Im Atelier von Piet Mondrian
Es war ein erstaunliches Fernsehporträt, das der Sender Arte ausstrahlte : es zeigte einen etwas verschrobenen Mondrian, den man so nicht kannte. In seinem als Bild- und Wohnplastik gebauten Atelier entwickelte er seine Ideen und lebte so – wortwörtlich – ganz in seiner Kunst. Mondrian, der Natur und Bäume hasste, hörte gerne Jazzmusik und tanzte dann dazu – und man meint nun, auch in seinen strengen Bildern rhythmische Strukturen zu erkennen. Gerne und regelmäßig stürzte er sich ins Pariser Nachtleben. So war sein Leben trotz seiner sperrigen, einzelgängerischen Intellektualität zwar viel, doch keine pure Einsiedelei.
Den Ausblick aus seiner Wohnung über die verwinkelten, verspielten, unaufgeräumten Dächer und Hinterhöfe von Paris hätten die meisten wohl als romantisch empfunden – er hingegen verabscheute solcherlei Szenerie. Als er später dann, bedingt durch den zweiten Weltkrieg, nach New York übersiedelte, traf er in der dort existierenden kühlen, rechteckigen und durchstrukturierten Stadtarchitektur verblüffenderweise auf die Verwirklichung seiner Ideen und formellen Ideale. Und so war sein Exil nicht unvertraute, unerwünschte Fremde – sondern Zuflucht und Heimkommen in eine vertraute geistige Heimat und eine Form des späten Glücks.