Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2022 27 Jun

„Sound Walk“

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | Tags: , , , , | 5 Comments

 

 

Anders als der sympathische und angenehm authentische Michael Ludwigs, dessen YouTube-Kanal „45 rpm audiophile“ nun  auf unserem Blogroll erschienen ist, bin ich zwar auch grosser Vinylfreund, und ziehe des öfteren die Schallplatte der Cd und (sowieso) reinem Streaming vor, halte aber die gute alte LP nicht für das ultimative Medium des Musikhörens. Allerdings mein liebstes:). Selbstredend  können auch Cds überragend klingen, von wegen kalt, analytisch, Nullen und Einsen. Das Definitive gibt es für mich nicht, ich bin ein Swinger, ein Switcher, zwischen CD, Vinyl (da ordne ich mich bei den Manafonisten nach Olaf und Ingo an dritter Stelle ein, und würde unserer einstiger Plattenschranköffner noch dabei sein, an vierter), Sacd, Bluray-Audio, Dvd-Audio, musealen Jukeboxen etc. (und ich weiss auch, wie hochauflösend Quobuz sein kann). Jeder hat eine andere Hörgeschichte. Brian Enos dezente Epiphanie zur Ambient Music verdankt sich u.a. einem beschädigten Lautprecher.

Eine besondere Vorliebe meinerseits gehört exzellenten Surroundmixen, und bei manchen Kinofilmen, die ich mir in der elektrischen Höhle ansehe, neige ich dazu, so verrückte Sätze von mir zu geben wie: 60 % eines guten Films macht der Sound aus. Muss man nicht wörtlich nehmen, aber da ein guter Teil meiner Seelennahrung über die Hörkanäle abgewickelt wird, habe meine ganze eigenen Empfindsamkeiten, was die Vertonung und das Soundtracking von Filmen und Serien angeht.

Unvergesslich bei alldem, dass in der Kindheit beachtliche shocks of recognition (etwa das erste Hören von „All Day and All of the Night“) über billige Transistorradios zustande kamen. Man kann mit betagten „Drehern“, museumswürdigen Kassettenrekordern, und Kopfhörern aus dem letztem Jahrhundert glücklich sein. True love never dies

Über Michael L. bin ich zuletzt (beispielsweise – er ist sehr weit „aufgestellt“, was Neil Young betrifft, funken wir auf absolut gleicher Wellenlänge) aufmerksam geworden auf die jüngst remasterten Blue Note-Alben der „Classic Series“, und, was das Gesamtpaket angeht, ziehe ich bei diesen Zeitreisen in die ferne Vergangenheit in der Regel das Vinyl vor. Vor allem, wenn da so exzellente Arbeit geleistet wird. Meine letzte Errungenschaft: Blues Walk“ von Lou Donaldson (look at the photo and click on it, for the love of great covers.) Nun ist mir der Jazz des elektrischen Miles, des späten Coltrane und des Labels ECM viel näher (emotional) als die einstigen Blue Note-Schätze, aber in bestimmten Stimmungen entpuppt sich da manches als idealer Stoff für „blaue Stunden“.

(Eine gute Einführung zu des andern Michaels Denkungsart liefert sein auf comment 1 verlinkter Vortrag, der zufällig recht zeitgleich mit meinem Text entstand. Es gibt gute Gründe, auch in dunklen Zeiten seinen Passionen treu zu bleiben. Sollte es dazu kommen, dass ich M.L. bald mal in Düsseldorf besuche, findet sich hier der „Sound Walk (2)“ ein.)

 

This entry was posted on Montag, 27. Juni 2022 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

5 Comments

  1. Michael Engelbrecht:

    Synchronicities:)

    https://www.youtube.com/watch?v=3t4SMemxu90

    (From today)

  2. Bernd L:

    Michael, das ist eine gute Bereicherung des Blogroll. Ich habe mir ein paar seiner Plattenvorstellungen angeschaut – ein Einsteinianer, gerätetetechnisch…

    und da ich an die fünzig Platten im Jahr kaufe, spannend, was da ein anderer zu manchen Neuerscheinungen und Klassikern, neu aufgelegt, denkt. Angenehm authentisch, würde ich auch sagen… da laufen in High End Zirkeln schon ansonsten auch ein paar Verpeilte rum.

    Wir haben vorhin Don Cherry gehört, die Platte hiess früher Brown Rice, 1976. Die Vinyl Wiederveröffentlichung, ein paar Jahre alt, klingt grossartig…ähm…audiophil. Auf meinem Rega:):) Du hast sie in den Klanghorizonten gespielt…

  3. Susanne L.:

    Hey, Bernd hat vergessen zu fragen, welche Platten hinter Lou Donadson stehen. Er meinte, eine zu erkennen, nur von dem obersten Rand: The Hissing of Summer Lawns… da könntest du mal ein Quiz zu veranstalten, haha!

  4. Michael Engelbrecht:

    Nichts bleibt verborgen😉

    Aber, nein, Hissing of Summer Lawns hatte so einen Stich ins Grünliche und war nicht dabei, dafür aber:

    Neil Young: Royce Hall
    Beatles: Sgt. Pepper (aus der Mono Box)
    Burnt Friedman & Jo Filipe: Mechanisms of Waving

    UND

    Zappa: Joe‘s Garage*

    * Zappa hatte ich lange nicht gehört, aber diese Vinyl Dreier Box hat meine Ohren für ihn wieder geöffnet. Ich kam vor Jahren auf dieses grossartige Remastering durch eine Besprechung von Mark Smotroff (aus Audiophile Review) – und auch 45rpm-Michael ist begeistert von dem Teil (sah seine Besprechung vor einigen Tagen)…

    See:

    https://www.manafonistas.de/2022/05/01/frankie-takes-the-bus/

  5. Olaf Westfeld:

    Das Lou Donaldson Teil hatte ich mir auch schon notiert. Ist der gleiche Musikant dabei, der auch auf Midnight Blue Conga spielt – Ray Barretto. Ich bin auch durch Herrn 45rpm wieder auf Blue Note gestoßen, mochte die Platten früher auch mal gerne, in den 90ern, als ich dort immer wieder die Samples von meinen Lieblings Hip Hop Platten raushören konnte. Diese Wiederveröffentlichungen machen wirklich Laune.
    Das Video macht dann ein interessantes Themenfeld auf. Die Leute die ihre Meinung als „besser“/“richtiger“ einschätzen, als die ihrer Mitmenschen, sind in meinem Umfeld verbreitet. Ich glaube auch, dass das eine Deformation ist, die der Lehrerberufs schnell mit sich bringen kann. Noch schwieriger sind dann die Leute, die in einer Welt leben, in der es keine schlechtere/bessere Meinung gibt, sondern nur richtig oder falsch. Auch davon kenn ich leider einige, zum Glück sind es nicht viele.


Manafonistas | Impressum | Kontakt | Datenschutz