Warum, um Himmels willen, sollte man sich zweimal zwanzig Minuten lang diesen relativ monotonen Gedankenstrom anhören, und warum fasziniert das einige Menschen so sehr? Zur Hälfte liegt das an der Musik des kürzlich verstorbenen Blue Gene Tyranny (Piano, PolyMoog, Clavinet). Ein gewisser Kris spielt Tabla. Wie infiltriert diese Hintergrundmusik unsere Wahrnehmung?
Ich denke, es liegt daran, das die Musik auf der hauchdünnen Grenze existiert zwischen Unbeteiligtsein und emotionaler Unterstützung. Die Gedanken setzen sich aus Trivialem und Existienziellem zusammen, aber immer, wenn ein Satz, eine Bemerkung uns aufhorchen lassen (das ist bei jedem anders), scheint die Musik diese Momente fast unmerklich zu dramatisieren. So kann aus scheinbarer Gleichförmigkeit ein seltsam spannendes Hörerelebnis werden.
Die Abmischung ist interessant. Man kann hören, was die Stimme sagt, aber die Worte werden mit einer Verletzlichkeit vorgetragen, die dazu führt, dass man sich den Lautsprechern nähern möchte. Der Text hat beruhigende physiologische Nebeneffekte, die sich ähnlich anfühlen wie bei geführten Meditationen – wir tauchen in den Gedankenfluss eines anderen ein, lassen einen andern in unsern Kopf hinein: der Hörer wird zu einem Detektiv, der Spreu vom Weizen trennt, Spuren sichtet – hellwach, erschrocken, tief entspannt, persönlich berührt.
Eigentlich ist die Komposition The Park verwandt mit dem Song „The Windmills Of Your Mind“ – da geht es auch um das endlose Herumtreibem und Kreisen von Hoffnungen, Gedanken, Sehnsüchten, Erinnerungen im Kopf – und die Versionen sind am besten, die nicht auf Gefühlswallung setzen, und eher in seltsam gelassener Melancholie dahintreiben.
Round like a circle in a spiral, like a wheel within a wheel / Never ending or beginning on an ever spinning reel / Like a snowball down a mountain, or a carnival balloon / Like a carousel that’s turning running rings around the moon (…)
Als letztes noch dies: PRIVATE PARTS spielt mit Erwartungen: es hat etwas vom Thriller, es ist kein Thriller. Es hat etwas von einem Drehbuch, es ist kein Drehbuch, es hat etwas von Essay, es ist kein Essay. Es hat etwas von einem Hörspiel, es ist kein Hörspiel. Es hat etwas von Schallplatte, es ist keine Schallplatte. Es handelt von Leere, und es handelt von Überfluss.