Es wird ein Text benötigt als Abstandhalter zwischen Fotos. Hier springe ich doch gerne ein, nehme dies als Anlass, um ein paar Worte zu verlieren über Bücher, die mich gerade interessieren, hoffend, dass Gedanken in die Tasten fallen wie die Blätter in diesen Tagen von den Bäumen. Eines vorweg: ein Ehrgeiz hat mich gepackt, mir das Lesen offline mühsam („kleine Schritte“) wieder anzutrainieren, in guter alter Weise Gedrucktes in den Händen und vor Augen haltend. Nicht, dass mit dem Bargeld schleichend auch die Bücherlust verschwindet. Ein Werk, auf das ich sehr gespannt bin, heisst Das Ende des Kapitalismus und ist von der Wirtschaftsjournalistin Ulrike Herrmann, deren Artikel in der Taz ich seit Jahren, ja Jahrzehnten schätze. Kernaussage: „Grünes Wachstum? Nee, das wird nichts!“ Dann liegt ein Buch auf dem Lesetisch, das ich zwecks oben genannten Ehrgeizes mit Neugier in Angriff nehme: Richard David Prechts Freiheit für Alle, in dem er das Ende der Arbeit, wie wir sie kannten, voraussagt beziehungsweise diagnostiziert. Auch nennt er Argumente für das bedingungslose Grundeinkommen, denen Frau Herrmann wahrscheinlich widersprechen würde. Neulich gab es in der abendlichen Talkshow bei Markus Lanz ein theaterreifes, sehenswertes Schauspiel. Die Philosophen Precht und Harald Welzer stritten mit zwei namhaften Journalist:innen über ihr Buch Die vierte Macht, das die Frage aufwirft, inwieweit die Medien, gerade jetzt in hitzigen Zeiten (Krieg, Corona etc) ihrer Aufgabe nach objektiver Berichterstattung gerecht werden. Eine lohnende Fragestellung, jenseits jeden verschwörungstheoretischen „Lügenpresse“-Schwachsinns. In dem Buch Sensibel, das über moderne Empfindlichkeiten und die Grenzen des Zumutbaren berichtet und sich stellenweise wie ein Krimi liest, wird von der Philosophin Svenja Flasspöhler das Spannungsverhältnis zwischen Sensibilität und Resilienz klug ausgelotet. Beim Lesen ereignet sich, wie in einst besten Lektüre-Zeiten und den heutigen Fernseh-Flows, ein wünschenswerter Sog, der fesselt und in die Tiefe zieht.