Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

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2017 5 Aug.

Maja

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L

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The soundtrack of your life can easily be synchronized with the „covertrack“. There was a year when I listened to Desire, Zuma, and Yellow Fields in equal measure, and the covers became as unforgettable as the music while simply being there, „all the time“, in your room. Not that  these covers were, on a regular basis, as stunning as the music, but, in case of Maja Weber, I have really liked most of her covers for ECM records.

I still remember the first time I ever saw one of her paintings, on Eberhard Weber’s debut, The Colours of Chloe. I saw that album, the name of the artist, the shocking cover, shocking in its own peculiar ways: a family picture, utterly naive, flowers beyond any San Francisco  hippie cult, a fairytale family in pastel shade. I think for some jazz „conoisseurs“ that must have been like a personal insult: nothing cool, nothing rebellious – and knowing from where Eberhard grew up, you could instantly think of a „schwäbische Musterfamilie“.

In fact this album became a „jazz classic“ transporting the listener to a place beyond any trained fantasy of what a jazz record should be and look like. Wonderful, never losing its spell. And the second one was Yellow Fields, another stunner. Funny, most people who apparently know that cover very well simply oversee that one of the trees looks like a flower. And then came The Following Morning, highly addictve, ask Pat Metheny! Three masterpieces in a row. From time to time, Kate Bush is taking one of these records from the shelves and plays it. And there they are again, the good old vinyl covers.

2017 31 Juli

p5 (revisited)

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Der Deal: du verzichtest auf fünf sterbliche Gedichte,
die in hundert Jahren von fremden Augen heimgesucht,
ferngefunden werden, schulbuchdingfest –
und hast diesen einen Wunsch frei, der natürlich nur
ein lustvolles Verschwinden sein kann, wir verhandeln
keine Ewigkeiten. Ja, dann bleibt nur eins: ich gehe
(Schlussblende, rund) auf diesem Feldweg, wie einst
Chaplin, Staub und Staub und „Moon River“ im Ohr!

 

 

Ö

ö

„The day the music died.“ Ein Versehen, ein nicht ganz so kurzer Moment der Abwesenheit, und eine dummerweise automatisierte Reaktion des Oppo, führten zu einer Schredderung zumindest der Mittel- und Hochtonareale meiner Aktivlautsprecher, weitere kollaterale Schäden denkbar. Ich übe tiefes Durchatmen, lege Gary Peacocks neue CD ein, der Kontrabass kommt satt mit Holz, das Piano ein elendes Krächzen. Over and out. Das „electric cinema“ ist auf unabsehbare Zeiten geschlossen. Bitte keine Anteilnahme ausdrücken, der Kopfhörer funktioniert noch (glaube ich zumindest). Jetzt muss erst mal Schadensdiagnostik betrieben werden, dann (wenn das ganze nicht jeden Kostenrahmen sprengt), fahre ich die c1-Monitore nach Mellrichstadt. Manger Audio baut fantastische Lautsprecher, ich bin neugierig, ob & wie ich aus der Nummer rauskomme. Freunde, die hier waren, ahnen, wie Alexei Lubimovs Tangentenklavier  klingt, wenn er ein Rondo von CPE Bach spielt – fast hyperreal! Es war einmal, fürs erste.

 

He’s an Englishman from the books, the funny, human, eccentric type,  and I met him at breakfast. I have not been the first to tell he should write a book should about his experiences of recording the world, on one side a lesson about the difference of our listening habits and how the world actually sounds, on the other a collection of  stories of his equally funny and revealing experiences in desolate, famous, everyday surroundings.

 

Tbc

 

