»[…] für Hauptdarstellerin Claudia Michelsen, Produktionsfirma filmpool fiction und den MDR ist dieser „Polizeiruf 110“ mit dem Titel „Der Verurteilte“ der bisher beste Film des stets überzeugenden Reihenablegers aus Magdeburg. […] Für den vierzehnten Film der Reihe hat nun Autor Jan Braren eine dramaturgisch klug abgespeckte Geschichte entworfen, ohne viel Personal und ohne Exkurse ins Privatleben der Kommissarin. Mit dem reduzierten Plot gelingt dem Grimme-Preisträger die Grundlage für einen Krimi, der sachlich, unspektakulär, aber sehr konzentriert beginnt und aus seiner Unaufgeregtheit allmählich eine immer größere Sogkraft entwickelt – bis zu einem Schlussdrittel, das in puncto Spannung und emotionale Anteilnahme seinesgleichen sucht.
Die außergewöhnliche Wirkung hat bis zu Braschs Höllentrip auf der Zielgeraden viel mit der Erzählweise zu tun. Die Narration in diesem „Polizeiruf“ ist kleinteilig und komprimiert, ohne dabei kurzatmig zu wirken. Im Gegenteil: Aus den zügig aufeinanderfolgenden Szenen entsteht ein (fast unmerklicher) Flow, auch ohne spektakuläre Ereignisse. Dabei wird häufig darauf verzichtet, eine Situation mit einer verbalen Vorankündigung vorzubereiten. Dadurch befindet man sich als Zuschauer stets in einer leichten Anspannung, einer gewissen Habacht-Haltung. Das mag nur ein Detail sein, ist aber ein wichtiger Baustein für die dichte Erzählung und den sich daraus für den Zuschauer ergebenden Spannungsfluss. Früher war das anders im Magdeburger „Polizeiruf“: Wenn sich Brasch nicht gerade mal wieder auf einem ihrer Alleingänge befand, wurde wegen der Animositäten im Team sehr klar gesagt, wer was zu tun habe.
[…] Die diesbezüglichen Vorgaben des Drehbuchs werden allerdings noch maßgeblich und eindrücklich von der Inszenierung forciert. Die Arbeit von Regisseurin Brigitte Maria Bertele und die wesentlichen Gewerke, Bildgestaltung und Montage, lassen in „Der Verurteilte“ einmal mehr erkennen, welche Bedeutung für einen Film die spezifischen ästhetischen Möglichkeiten des Mediums und die damit geschaffene Atmosphäre besitzen. Davon zeugt ein Schnitt, der jeder Szene die optimale Länge verpasst für den bereits erwähnten (unsichtbaren) magischen Flow. […] «