Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2022 13 Jan

„Zurück im Pawnshop“

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | 7 Comments

 

Endlich habe ich wieder die Einzelteile meines vpi Prime zusammengefügt – „Loftsound“ in Neheim hatte mich bestens geschult, den schweren Plattenteller unfallfrei zu platzieren – und der Tonabnehmer von Gold Note mit Namen Machiavelli klingt schon auf seinen ersten Runden quite magic. Es läuft eine Schallplatte, die nahezu jeder High End-Laden kennt und sich noch heute hervorragend verkauft – lauter dänische / skandinavische Musiker in Höchstform, besser kann eine Live-Aufnahme kaum klingen, und dass der Jazz von „Live at the Pawnshop“ eher traditioneller Art ist, stört kein bisschen, denn die pure Musikalität drängt alle Genrefragen an den Rand. Ich muss gerade mal die Seite umlegen … und was hören wir: „Struttin‘ with some Barbecue“, das schon Louis Armstrong im Köcher hatte. Schon im April soll die nächste Sylter Runde stattfinden, bis dahin werden alle Lesegefährten*innen Sarah Bakewells „Das Café der Existenzialisten“ verschlungen haben, und S. will sich drei Kompositionen zueigen machen aus Roger Enos im März bei der Deutschen Grammofon Gesellschaft erscheinendem Album. Ab morgen versinke ich in den JazzFacts der kommenden Woche, aber ein paar Schallplatten habe ich schon mal zur Seite gelegt, masterpieces of jazz, after hours, die keinerlei Kommentar brauchen und Namen haben wie „Red Lanta“, „Hanamichi“, „Duke Ellington & John Coltrane“ (Olaf hat mich heut früh dran erinnert!), und „Theme of the Gaurdian“. Das Jazzhöhlenfeeling ist garantiert. Candlelight and all. Eskapismus mit Horizonten. (Und ausserhalb des Jazz, eine Schallplatte, die Thomas Köner und ich gleichermassen lieben, „Always Coming Home – Music and Poetry of the Kesh“, von Ursula K. Le Guin & Todd Barton.)

 

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7 Comments

  1. Olaf Westfeld:

    Sehr schön übrigens, wie sich die Musiker auf dem letztjährigen Shai Maestro Album gegen Ende von „In a Sentimental Mood“ vor Ellington / Coltrane verbeugen.

  2. Michael Engelbrecht:

    Synchronizität. Habe heute erstmals, nach der Reparatur meines Plattenspielers, HUMAN gehört von Shai Maestro, grossartige Band, toller Trompeter, wurde ja in den JazzFacts, der Auslese 2021, sehr gelobt (anders als unser beider favourite TERRAIN, schluchz…🥲 – der Odilo hat doch die Platte so niedergemacht (vor Tausenden!!!!) ich einst die m.E. volldoofe Pianosoloplatte von Ryuichi BACK TO THE BAR) _ da geht es halt um Humor 😂😂😂😂😂, nie um Affronts, egal, ich schweife ab)… und, ja, das erinnerte ich mich heute auch an die wahnsinnig subtile Version von Ellington & Coltrane von der Impulse-Platte.

    Ich mailte heute dem Herrn der Promotion von ECM, und teilte ihm meine Verwunderung mit, dass dieser INSTANT CLASSIC, der da Ende Februar vom Avishai Cohen Quartet rauskommt, nicht auch als LP gelistet wird.

    Der Grund: die Riesenprobleme mit dem Presswerk, hoffentlich kommt NAKED TRUTH später im Jahr als LP raus. HUMAN ist ja viel länger, das geht schon an die Grenzen von Vinyl, dennoch tolle Pressung.

