Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

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Archives: Dezember 2022

 

 

A Charlie Brown Christmas“ vom Vince Guaraldi Trio geht natürlich immer. Aber wie sieht es mit Jazzalben auf, in denen nichts typisch Weihnachtliches klingelt, schellt und swingt. Als Teenager wünschte ich mir mit 17, 18 Jahren gerne Jazzplatten unter den Tannenbaum, in Jahren, in denen jedes Fest ein Abschied mehr von den Kindertagen war. Krame ich in einer fernen, sehr fernen Erinnerung, liegen da…warten Sie…ich muss das Bild etwas schärfer stellen…unter einer Kerzenschar und Lamettagefunkel, eine Schallplatte von Sonny Fortune und eine von Dave Liebman unter nadeligem Gehölz, beide aus dem von Micbael Cuscuna betreuten Horizon Label.

Ich hatte diese Alben nie zuvor gehört, und allein den knappen Anmerkungen und schillernden Namen vertraut, die ich dem „jazz by post-newsletter“ entnahm, der bald regelmässig aus  der Gleichmannstrasse 10 in München Pasing an all meine damaligen Wohnorte versendet wurde, erst nach Dortmund, später nach Würzburg und Gerbrunn und Bergeinöden. Natürlich wurden die beiden Platten schon  Heiligabend aufgelegt, und wie verzaubert sass ich da, als Dave Liebmans traumwandlerisch agierende Gruppe seine Version des George Harrison-Songs „Within You Without You“ darbot. Ich floss dahin. Aber auch Sonny Fortunes Album (beide kannte ich, glaube ich, vom wilden Miles Davis) traf ins Schwarze und Schneeweisse, und zwar mit  fliegenden Saxofontönen und  luftiger Rhythmik. Mir kamen beide Alben so weihnachtlich vor, einfach, weil sie melodisch waren, voller Entdeckungslust, und mich rundum erfüllten. Und beide waren üppig gestaltet, „gatefold“,  aufklappbar, voller Texte und Bilder!

Und genauso erging es mir, als ich gestern aus Helsini die Cd von Uusi Aika bekam, die Uusi Aika heisst, und gerade bei We Jazz Records herauskam. Ich hörte den knarzigen Konzrabass, das sanfte Fliessen der Melodien, das Rauschen von Wasser und Wind (und war einmal mehr hin und weg wie damals, in einem früheren Leben). Uusi Aika geht natürlich auch immer, aber, um sich mal was Gutes zu tun, und da ei nurnein kleines Risiko einzugehen: besorgen Sie Sie sich einfach  das Teil, das es auch auf dunkelgrünem Vinyl gibt, und spielen Sie die Musik zur Wehnachtszeit. Wenn das Fenster kurz mal auf Kipp steht, und sich dann im Garten ein paar Wölfe versammeln, haben Sie sowieso alles richtig gemacht.

P.S. Uusi Aika ist seelenverwandt mit „Universal Mind“ von Jone Takamäki, und „Nan Madol“ vom Edward Vesala. Endlos weite, finnische Horizonte! „Long  Before Our Mothers Cried“ und „Sweet Hands“ heissen die erwähnten „weihnachtlichen“ Alben aus den Siebziger Jahren, von Sonny Fortune und Dave Liebman.

2022 3 Dez.

Zwischendurch: Asmus Tietchens

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Ein Radiotipp: Anlaesslich des 75. Geburtstages des Hamburger Klangkuenstlers und Komponisten Asmus Tietchens hat der ORF ein einstuendiges Portrait gesendet. Eine Sendung von Heinrich Deisl und trotz des etwas eigenwilligen Fotos sehr hoerenswert.

Hier zu hoeren.

Und ja, ich weiss, dass ich vor langer Zeit einmal damit begonnen habe, Tietchens‘ Veroeffentlichungen chronologisch vorzustellen. Es geht weiter.

 

2022 2 Dez.

