Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

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2019 18 Dez.

Fünf Unmögliche Dinge

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Eine Flasche mit eisgekühltem Stoizismus, für akute Notfälle.

Eine Packung Träume, leicht angestossen – daher als „zweite Wahl“ gekennzeichnet.

Ein Schäferhund der, in der Bahnhofshalle auf Dich wartend, auf Dich zugerannt kommt und an Dir hochspringt.

Ein Teelicht aus in Wachs gegossene Erinnerungen; für die stillen Stunden, in denen Dich niemand mehr sieht.

Eine „Happy Ever After“ Karte aus Pappe, mit Gebrauchsspuren.

 

2019 14 Dez.

Noch ein Weihnachtslied

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Als erstes wirst Du am frühen Nachmittag den Lärm hinter Dir zurücklassen. Das ist der erste Schritt. Den Weg den Du morgens hier her gekommen bist, den gehst Du natürlich nicht. Mit dem Menschenstrom zurück, ja, da musst Du grinsen; das fehlte noch! Nein, Du wählst natürlich die denen genau entgegengesetzte Richtung. Im Zug suchst Du Dir dann ein Abteil für Dich allein – das könnte zwar schwierig werden, ist aber machbar. Probiere es also trotzdem; notfalls schirme Dich mit dem aufgesetzten Kopfhörer von allem und jedem ab.

Und später dann, die Treppe herunter und den ausgestreuten Brotkrumen zur Bushaltestelle folgend wirst Du feststellen, dass sich auch dieses Jahr vor den Supermärkten gegenüber um Einkaufswagen geprügelt wird. Es geht Dich nichts mehr an. Ein Kopfschütteln wäre schon eine zu intensive Reaktion. Löse dann den Gutschein ein, den der freundliche Kontrolleur im Zug Dir letztens geschenkt hat. Halte ihn griffbereit in der Hand, man wird Dich danach fragen. Was hältst Du davon, wenn Du versuchst im Bus die hintere Bank für Dich allein zu blockbuchen und zu belegen? So wie damals, als wir zusammen als Poser am Autoscooter standen. Weisst Du noch? Stell den Rucksack genau neben dich, siehst Du, schon sind zwei Plätze neben Dir belegt. Die Bank gehört Dir. Perfekt.

Wie jeden Tag wird es früh dunkel und gegen die blinkenden Lichterketten in den Vorgärten hilft deine heruntergelassene Jalousie. Oder ein Paravent, eine Schlafbrille: Du hast da die freie Auswahl. Die Freiheit der Entscheidung: die passiert Dir selten, koste den Moment der Auswahl und Entscheidung also weidlich aus. Zähle abends bei Kartoffelsalat und heissen Würstchen deinen persönlichen Punktestand für diesen Tag zusammen. Bist Du damit zufrieden? Ein leichtes Kopfnicken genügt.

Das Einschlafen wird Dir leicht fallen nach deinem langen Tag. Und Du hast ja auch noch Verabredungen einzuhalten. Der Klang von Trommeln wird Dich morgen früh wecken.

2019 14 Dez.

The Eternity Pattern

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Und während andere, wie Peter Rosegger einst, die Weihnachtsfreude holen gehen und dabei Nähe gegen ein Stück Stahl eintauschen, da besuche ich Dich noch einmal. Aus den Augen verloren haben wir uns nach den Kindergartentagen: aber nun weiss ich wo ich Dich finden kann. Den Brunnen am Eingang kenne ich noch von anderen Besuchen, tief und unheimlich kam er mir, an den Froschkönig erinnernd, früher vor. Nun, mit den Augen eines alt gewordenen Erwachsenen birgt er keine Schrecken mehr. Und wie es so ist: wenn man sich lange nicht mehr gesehen, gesprochen hat dann ist viel aufzuholen an vergangener Zeit. Was ich Dir an diesem Wintertag erzählt habe, hat ausser Dir nur der Wind mitgehört. Das hat gut getan. Wiederkommen werde ich, mich und damit auch Dich erinnernd, an anderen Tagen.