    Soso, Typdal ist die tendenziell zu atmosphärisch. Das weckt meinen musikmissiobarischen Eifer – ich habe WHENEVER I SEEM TO BE FAR AWAY sicher zweimal, und schicke dir spätestens im Februar eine CD-Version. Und dann unterhalten wir uns weiter😅…

  3. Olaf Westfeld:

    Nun, da lasse ich mich gerne missionieren… zugegebenhabe ich dem Herrn Rypdal auch noch nie in Ruhe zugehört, immer nur bei Spotify über meine ganz solide Soundbar. Mit Lautsprechern und von CD oder gar Vinyl entfaltet das sicher einen anderen Sog. Aber manche Sachen packen mich ja schon über Spotify und Bluetooth – ich bin gespannt.
    Hier läuft momentan häufig die überzuckerte Musik von Pat Metheny, Phase Dance, gerade irgendwie wohltuend, wide open spaces, aber lange kann ich mir das glaube ich nicht antun, mal sehen. Penetrant gute Laune ist in diesem Omikron Winter nicht ganz schlecht.
    Coltrane & Ellington in a Sentimental Mood: Sternschnuppenregen!

  4. Michael Engelbrecht:

    At a gathering of Ellington band alumni organized by Jazz at Lincoln Center, bassist John Lamb recalled the sessions for Duke Ellington & John Coltrane: „There was no music on that whole date. Nobody had a chart. We came in and we were standing there, waiting to see what would happen. ‚Trane would go and sit on the piano bench with Duke. They didn’t talk, but Duke would be singing … and ‚Trane would go … Then, after they did that for a few minutes, they got up. ‚Trane would go to his microphone, Duke would start playing, and the rhythm section, we had to do for ourselves, you know. That’s it. He didn’t even tell you the key. He could communicate without words, and ‚Trane could hear it.“ On „Take the Coltrane,“ the two play in a quartet of Coltrane’s bandmates of the day, bassist Jimmy Garrison and drummer Elvin Jones (Ellington men Lamb and drummer Sam Woodyard also played on the album). — JazzIz Magazine

    Ich werde die Begegnung mit Mark Hollis nie vergessen, und wie er da über die ersten Takte des Stückes sprach, die sich oberflächlich so anhören, als würde Elvin Jones da nur ein bisschen zufällig an seinem Schlagwerk rumwerkeln …. Leider habe ich das Interview nicht mehr, und ob der NDR diese Sendung von 1991 archiviert hat, ich habe meine Zweifel…

    SPIRIT OF EDEN
    LAUGHING STOCK
    MARK HOLLIS

    Drei Platten ohne Verfallsdatum

  5. alex:

    das sind in der tat platten für die insel. wobei ich nie richtig warm geworden bin mit der soloplatte. eine ziemlich solitäre und schroff-minimalistische angelegenheit. evtl. würde ich da doch lieber „the colour of spring“ stattdessen nehmen. allein schon dieser kinderchor auf „happiness is easy“ macht so unglaublich gute laune.

  6. Michael Engelbrecht:

    Ja, MARK HOLLIS war ein folkkammermuskalisches Endspiel, ein Lamento von Anfang bis Ende, konsequentes Ende einer Reise. Er hat seine Vision damals konsequent umgesetzt, geradezu obsessiv jede Position im Raum für jeden Spieler festgelegt, und seinen Tonmeister Phill Brown so genervt, dass dieser, wie er mir mal erzählte, nie mehr mit Mark arbeiten wolle. Leider hatte er auch nicht mehr die Gelegenheit, irgedwann nochmal nein zu sagen.

    Es lohnt sich immer, The Colour of Spring aufzulegen …

    DUKE ELLINGTON & JOHN COLTRANE

    Natürlich auch ein Zauberwerk (Acoustic Sounds bringt in Kürze ein neues Remaster auf Vinyl heraus

  7. Martina Weber:

    Pat Metheny (OFFRAMP/TURN LEFT) habe ich vor Jahren in der Plattensammlung eines abgelegenen Ferienhauses in Irland entdeckt. Die Musik ist für mich verbunden mit sommerlichem Nieselregen, einem großzügigen Raumgefühl und dem Fotoalbum (Polaroid), das die ersten Jahre einer vielversprechenden Liebesbeziehung dokumentierte, später in düsteren Grafiken endete.

    Eine Freundin schrieb mir kürzlich, sie hätte wegen der Pandemie komplett ihren Musikgeschmack umgekrempelt. Sie würde nur noch Musik ohne Moll hören.


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