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Archives: Hans-Joachim Roedelius

 

Es trägt zur Faszination von Jan Reetzes Buch bei, dass es so nonchalant wie genau erzählt und „Der Sound der Jahre“ so viele private Erinnerungen an die alte BRD triggert, egal, wo wir waren, als in Düsseldorf, München, Berlin, Köln, Hamburg, Forst und anderswo Musikgeschichte geschrieben wurde. Die jüngeren Leser reisen einfach zurück in eine alte Zukunft, die immer noch Blüten treibt. Nach einem Tag in Düsseldorf sank ich nachmittags tief in meine Couch, und hatte mit Roger Enos „The Turning Year“ eine perfekte Begleitung in Vinyl aus dem Regal gezogen, witzigerweise hatte sich neben diese bezaubernd leisen, spannenden Klänge die Schallplatte „Sowiesoso“ von Cluster gesellt – eine andere perfekte kleine Nachtmusik. „The Turning Year“ erscheint am 22. April, „Sowiesoso“ kommt aus dem Sommer 1976. Wie es wohl klänge, würde Roger Eno die Musik von „Sowiesoso“ interpretieren, und Herr Roedelius, vielleicht mit Stefan Schneider, die Kompositionen von  „The Turning Year“ verwandeln. Imaginary albums.

 

2021 20 Apr

Roedelius live

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Online-Konzert zum Vormerken:

24. April, 20.30 MEZ.

Anmeldung hier.

 

 

 
 
 

Überraschungsarm, aber sehr angenehm und leise. So leise, dass man immer wieder einmal den Klavierhocker knarren hört. Auch andere Nebengeräusche fügen sich ins Klangbild, und man weiß nicht immer, ob sie beabsichtigter Teil der Musik oder akustischer Beifang sind.

Über Hans-Joachim Roedelius muss man nichts mehr sagen. Hier spielt er Klavier, ausschließlich, aufgenommen in seiner Wohnung in Baden bei Wien. Der schon durch den Anschlag sanfte Klavierklang wird noch zusätzlich abgedämpft, indem Roedelius‘ 30 Jahre jüngerer Mitstreiter Arnold Kasar die Saiten mit Filz präpariert hat.

Man kennt die weitgehend improvisierten melodischen Girlanden und impressionistischen Akkorde eigentlich seit vielen Jahren, aber Roedelius erschafft sie in immer neuen Wendungen und Variationen, und kaum jemals werden sie langweilig. Arnold Kasar, mit elektronischen Mitteln, stellt sie in den 19 Tracks in immer neue, nie aufdringliche, aber stets präsente akustische Umgebungen. Mehr passiert im Grunde auf der ganzen CD nicht, außer dass die Intensität des Spiels im Laufe der Platte zunimmt. Aber das genügt schon, um die 76 Minuten Spieldauer ohne Durchhänger auszufüllen.

Arnold Kasar hat mit der Abmischung der Stücke bereits während der Zugfahrt von Wien nach Berlin begonnen. Vielleicht ist das ein Fingerzeig darauf, dass Einfluss eine sehr kopfhöreraffine Platte geworden ist.

Für mich schon jetzt eine meiner Platten des Jahres. Und für Roedelius, da bin ich sicher, eine ihm keineswegs gleichgültige späte Anerkennung, dass die Scheibe beim Yellow Label der DG erschienen ist. Dort darf tatsächlich noch immer nicht jeder.


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