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Archives: Dave Holland

2021 7 Jun

Strandgut

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Lange bevor Hartmut Rosa sein Buch Unverfügbarkeit auf den Markt brachte (das übrigens ausgezeichnet ist – danke, Lajla), kannte ich den Begriff schon von dem französischen Philosophen Alain Badiou und seinem bonmot vom „unverfügbaren Wahrheitsereignis“ (danke, Slavoj Zizek). Daran musste ich neulich denken, als ich nach langer Album-Abstinenz und tiefer Hingabe an Gitarren-Workouts von Songs der Taylor Swift bei einer Entspannungsübung aufgrund einer lädierten Halswirbelsäule endlich mal zur Plattform Deezer griff. Auf dem Rücken liegend wie Kafkas Käfer versuchte ich, der zervikalen Symptomatik Herr zu werden. Die Rückenlage hat sich musiktechnisch seit langem bewährt, ich höre dadurch intensiver. Der Algorithmus ist ja kein Analphabet und so spülte er mir wundersam das Passende an Land: Terrain vom Portico Quartet. Genial, wie die hohen Töne mit meinem Tinnitus ein Konzert eingingen und ein Hörerlebnis brachten, dass nicht nur der Musik wegen grandios war. In einem Zuge durchgehört, nicht die Spur von Langeweile oder Gewohnheit, wollte ich gleich mehr vom Guten. Das besagte berechnende Zufallsprinzip bot mir Another Land vom Dave Holland Trio an. Es ging aus höchsten Höhen hinab zu einem satten, wuchtigen und völlig zeitgemässen Bassspiel (sag mal, wie alt ist der Typ eigentlich, sowas von frisch). Zunächst nahm ich den Gitarristen gar nicht wahr, sehr zurückgenommen, erkannte dann aber schnell Kevin Eubanks, dessen Präsenz auf dem Holland-Album Extensions wir einst feierten. Eubanks hat mich auch beeinflusst, weil er sehr funky spielt und die Saiten zupft. Anklänge an Walter Becker, John Abercrombie und Marc Ducret sind bei ihm zu finden. „Das ist ja Jimi Hendrix goes Funk, Jazz and Fusion!“ So war mein Gedanke, den ich am nächsten Tag in einer Rezension auch genauso wiederfand. Da dachte ich an Kant und seine Urteilskraft. Womit der Kreis sich schliesst, wir wieder bei den Philosophen wären.


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