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Archives: Anders Jormin

2023 19 Jan

„Pasado en claro“

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Seit nahezu zwei Jahrzehnten arbeiten der schwedische Bassist Anders Jormin und die Sängerin, Violinistin und Cellistin Lena Willemark an eigenwilligen Verbindungen von Jazz und Folk. Auf dem Album „Tree Of Light“ von 2015 kam die in Süddeutschland lebende Karin Nakagawa dazu – ihr Spiel auf der 25-saitigen japanischen Koto öffnete der Musik weitere Räume. Erstmals dabei ist nun, auf der Cd „Pasado En Claro“, der Schlagzeuger Jon Fält, der auch in Bobo Stensons Trio an der Seite von Anders Jormin agiert. Hochspannung ist angesagt: immer wieder dringen Bass, Schlagwerk und Stimme in mal feinsinnige, mal raue, mal archaische Regionen vor. Es ist eine besondere Qualität dieses schwedisch-japanischen Quartetts, weit entfernte Zeiträume zusammen zu führen – die Quellen der auf „Pasado En Claro“ verarbeiteten Gedichte reichen von Octavio Paz, über ein uraltes China des elften Jahrhunderts, bis hin zu moderner skandinavischer Lyrik. Alle Texte werden in schwedischer Sprache gesungen, die emotionale Tiefenwirkung von Lena Willemarks Gesängen überwindet jede Sprachbarriere – hilfreich dennoch, dass die Texte auf Schwedisch, und in englischer Übersetzung, beiliegen. „Wo die Krankenhausblöcke schummrig leuchten / Und chinablaue Bildschirme in sterilen Investitionsobjekten flimmern / Nichts erscheint so verschmäht und tödlich, dass du es nicht sehen könntest / Von einem Küchentisch aus, unter einer blauen Lampe / Die aufstrebende Birke auf einem grünen Grünstreifen / Und eine Katze, die um die Ecke streicht.“ Was hat nun Jörgen Linds Gedicht mit Petrarca oder Octavio Paz gemein, ganz zu schweigen von fernöstlichen Texten? Nun, beharrlich spiegeln sich Innenwelten in Räumen der Natur, und immer wieder werden Spuren von unbeugsamem Lebenswillen ausfindig gemacht in unwirtlichen, abgelegenen Erdzonen. Gerade da wird der Tanz des Lebens geprobt, wo Stillstand und Erstarrung drohen. Wie etwa in dem von Lena Willemark geschriebenen und getexteten Song „The Woman Of The Long Ice“ …  „Ich bin die Frau des langen Eises / die tanzt (leicht wie ein Wirbelwind)“, heisst es da (…)

In einem Radiotext, noch dazu einem Magazin mit stetig wechselnden Themen ist die Wahl der Sprache wichtig. Der akademische, ernüchternde Stil ist so leblos wie eine vermeintlich profunde Erörterung ins Leere gehen kann. Du willst ins Boot holen, und nicht Bartel zeigen, wo man den Most holt. Darum ist es wichtig, in der Sprache sachlich u n d sinnlich zu sein, Dinge bildhaft zu suggerieren, und eine ansprechende Einfachheit und Klarheit nicht für angestrengte Tiefenschürferei zu opfern. Ein Text über „Pasado en claro“ oder Mette Henriettes „Drifting“ oder Sebastian Rochfords „A Short Diary“ (alle erscheinen morgen, am 20. Januar) sähe anders aus, wenn ich ihn für dass Feuilleton der ZEIT geschrieben hätte. Oder die SZ. Das hörende Verstehen verlangt anderes als das lesende Verstehen.

 

2023 1 Jan

Apropos Anders Jormin

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Apropos Anders Jormin, der neben Claude Tchamitchian zu den europäischen Kontrabass-gröBen gehört: 

 

HIER Spuren von Anders Jormin in meinem RADIOARCHIV, die sich seit 2008 durch mehrere Sendungen ziehen (in den Programmen gibt es nur kurze Ankündigungen, 95% ist Musik). 

