Seit nahezu zwei Jahrzehnten arbeiten der schwedische Bassist Anders Jormin und die Sängerin, Violinistin und Cellistin Lena Willemark an eigenwilligen Verbindungen von Jazz und Folk. Auf dem Album „Tree Of Light“ von 2015 kam die in Süddeutschland lebende Karin Nakagawa dazu – ihr Spiel auf der 25-saitigen japanischen Koto öffnete der Musik weitere Räume. Erstmals dabei ist nun, auf der Cd „Pasado En Claro“, der Schlagzeuger Jon Fält, der auch in Bobo Stensons Trio an der Seite von Anders Jormin agiert. Hochspannung ist angesagt: immer wieder dringen Bass, Schlagwerk und Stimme in mal feinsinnige, mal raue, mal archaische Regionen vor. Es ist eine besondere Qualität dieses schwedisch-japanischen Quartetts, weit entfernte Zeiträume zusammen zu führen – die Quellen der auf „Pasado En Claro“ verarbeiteten Gedichte reichen von Octavio Paz, über ein uraltes China des elften Jahrhunderts, bis hin zu moderner skandinavischer Lyrik. Alle Texte werden in schwedischer Sprache gesungen, die emotionale Tiefenwirkung von Lena Willemarks Gesängen überwindet jede Sprachbarriere – hilfreich dennoch, dass die Texte auf Schwedisch, und in englischer Übersetzung, beiliegen. „Wo die Krankenhausblöcke schummrig leuchten / Und chinablaue Bildschirme in sterilen Investitionsobjekten flimmern / Nichts erscheint so verschmäht und tödlich, dass du es nicht sehen könntest / Von einem Küchentisch aus, unter einer blauen Lampe / Die aufstrebende Birke auf einem grünen Grünstreifen / Und eine Katze, die um die Ecke streicht.“ Was hat nun Jörgen Linds Gedicht mit Petrarca oder Octavio Paz gemein, ganz zu schweigen von fernöstlichen Texten? Nun, beharrlich spiegeln sich Innenwelten in Räumen der Natur, und immer wieder werden Spuren von unbeugsamem Lebenswillen ausfindig gemacht in unwirtlichen, abgelegenen Erdzonen. Gerade da wird der Tanz des Lebens geprobt, wo Stillstand und Erstarrung drohen. Wie etwa in dem von Lena Willemark geschriebenen und getexteten Song „The Woman Of The Long Ice“ … „Ich bin die Frau des langen Eises / die tanzt (leicht wie ein Wirbelwind)“, heisst es da (…)
In einem Radiotext, noch dazu einem Magazin mit stetig wechselnden Themen ist die Wahl der Sprache wichtig. Der akademische, ernüchternde Stil ist so leblos wie eine vermeintlich profunde Erörterung ins Leere gehen kann. Du willst ins Boot holen, und nicht Bartel zeigen, wo man den Most holt. Darum ist es wichtig, in der Sprache sachlich u n d sinnlich zu sein, Dinge bildhaft zu suggerieren, und eine ansprechende Einfachheit und Klarheit nicht für angestrengte Tiefenschürferei zu opfern. Ein Text über „Pasado en claro“ oder Mette Henriettes „Drifting“ oder Sebastian Rochfords „A Short Diary“ (alle erscheinen morgen, am 20. Januar) sähe anders aus, wenn ich ihn für dass Feuilleton der ZEIT geschrieben hätte. Oder die SZ. Das hörende Verstehen verlangt anderes als das lesende Verstehen.