Dass wir hier Verschwörungstheorien das Wort reden, darauf kommt zurecht niemand. In den letzten Jahren tauchten in Film und Fernsehen des öfteren Weltuntergangsszenarien auf, prä- und postapokalyptische Szenarien. Mal trashig, mal hollywoodesk, mal so tief und abgründig wie in den drei Staffeln von „The Leftovers“, wohl eine der besten TV-Serien aller Zeiten, und immer noch Geheimtipp. Psychoanalytiker argumentieren da gerne mit den Ahnungsfeldern des Kollektiven Unbewussten, genauer gesagt, zielt das auf die schwarz auf weiss oder nur vorbewusst wahrgenommene Addition des wahrgenommenen politischen Wahnsinns. Richtet man allein den Blick aufs Weisse Haus, sollte man endlich aufhören, zu viele Witze zu machen, die ja auch nur eine „coping strategy“ sind, sich das Unaushaltbare hellschwarz zu malen. Die Lage ist viel ernster. Der Irre schart immer mehr Gleichgeschaltete mit hohem Soziopathiewert um sich, und seine grosse Fresse konterkariert seine Führungsschwäche. Wer innenpolitisch von einem Abgrund zum nächsten stolpert, sorgt gerne für einen grossen aussenpolitischen Coup. Und der könnte verhängnisvoll werden. Einige hardliner vom Grosskapital, vom Militär, vom Stamme der finstersten Rednecks, hat der Geistesschwache schon in den engsten Kreis gelotst. Glauben Sie allen Ernstes, da wird noch Schlimmeres abgewendet!? Und bevor Sie einen Rest von gesundem Menschenverstand herbei halluzinieren, lesen Sie einfach die zwei angefügten Artikel aus „The Guardian“!

Mir gehen die Geschichten langsam aus, was „Another Green World“ betrifft, aber wohl nie die Empfindungen. Mitte der Siebziger gab es in Italien eine ganz famose Musikzeitschrift, vom Gehalt bis zur Aufmachung. Ich war dort, in Padua und Venedig, mit der schönsten Frau Gelsenkirchens, als ich in diesem Blatt, dessen Namen ich vergessen habe, die Besprechung der alsbald zur Veröffentlichung anstehenden Schallplatte las. In den Monaten zuvor hatte ich mir alles besorgt, was Eno herausgebracht hatte, und war natürlich voller Vorfreude – eine scheinbar glückliche Liebe unter mindestens einem dunklen Stern, die verrotteten Strassen Venedigs mit Giftschildern an jeder Ecke, die pulsierende linke Szene Paduas, eine Stadt, die in einem kleinen Laden ein knappes Hundert Sun Ra-Platten hortete – und meine Lust, diesen italienischen Text halbwegs zu verstehen. Endlich wusste ich, wozu mein Grosses Latinum gut war. Als es dann soweit war mit dem ersten Hören, war die Erwartung immens, und sie wurde nie enttäuscht, auch nicht nach dem schätzungsweise vierhundertdreiundzwanzigsten Lauschen von vorne bis hinten.

Nathalie Merchant war auch mal jung und eine Plattendiebin, das erste Album, das sie klaute, in ihrem lokalen „drugstore“, war „Taking Tiger Mountain (By Strategy)“. Als sie Brian später einmal bei einer Musikveranstaltung traf, versuchte sie ihm zu erklären, was sie an seinen Soloalben, und nicht zuletzt an der „Tigerbergmusik“, so liebte: nicht die Welt schien ihr mit 14 ein besonders lebenswerter Ort zu sein, sondern die Räume, die Brians Musik aufschloss. Wäre Nathalie da nicht schon eine gestandene Künstlerin gewesen, Brian hätte Angst haben müssen, einen besonders fanatischen Fan vor sich zu haben. „I couldn’t even recognize the instruments that were being played, it was so outrageously original and bizarre“.

Tatsächlich klang hier manches nach Synthesizern, was allein auf das „treatment“ klassischer Instrumente zurückging. Und wenn „Here Come The Warm Jets“ eine in alle Richtungen schiessende Freisetzung kreativer Energien darstellte, „Astral Weeks a la Eno“ (es muss sich zu Roxy-Zeiten einiges aufgestaut haben), ging es auf dem Nachfolger konzentrierter, konzentrischer, zur Sache, die Lieder besassen eine in seltsamen Kreisläufen verlaufende Form, in denen „singalongs“ an Moebiusschleifen erinnerten – und einmal sagte Eno, er wollte  das  Empfinden erzeugen, diese Lieder würden um ein  „imaginäres Zentrum kreisen“.

Als ich den ersten Song hörte, „Burning Airlines Give You So Much More“, Mitte der Siebziger, wusste ich, dass ich hier einen neuen Lieblingsmusiker (Seelenverwandten) gefunden hatte, der mich zu Roxy-Music-Zeiten noch seltsam ungerührt liess. Ich mochte die surrealen Geschichten von Menschen, die kleine Kameras in ihrem Haar trugen, durch den Dschungel wanderten und in lauter Abenteuer verwickelt schienen. Das war großes Theater. Einmal, lange vor meinen Journalistenjahren, rief ich beim Hauptquartier von Polydor in London an und abeitete mich mit charmanter Hartnäckigkeit zu einer Sekretärin vor, die mir Enos handgeschriebene „lyrics“ fotokopierte und nach Würzburg schickte.