 

2019 2 Dez.

Favoriten 2019

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Stephan Eicher — Homeless Songs

Leonard Cohen — Thanks For The Dance

David Knopfler — Heartlands

AncolagE — Desolation

Semyon Bychkov / Czech Philharmonic — The Tchaikovsky Project

Joe Henry — The Gospel According To Water

Max Richter / Lorne Balfe / Nils Frahm — Ad Astra

Rabih Abou-Khalil — The Flood And The Fate Of The Fish

Les Penning & Robert Reed — Return To Penhros

Hawkwind — All Aboard The Skylark

Jan Garbarek & The Hilliard Ensemble — Remember Me, My Dear

 

2019 9 Nov.

Neun Elf Neunzehn

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Jeden Mittwochmorgen kommt der Erfolg vorbei und gibt Dir seine Hand. Du siehst ihn den Rest des Tages nicht mehr. Und auch den Rest der Woche nicht. Aber er ist da. Im Hintergrund. Sag‘ Dir immer wieder vor dass je seltener Du deinen Namen hörst, umso besser ist es. Diesen Drehmoment im Kopf umzusetzen, zu sehen, dass es zwar schöner wäre, würde er doch öfter genannt: das ist die Kür. Und vielleicht auch irgendwann die Praxis.

2019 16 Okt.

Sechzehn Zehn Neunzehn

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Und vielleicht waren das die schönsten Stunden des Sommers gewesen: morgens, wenn im Haus alles noch schlief den Holzsteg bis zum Ende gehen, einen Pott Kaffee an der Hand, den Blick über das Wasser schweifen lassen. Nach und nach wurden alle Anderen wach und dann begann der Tag, endgültig.

Jetzt füllt der tropfende Wasserhahn wieder den darunter stehenden Wasserkessel für eine neue Kanne Tee. Die Tage runterzählen bis zum nächsten Sommer, zu einem Wiedersehen. Der Leuchtturm. Die Radtour quer über die Insel. Die überteuerten Fischbrötchen.

Alles wird wieder so sein wie es war. Und nichts wird wieder so sein.

 

2019 14 Juli

Vierzehn Acht Neunzehn

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Lachen Sie eigentlich nie?

Wenn etwas Lustiges passiert schon.

Ich war schon viermal hier und nie haben Sie gelacht. Wenn ich stolpere, lachen Sie dann?

Nein, das wäre ja Schadenfreude.

 

2019 3 Juni

Drei Sechs Neunzehn

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Und nachts kommen die Nachrichten. Blaue, rote und vor allem schwarze. An den schwarzen und roten Nachrichten hängen Noten, Hinweise, Schnittmengen und weisse Flecken auf deiner literarischen und musikalischen Landkarte. Die blauen sind ein Fortsetzungsroman aus Sprachnachrichten, aufgesprochen auf Raststätten und Autofahrten zurück von Begegnungen in Hörsälen und lokalen Treffpunkten, die in allen Städten anders heissen und doch nur dem einen Zweck dienen: Ein panic room zu sein, Gemeinschaften zu bilden und Bestehendes aufrecht zu halten. Und morgens, wenn alles noch schläft und Du mit kleinen Augen deinen ersten Kaffee trinkst beginnt dein Tag damit festzustellen: ich habe an Dich gedacht.

 

2019 1 Juni

Eins Sechs Neunzehn

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Wenn ich zu Moment und Erlebnissen zurückkehren möchte, dann sind es auch die Momente, als Fernsehen und auch Kinofilme für mich noch frisch, aufregend und neu waren. Als sich Bildeindrücke in die Netzhaut einbrannten und einen noch lange danach beschäftigten.