 

2008

Portrait Anders Jormin in Gruppen von Charles Lloyd, Bobo Stenson, Kenny Wheeler, Sinikka Langeland und seinen Solo-Alben   HIER

 

2015

Neben Anders Jormin mit Lena Willemark und Karin Nakagawa gibt es Stücke von Michael Galasso, Kim Kashkashian, Sinikka Langeland und Nils Økland HIER

 

2019

Solo-Bass Stücke von Roberto Bonati und Anders Jormin HIER

 
 

Eintreten ins RADIOARCHIV zu weiterer Erkundung

H I E R 

2014 12 Dez

Basssonanzen

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©FoBo_HenningBolte
 
 

Was Anders Jormin mit einem Bass macht, machen kann … Töne in die Luft malen

und dann noch mit Jon Christensen, Paul Motian, Bobo Stenson, Kenny Wheeler, Charles Lloyd, Sinikka Langeland und …

dürfte kein Ohr zu und keine Seele kalt lassen … in Ruhe zu hören
 
 
 

 
 
 

HIER als RADIO ON DEMAND
 
 
PLAYLIST PLAYLIST PLAYLIST
 
 
 
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  1. Soapstone – Anders Jormin – In winds, in lights.
  2. 11th of January – Bobo Stenson Trio – War Orphans.
  3. Rowan – Bobo Stenson Trio – Good Bye.
  4. My New Hat (K. Wheeler) – Kenny Wheeler – It Takes Two.
  5. Sul tasto – Anders Jormin – Xieji.
  6. Sudan (P. Motian) – Bobo Stenson Trio – Good Bye.
  7. War Orphans (O. Coleman) – Anders Jormin – Xieji.
  8. Choral – Anders Jormin – Xieji.
  9. Pilgrimage to the Mountain – Charles Lloyd – Notes From Big Sur.
  10. Saltstein (S. Langeland) – Sinikka Langeland – Starflowers.
  11. Takur – Charles Lloyd – Notes From Big Sur.
  12. T. – Bobo Stenson Trio – Serenity.
  13. Limestone – Anders Jormin – In winds, in lights.

 
 

At Svullrya, Finnskogen, Norway, 2011
 

 

Um es kurz zu machen mit der Ewigkeit: Ja, für mich hatte das Stück so etwas, das allen Zeitläuften und Strömungen widersteht, und ich hätte es gern auch in meinem übernächsten Leben, sagen wir mal 2213, gehört. Von mir aus auch in Niederösterreich. Da wird nun nichts raus. Eines der wunderbarsten Piano-Bass-Schlagzeug-Werke der jüngeren Zeit entstand in einem grossen Haus in einem schwedischen Wald.

Es heisst SERENITY (1999), ein opus magnum des Bobo Stenson Trios, mit dem Bassisten Anders Jormin und dem Schlagzeuger Jon Christensen. Kein Wunder, dass Manfred Eicher die Gunst der Stunden nutzte und gleich ein Doppelalbum daraus formte. Die drei Musiker sind ja eher ruhige Zeitgenossen, die keine grossen Worte schwingen – aber, meine Güte, da war gewiss etwas Elektrisierendes im Raum (man hätte auch das Klischee von den „sprühenden Funken“ hemmungslos in den Mund nehmen können, vor Ort).

Ich erinnere mich, wie ich mit Konrad Heidkamp am Telefon über SERENITY sprach, und wie wir selbst erstaunt waren, was da, verdammt noch mal, immer noch ging, immer wieder mal, in diesem betagten Format. Konrad schrieb seine schöne Rezension für „Die Zeit“, und ich interviewte den Bassisten Anders Jormin, zu seiner Zeit mit Charles Lloyd, diversen Trioaktiviäten, ersten Soloalben etc. Natürlich sprachen wir auch über SERENITY. („We lived in an isolated house“, an den Satz erinnere ich mich, und dass es dort gutes Essen gegeben habe.) Ich hatte ihm meine Fragen gemailt, und er schickte mir eine DAT-Kassette mit seinen Antworten. Daraus wurde ein 45-minütiges Porträt im Deutschlandfunk, dessen Skript leider verloren ging.

Während ich seine Antworten bearbeitete, entdeckte ich, dass da noch etwas war auf der Kassette, nämlich eine kleine Pause, gefolgt von einem kurzen skandinavischen Dialog, und einem mich vom ersten Ton an faszinierenden Stück aus der Session im schwedischen Wald. Ich liebte es, und plante, es in meiner Nachtsendung einmal zu spielen, mit der Genehmigung von Anders und allen Beteiligten.

Dann unterlief mir ein technischer Fehler, ein fahrlässiger Knopfdruck, ein kleiner Blackout – und das Stück war Geschichte. Gelöscht. Over and out. Die Komposition oder Improvisation lebte von steten Wiederholungen, umkreiste ein kinderliedartig einfaches Motiv, schlicht und ergreifend. Als hätten The Necks an einem Balladenalbum für ECM gearbeitet. Vielleicht fiel es etwas aus dem Rahmen, und fand darum nicht seinen Weg ins Werk. Ich erzählte Anders am Telefon die traurige Angelegenheit, und er musste auch einmal tief durchatmen.


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