Wie entstanden denn diese Songtexte, die, bei aller Exotik, mit skurrilem Humor, seltsamer Traurigkeit, und, immer wieder auch, einem Quantum Sehnsucht durchsetzt waren? Das fragte ich Brian einst, im Sommer 2005, und erhielt folgende Antwort. Will Nathalie Merchant wirklich dort leben? Sie sollte es sich gut überlegen. Zum Glück gibt es Paralleluniversen, und zum Glück wird hier auch eins lebendig, in dem ein Nachfahre von Lewis Carroll Verse in die Popkultur schleust, und Atheisten Krippenlieder schmieden.

 

Witzigerweise fand ich vor drei oder vier Monaten das Notizbuch, in das ich die Songtexte von “Taking Tiger Mountain (By Strategy)” geschrieben hatte. Und es war sehr interessant , da einen Blick hineinzuwerfen. Da ist eine Seite, auf der ich einen ganzen Song in einem Rutsch geschrieben habe. Als hätte jemand anders mir alles diktiert. Der Text ist voll ausgeschrieben, manchmal ist ein Wort durchgestrichen und durch ein anderes Wort ersetzt. Oder zwei Zeilen veränderten ihre Position. Ich weiß nicht, ob meine Erinnerung mir einen Streich spielt und die Dinge schönt: ich erinnere mich jedenfalls, überhaupt keinen Zweifel und keine Schwierigkeiten gehabt zu haben, die Texte zu schreiben. Es war, als wären sie schon alle in mir vorhanden gewesen. Und ich hatte ein sehr klares Bild von dem Gefühl, daß dieses Album vermitteln sollte. Es war die Tragödie der „chinesischen Erfahrung“, dieses große Zerplatzen der Träume, die der Maoismus einst repräsentiert hatte. Und wie bei allen Zusammenbrüchen revolutionärer Hoffnungen, entwickelt sich ein kollektiver Unterton der Enttäuschung. Im letzten Song des Albums machen sich die Menschen auf den langen Marsch über den Berg, sie kämpfen sich durch Schnee und Eis in eine ungewisse Zukunft. Sehr melancholisch.“

2017 24 Juli

Time Travel Selfie

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„When I rise in the morning
It’s as if I’ve walked a hundred miles
What I once did so easy
Now comes in a hundred styles
Hundred styles in a magazine
The same summer to spring
What I need is persistence
Too Much Of One Thing“

 

2017 23 Juli

Der erste Streich

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Das war der erste Streich der vier Songalben von Eno in den Siebzigern, und über keine Platte aus diesem Quartett wurde in den Jahren der Manafonisten weniger gesprochen als über dieses erste Liederalbum nach Brians Weggang von Roxy Music. Völlig zu Unrecht, für mich steht es auf einem Level mit den drei Nachfolgern. Die Songs sind so bizarr und surreal wie das Cover, Eno wandelt seinen Gesang,  seine „persona“, von Track zu Track. So war es unmöglich, seiner Stimme ein kommerziell taugliches „branding“ zu verpassen – er entzog sich jeder biederen Vereinnahmung – viele andere Künstler, die „ihre‘ Stimme gefunden hatten, wiederholten diese Rezeptur bis zum Sankt Nimmerleinstag. Und die ständig wiederkehrenden herzerweichenden Melodien? Inmitten all der Songwildnis? Sie  konnten nie Hits werden, weil ihr instrumentaler Untergrund zu subversiv war, ihr Text zu erratisch. Proto-Punk. Psychedelic Exotica. Pure Pop. „Weird, very weird, very strange, disturbing and utterly beautiful.“  Am vierten August erscheint also das Quartett jener Dekade in „half speed-masters“. Obwohl ich diese vier Langspielplatten ohne Ermüdung und seit Jahrzehnten von vorne bis hinten höre und höre, lauschend wohlgemerkt, bin ich ein bisschen neugierig auf den möglichen magischen Mehrwert, obwohl mein Wunsch nach 5:1-surround-Abmischungen unerfüllt bleibt.


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