On The Road To Nikolaus

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1. Jochen Distelmeyer: Gefühlte Wahrheiten

2. Brian Eno: Foreverandevernomore

3. Oren Ambarchi: Shebang*

4. Avishai Cohen: Naked Truth

5. The Smile: A Light For Attracting Attention

6. Jeremiah Chiu & Marta Sofia Honer: Recordings From The Åland Islands

7. Daniel Rossen: You Belong There

8. Toechter: Zephyr

9. Redman, Mehldau, McBride, Blade: Long Gone

10. Jeb Loy Nichols: United States Of The Broken Hearted

11. Joona Toivanen Trio: Both Only

12. Alabaster DePlume: Gold

 
 

Zwei Alben aus dem letzten Jahr, die ich erst in diesem Jahr kennen gelernt habe und die sehr oft liefen: Jeff Parkers „Forfolks“ und „Cat“ von Hiroshi Suzuki (ein Reissue).

 

* Falls mir jemand einen Tip gibt, wo ich ein erschwingliches Vinyl Exemplar von Ghosted bekommen kann (das andere Werk von Herrn Ambarchi aus diesem Jahr), wäre ich sehr dankbar.

 

 
 

Gestern und vorgestern wurden über den Kanaren zwei Feuerbälle gesichtet, die mit gewaltigem Knall einhergingen. Boliden waren in die Erdatmosphäre eingetreten und verschwanden mit einer deutlichen grünen Spur am Himmel. Gestern Abend gab es einen merkwürdig feurig aussehenden Sonnenuntergang. Die Wissenschaftler haben bis jetzt noch keine Erklärung für das Spektakel.

 

    1. Wilco: Cruel Country
    2. Brian Eno: Foreverandevernomore
    3. Father John Misty: Chloe and the next 21st century
    4. Michael Head & The Red Elastic Band: Dear Scott
    5. Arild Andersen: Affirmation 
    6. JD Allen III: Americana Vol. 2
    7. Daniel Lanois: Player, Piano
    8. Sarathy Korwar: Kalak
    9. Alabaster dePlume: Gold
    10. Neil Young: World Record

 
 

 
 

    1. Alabaster dePlume: Gold
    2. Brian Eno: Foreverandevernomore
    3. Lucrecia Dalt: !ay! (ENTDECKUNG!!!)
    4. Sarathy Korwar: Kalak (ENTDECKUNG!!!)
    5. Wilco: Cruel Country (wir warten noch aufs Vinyl!)
    6. Father John Misty: Chloe & the next 21st Century
    7. Michael Head and The Red Elastic Band: Dear Scott
    8. Weyes Bood: And in the Darkness, Hearts Aglow
    9. Jebloy Nichols: The US of The Broken Hearted
    10. Horace Andy: Midnight Rocker

 

 

 

 

Weiteres zum Thema Mensch, Objekt und Zeit, und wie das eine auf das andere einwirken kann. In einem kleinen Dorf an der Grenze zu Tirol lebt der Bildhauer Andreas Kuhnlein, bekannt für seine Holzplastiken, die das Wechselspiel von Zersetzung, Verfall, und sich aufbäumender Kraft zeigen. Etwa wie Michelangelos Sklaven. Besonders reizvoll fand ich seine Ausstellung in den Räumen der Münchner Glyptothek zwischen den römischen und griechischen Plastiken und ihrer unzerstörbaren Schönheit. Eine manchmal kaum zu ertragende Spannung.

 

 

 

2022 1 Dez.

