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2011 12 Dez

TV-Tipp: Piet Mondrian

von: Jochen Siemer Filed under: Blog | TB | Tags:  1 Comment

 

Im Atelier von Piet Mondrian

Es war ein erstaunliches Fernsehporträt, das der Sender Arte ausstrahlte : es zeigte einen etwas verschrobenen Mondrian, den man so nicht kannte.  In seinem als  Bild- und Wohnplastik gebauten Atelier entwickelte er seine Ideen und lebte so – wortwörtlich – ganz in seiner Kunst. Mondrian, der Natur und Bäume hasste, hörte gerne Jazzmusik und tanzte dann dazu – und man meint nun, auch in seinen strengen Bildern rhythmische Strukturen zu erkennen. Gerne und regelmäßig stürzte er sich ins Pariser Nachtleben. So war sein Leben trotz seiner sperrigen, einzelgängerischen Intellektualität zwar viel, doch keine pure Einsiedelei.

Den Ausblick aus seiner Wohnung über die verwinkelten, verspielten, unaufgeräumten Dächer und Hinterhöfe von Paris hätten die meisten wohl als romantisch empfunden – er hingegen verabscheute solcherlei Szenerie. Als er später dann, bedingt durch den zweiten Weltkrieg, nach New York übersiedelte, traf er in der dort existierenden kühlen, rechteckigen und durchstrukturierten Stadtarchitektur verblüffenderweise auf die Verwirklichung seiner Ideen und formellen Ideale. Und so war sein Exil nicht unvertraute, unerwünschte Fremde – sondern Zuflucht und Heimkommen in eine vertraute geistige Heimat und eine Form des späten Glücks. 

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1 Comment

  1. Jochen Siemer:

    „Mondrians Werk markierte einen entscheidenden Wendepunkt in der Geschichte der modernen Malerei. Zunächst unter dem Einfluss des Kubismus stehend, erfand Mondrian zu Beginn der 20er Jahre eine universelle Bildsprache aus minimalen geometrischen Formen und Primärfarben. Er zählt zu den Pionieren der reinen Abstraktion, einer innovativen Strömung, die die Kunst des 20. Jahrhunderts maßgeblich beeinflusste. Der Film zeichnet Mondrians künstlerischen Werdegang nach.

    Der niederländische Maler Piet Mondrian (1872-1944) war ein Einzelgänger, der viel Zeit mit seiner Arbeit im Atelier verbrachte. Dieser Ort stand in Wechselwirkung zu seinen Werken und spiegelte die experimentelle Umsetzung eines “Gesamtkunstwerks” wider. Ständig organisierte er den Raum um und brachte ihn in Einklang mit seiner Gemütsverfassung und Tagesstimmung. Bilder, Farbkästen, Tische, Stühle, ein Phonograph, Gebrauchsgegenstände – an diesem sehr persönlichen Ort war alles eine Frage des subtilen Gleichgewichts zwischen Formen und Farben.

    Mondrian lebte also quasi dreidimensional “in seiner Malerei”; seine Kunst und sein Leben waren eins. Um das Atelier, den für Mondrian so wichtigen Ort, dreht sich die Geschichte des Films. Eine Gestalt – Mondrian – bewohnt den Ort diskret und stellt die Weichen für das künstlerische Abenteuer. Der Film erlaubt es dem Zuschauer, die künstlerische Entwicklung Mondrians nachzuvollziehen, von seinen ersten, figurativen Gemälden in der holländischen Heimat bis hin zu seiner Zeit in New York (1940-1944), wo er seinen Lebensabend verbrachte.

    Dieser dynamische Film über den Maler Piet Mondrian schlägt Brücken zwischen den scheinbaren Widersprüchen seiner Welt: seine Musikleidenschaft und die Stille seines Ateliers, Rhythmus und Geometrie, gerade Linie und Arabeske, Amüsement und Einsamkeit des künstlerischen Schaffens.“ (Text: Arte)


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