hélène Fillières, Alex Descas

 

Seit Jahrzehnten begegnet mir dieser Kulturjournalist, und einige seiner Artikel sind mir unvergesslich. Dabei kommt er musikalisch eher von der Klassischen Musik, bei der ich nicht gut mitreden kann (ausser bei Gustav Mahler und Strömungen der Neuen Klassischen Musik). Aber Harald Eggebrecht ist auch ein Literaturfreund, und da trat eine gewisse Seelenverwandtschaft immer wieder zutage. Damals etwa,  bei seinem Lobgesang auf Ernst Augustin und dem in Deutschland  natürlich untergegangenen Abenteuerroman „Mahmud, der Schlächter“. Ich besuchte Augustin wegen jenes „wilden Schmökers“ in München, und sein Haus glich architektonisch dem Bauch eines Schiffes aus einem Roman von B. Traven (nur dass es hier friedlich zuging, und Schwarzen Tee gab). Und wenn es denn heute morgen einen Grund zu einem breiten Grinsen  meinerseits gab, dann die Lektüre des SZ-Feuilletons auf Seite 14: „Leben frisst Leben / Die Selbsterschaffung eines Genies – und seine Zerstörung: Die ungeheure Vitalität und Empfindsamkeit Jack Londons vibriert auch heute noch in seinen Romanen und Erzählungen„. Geschrieben von Harald Eggebrecht. Es geht um die just bei Manesse und dtv aufgelegten Bücher „Martin Eden“ und „Mord auf Bestellung“ sowie eine Biografie. Mark Twain, Edgar Allan Poe und Jack London waren frühes und begeisterndes Lesefutter, und ich habe keinen Zweifel, dass man auch Londons Romane heute noch verschlingen kann. Zuletzt begegnete mir einer seiner Klassiker in der exzellenten TV-Serie „The Night Of“. Und es ist keine aufgesetzte Pointe, dass ich vorhin, auf dem Weg in mein Cafehaus, daran dachte, meinem alten Freund und Kanadaspezialisten Klaus S. eine Mail zu schreiben, dass ich grosse Lust hätte, im Februar 2017 mit ihm nach Alaska zu fliegen, um das grosse Finale des Yukon Quest zu erleben. Minuten später las ich diese allerfeinste Besprechung von Harald Eggebrecht. P.S.: Auch die Wölfe leben wieder unter uns, aber nicht die ausgewilderten.

2016 2 Dez.

„Kubanische Echos“

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Der auf Kuba geborene, in Brooklyn lebende Pianist David Virelles lässt in seiner Musik alte afro-kubanische Rhythmen und Rituale im Hier-und-Jetzt widerhallen. Seine neue Aufnahme „Antenna“ ist eine EP mit sechs Tracks und 22 Minuten Spielzeit, die exklusiv auf Vinyl und digital veröffentlicht wird. VÖ: heute

 

The best café you’ve been in this year …

Cukiernia Lodziarnia u Nawrata-Mikołów (Łódź) – https://goo.gl/maps/xCZpySBXXE32

The book you higly recommend to anyone with a lot of time and the abiliy to read slowly (as you did when it fell into your hands) …

Paul Arden – „God Explained In A Taxi Ride“

The exhibition that reminded you of what a deep emotional impact exhibitions can have …

Not had that experience in ages. Cy Twombly retrospective in London (maybe 8 years ago?) – amazing

A movie that made you forget time or biting nails …

Duck Soup

Your favourite meal in a public space …

https://www.tanti.hu/ (oh yeah!)

The most untypical place you’ve been at …

Herne Hill

Your live concert of the year …

The Pre New at SWG3

The oldest jazz record you’ve been listening to in the last twelve months that guaranteed some very deep listening …

A Love Supreme

What springs to mind when hearing the word „whimsical“ …

English landscapes made of marshmallows


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