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Archives: Timo Lassy

Dieses Jahr habe ich wieder einen Großteil der Chili-Ernte verarbeitet und dabei drei Rezepte (abgewandelt) ausprobiert. Für eine leckere Soße: 14 Tomaten halbieren und mit der Schnittseite nach unten in eine Auflaufform (deren Boden mit reichlich braunem Zucker bedeckt ist) legen. Nachdem die Tomaten 20 Minuten bei 220 Grad im Backofen waren, haben sie ordentlich Flüssigkeit verloren, sind schrumpelig geworden und haben braune und schwarze Flecken. Die Haut nun abziehen (ziemlich heiß!), 14 klein geschnittene Chilis, drei Zwiebeln (gewürfelt), Salz, Saft von 4 Limetten und reichlich braunen Zucker dazu mischen und das ganze noch einmal für 20 Minuten in den Ofen. Pürieren fertig. Dies ist eine recht scharfe Soße – wenn man zum Beispiel nur 3 oder 4 Chilis auf die gleiche Menge Tomaten benutzt, hat man einen leckeren süß-scharfen Ketchup.

Eine zweite leckere und sehr scharfe Soße: 250ml Reisessig mit 200g Chilis aufkochen, ordentlich Salz und Pfeffer dazu, pürieren, über Nacht ziehen lassen.

Dann noch ein Chili Öl, für Ramen oder Dumplings: Auf einen halben Liter Rapsöl kommen 50-60g Chilis, die ich erstmal über Nacht in den Dörrautomat gelegt habe (man kann natürlich einfach Chiliflocken kaufen). Das Öl auf mittlerer Temperatur erhitzen, 5 Sternanis, 2 Esslöffel Nelken, 1 Zimtstange, 3 Esslöffel Szechuan Pfeffer, 2 Lorbeerblätter reintun und eine gute halbe Stunde köcheln lassen; aufpassen, dass nichts anbrennt. Am Ende die Temperatur etwas erhöhen, dann das heiße Öl durch ein Sieb über die grob zerkleinerten Chilis gießen. Über Nacht ziehen lassen und in ein steriles Gefäß füllen (letzteres gilt natürlich für die beiden Soßen auch).

Dazu kann man gut das feine Album des Timo Lassy Trios laufen lassen – Seelennahrung aus Saxophon, Schlagzeug, Bass.

Vor vier Wochen war ich auf dem ersten Konzert in diesem Jahr, meinem zweiten seit März 2020. Auf der kleinen Insel Lonna, per Fähre in 10 Minuten vom Stadtzentrum Helsinki aus zu erreichen, veranstaltete das finnische Label WeJazz Records das zweitägige „Odysseus“ Festival, weitgehend Open-Air. Zufällig passten die Daten in unsere Ferienplanung, so kaufte ich am 09. 12. 2020 drei Karten (nachdem ich mich vorher versichert hatte, dass man einen Hund mit auf die Insel nehmen durfte). Danach war ich lange Zeit skeptisch, ob ein Konzertbesuch klappen könne, ja eine Einreise überhaupt möglich sei – doch dann kamen wir am 24. 7., dem ersten Konzerttag, morgens um 8:00 mit der Fähre in Helsinki Vuosaari an, konnten gegen 11:00 unsere Airbnb Wohnung beziehen und waren dann nach einem Treffen mit Freunden und Bummel durch die Stadt gegen 16:00 auf der Insel.

 

Uns empfing eine relaxte Atmosphäre, in dem durchmischten Publikum war von einer Pandemie wenig zu spüren. Das war ungewohnt, ebenso wie es etwas seltsam war, überhaupt wieder unter vielen Menschen zu sein; nach sehr wenig Zeit konnten wir uns aber darauf einlassen. Eine große Bühne war zwischen zwei alten Lagergebäuden aus rotem Backstein aufgebaut, die Musiker spielten vor Bäumen, dahinter funkelte das Wasser. In einem der Gebäude war noch eine kleine Bühne für intimere Konzerte, die zum Teil parallel, zum Teil versetzt zu den Open-Air Gigs stattfanden.

 

Als wir ankamen legte das Timo Lassy Trio los: Bass, Schlagzeug, Saxophon, energiegeladen, konzentriert und funky. Anschließend spielten Y-Otis, die mir zwar gefielen, aber auch ein bisschen überfrachtet vorkamen. Otis Sandsjö war dann in der Lagerhalle Gast bei der Zugabe des sehr guten Kit Downes Solo Sets und die beiden zauberten einen Höhepunkt des Festivals: Instrumente gegen den Strich gespielt, durch Mark und Bein fahrend; auch die zweite Zugabe mit der Sängerin Lucia Cadotsch war wunderschön. Der Rest des ersten Tages ging ein bisschen an mir vorbei, wir waren reisemüde und für den abendlichen Ostseewind zu sommerlich gekleidet, so dass wir gegen 20:00 die Fähre zurück nach Helsinki nahmen.

 

Um dann am nächsten Tag um 15:00 wieder auf der Insel zu sein, pünktlich zum Auftritt von Lucia Cadotsch (die auch etwas zu frösteln schien). Sie spielte gemeinsam mit dem Y-Otis Rückgrat Otis Sandsjö (Saxophon) und Petter Eldh (Bass) als Speak Low Interpretationen von bekannten Songs. Bei der Mehrheit der Stücke war wieder Kit Downes an der Orgel dabei, eine willkommene Zutat in der zerklüfteten Klangwelt. Danach ging es träumerisch und traumhaft mit Verneri Pohjola weiter, Trompete in sanft elektronischer Umgebung, gute Kombination. Anschließend brachten die omnipräsenten Kit Downes und Otis Sandsjö  gemeinsam mit dem finnischen Drummer Joonas Leppänen eine unerhörte Musik ohne Ufer, in die man tief versinken konnte, auf die Bühne. Zum Abschluss dann die von mir sehr geliebten 3TM (endlich weiß ich, dass es nicht „three“, sondern „kolme“ TM heißt). Die Freude, die die Musiker, vor allem Schlagzeuger Teppo Mäkynen, versprühten, war ansteckend, die rhythmische Musikalität beeindruckend; die drei strichen dann den meisten Applaus ein. 

 

Was bleibt? Na klar, Erinnerung. Lust, im nächsten Jahr wieder ein solches Festival zu besuchen (und vorher hoffentlich viele andere Konzerte zu erleben). Lust auch auf eine Veröffentlichung von dem Downes-Sandsjö-Leppänen Projekt. Und die Erkenntnis, dass Konzerte eher nichts für Hunde sind.


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