Das zerschnittene Auge von Bunuel, die von Dali gestaltete Traumsequenz in Hitchocks „Spellbound“, die Edgar Alan Poe Verfilmungen von Roger Corman mit Vincent Price, in denen er in seiner Rolle langsam, aber sicher in den Wahn abdriftete – vorzugsweise kurz vor Mitternacht beginnend (wg. FSK 18 im Fernsehen!), bis früh in die Nacht gesehen und erschlagen dem Filmende entgegen gefiebert. (Es wäre eine eigene Untersuchung wert warum einen spät abends genossene Filme mehr mitnehmen als tagsüber angeschaute !). Restpartikel der Filme waren am nächsten Morgen immer noch im Kopf und hinter den Augen.

Oder all die früher in den dritten Programmen gezeigten Schwarz-Weiss-Filme aus den 1950igern, Thriller zumeist; und vorzugsweise mit Untertiteln, die man so gut mit herunter gedrehtem Ton  bei der familiären Nachtwache im Wohnzimmer anschauen konnte, ohne jemanden spätabends zu stören!

Diese Liste könnte ich noch fortsetzen; nicht ins Unendliche – aber der eine oder andere bedenkenswerte Kinomoment wäre noch zu nennen.

Aber all das war einmal. Und irgendwie ertappe ich mich immer mehr dabei, dass an diese Momente nicht mehr viel heranreicht. Für mich zumindest; es mag ja sein dass mir da zwischen dem ganzen Kommerzmüll im Kino die eine oder andere Sternstunde entgeht. Oder bei den immer unübersichtlicher werdenen Flut von Serien auf DVD und Blu Ray.

Oder bin ich irgendwo stehen geblieben und kultiviere nur noch das Hochhalten meiner Erinnerung daran, als Kino noch nicht ausschliesslich aus Plastikverfilmungen mit dem ewig gleichen Superhelden und der x-ten Neuverfilmung halb vergessener, aber erfolgreich gewesenen vorherigen Verfilmungen gewesen ist? Ist es Übersättigung? Kapitulation vor der Bilderflut? Und war die heute mühevolle Suche nach Perlen früher einfacher? Alles ’ne Spur übersichtlicher?

Die Zeiten, in denen z. B. Julian Schnabels „Van Gogh“ mit William Dafoe nicht nur in entlegenen Programmkinos — also unter dem Radar — anzusehen ist, die sind endgültig vorbei.  Man mag es bedauern, leugnen lässt es sich nicht.

Am vergangenen Wochenende entdeckte ich diesen Film in einer Ankündigung eines Dorfkinos in Hasefeld, und ich wäre gerne noch länger dort vor Ort geblieben, nicht nur wegen dieses Filmes; auch weil der Samstagabend so wohltuend war.  Das Kino dort war in einer Gaststätte mit Kegelbahn untergebracht. Schön, wenn solche Einrichtungen so etwas Programmkino-artiges weiterhin anbieten. Denn manche Filme muss man halt im Kino gesehen haben. Und sich erinnern wie es einmal war: Those were the days, my friend.

 

Beim Aufräumen fiel mir eine alte Taschenbuchausgabe von Patricia Highsmith in die Hände: Ediths Tagebuch – noch mit schwarzem Rahmen um die Titelillustriation von Tomi Ungerer herum. „Der Unterschied zwischen Traum und Wirklichkeit: das ist die wahre Hölle“, schreibt Edith in ihr Tagebuch und entflieht so dem Alltag und einer für sie unerträglichen Realität. Nicht selten möchte man sich diesem Satz anschliessen. Und noch ein anderes mal sind die Hölle die Anderen: direkt in das Regal mit dem Buch von Patricia Higshmith stelle ich eine illustrierte Ausgabe von Das kalte Herz, jenem Märchen von Wilhelm Hauff, dass auch heute noch aktuell ist. Der dicke Ezechiel, der als Honoration hinter seinem Humpen im Wirtshaus sitzt, mit Geld um sich wirft und Hof hält – so würde Peter Munk auch gerne leben und wird es auch: um den Preis seines verkauften Herzens und einer spät einsetzenden Reue.

 


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