Die Magie des Drehwolfs

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Mein Drehwolf heisst „Base & Soul“, von der Firma Lurch, und er kam ein paar Tage vor der Öffnung des ersten Tores meines alternativen Adventskalenders an, hinter dem mich eine berühmte vegane Antichristin anlächelte. Es wurde auch Zeit, dass ich dieses aussergewöhnliche Rezept für Spritzgebäck, dass ich seit Ewigkeiten kenne, endlich selber anfertigen kann. Zuallererst nimmst du dir eine Biozitrone her, schälst nur das Gelbe ab, hackst es fein, und tust es einen Moment zur Seite. Die weiteren Zutaten sind simpel, vielleicht bis auf das Dinkelmehl (die Gelehrten streiten sich, ob es Type 1050 oder Type 630 sein soll, aber ich glaube, 1050 erzielt das beste Ergebnis). 150 g Butter schaumig rühren. Dann 100 g Zucker, Vanillezucker, eine Packung oder frisch geschabt; ein Eiweiss, 200 g Dinkelmehl. Bis auf das Mehl rührt man all dies 8 Min. im Thermomix, oder sonstwie, fein. Das Mehl hinzufügen, und nicht so lange rühren, damit der Teig nicht zäh wird, 30 Sek. dürften genügen. Der Spass wird dann gedreht und auf dem Blech „platziert“. Wichtig ist: nimm von der diversen Optionen für Spritzgebäck das flachste, mit den vielen Längsrillen, nicht etwa die viel zu voluminöse S-Form. Bei 175 bis 190 Grad im Backofen etwa 12 bis 15 Min. fertig werden lassen, und selber entscheiden, wie sehr es gebräunt sein soll. Da kann man nach Lust und Laune variieren. Falls ein Teil davon konserviert werden soll, in Gebäckkistchen, unbedingt auf einem Gitter auskühlen lassen. Ansonsten schmeckt es natürlich auch warm schon köstlich. Für Meine Empfehlungen zum Ambiente: Joni Mitchell: Blue. Hiroshi Yoshimura: Green. David Darling: Cello. Brian Eno: Music for Films.  Huch, hinter dem zweiten Tor (ich habe es aus Versehen geöffnet) blickt mich, bleich, ernst und schön, die junge Christa Päffgen an alias Nico. Okay, Velvet Underground ist auch dabei! Das Debutalbum. 1967. Aber dann auch noch „Your Mother Should Know“, als letzter Song, von den Beatles, in mono.

Jacob Garchik – Assembly

 
 

 
 


Straff swingende Jams, die plötzlich von orchestralen Sätzen oder geräuschigen Einschüben umgekrempelt werden – Jacob Garchik schafft mit einfachen Kniffen von Overdubbing und Postproduktion ein verblüffendes Werk der Kontraste, der Überlagerungen, der parallelen Ebenen, ebenso im Postbop wie in zeitgenössischer komponierter Musik verwurzelt. Faszinierend dichtes und facettenreiches Hörerlebnis. Garchik hinterlässt übrigens auch als Sideman auf Mary Halvorsons „Amaryllis“ einen bleibenden Eindruck!

 
 

William Parker – Universal Tonality
Mary Halvorson – Amaryllis 
Benedicte Maurseth – Hárr
Yui Onodera – Too Ne
Tyshawn Sorey Trio – Mesmerism
Tomas Fujiwara Triple Double – March
Koma Saxo ft Sofia Jernberg – Koma West
Fazer – Plex
Sarah Davachi – Two Sisters
Alexander Hawkins Mirror Cannon – Break a vase

 

2022 1 Dez.

Wer kennt noch Gregors Plattenschrank?

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Er öffnet ihn wieder mal, mit gut geölten Scharnieren, aber nicht bei uns (wir können hier nur mit Wiederholungen dienen, unvergessen seine Erkundungen von Zikadenklängen in der Musik), sondern in dem Radiosender, der wie ein alter Piratensender klingt, „Sender Freies Stuttgart“ (vielleicht dümpelt da tatsächlich ein ramponiertes Dampfschiff über den Neckar! Ich will nicht gar nicht wissen, welche Pilze da kursieren!) – und da wir in diesen Tagen einen Blick werfen in die Radiowelten des kommenden Januars, weisen wir gerne darauf hin, dass er gleich zwei spannende Bücher in seinem „Plattenschrank“ besprechen wird, eine zum Buch mutierte, während der Covid-Zeiten geführte, Gesprächsserie zwischen dem Interviewer Sean O‘Hagan und Nick Cave: „Glaube, Hoffnung, und Gemetzel“ (The book focusses on the Birthday Party founder’s response to the death of his teenage son Arthur in 2015, and the grief-wracked trio of albums that followed.). Sowie Patti Smith: „Buch der Tage“. Beide Bücher erschienen unlängst bei Kiepenheuer & Witsch. Am 16. Januar 2023 ist es soweit, um 14.00 Uhr. Bei diesen Büchern läuft Gregs sicher zu Hochform auf. Wo ist eigentlich seine Favoritenliste 2022?

 


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