Manafonistas

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Wenn du zuhören willst, gib mir dein Handy.“ Also kassierte ich sechs Handys ein, und der Chef war nur zu begierig, den alten Player ans Laufen zu kriegen. Eine Altbierbowle zur Mittagsstunde, ein Caipirinha, Blick auf den Rhein, und dann: the first run is the deepest. Kein Absacker dabei. Kein Abgrund entgeht der gegerbten, verwitterten Stimme, ein halbes Dutzend one-liner sitzt schon beim ersten Lauschen. „Hör dir das an, ich glaube es nicht“, sag ich, als Dylan dann einmal richtig aufdreht, und die Gitarre den Ton eines wilden Tieres trifft. Ich bestelle gleich noch ein Bier mit Früchten. Hinterher waren wir erst mal still. Baff. Lajla musste ich auf dem Weg über die grosse Brücke noch erklären, wieso Desire mein Lieblingsalbum ist, das nun wirklich fast jeder Dylanologe weiter hinten anordnet. Und wir lachten, als wir uns vorstellten, wie oft es mal wieder heissen wird: sein bestes Album seit .… Modern Times, … Time Out Of Mind, oder gar … Street Legal!!??

 

This entry was posted on Montag, 8. Juni 2020 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

11 Comments

  1. Lajla:

    Wir waren für 43 Minuten Kollegen. Ich zeigte Michael eine Musikliste, die ich 1972 beim SWF mit einem Text über „Massenmedien und Manipulation“ vorlegte und Frank Laufenberg moderierte das Ganze. Auf der Musikliste standen nur Bob Dylan Songs.

  2. Olaf:

    Interessant. Tempest und Together through Life waren ja gut, mit einigen tollen Songs, aber eben auch nicht mehr – bin gespannt. Was mich wundert: ist das Album – ist ja anscheinend ne Doppel LP/CD – nur 43 Minuten lang?

  3. Michael Engelbrecht:

    70:31.

    Es war eine Weltpremiere in Düdorf :), da das Album nirgendwo im Netz existiert, auch nicht als review. Die erste kommt meines Wissens am Wochenende. In der NYT.

  4. M. Waldner:

    Also, da wäre ich gerne dabei gewesen. Mir gefiel sogar sein letztes Triple-Album sehr gut, das wohl auch viele Sinatra-Freunde angesprochen hat. Haben die Gäste ohne Beschwerden ihre Handys abgegeben? Ich nehme an, so sollten geheime Aufzeichnungen vermieden werden, die dann vielleicht im Netz verbreitet worden wären.

  5. Michael Engelbrecht:

    Ich kann ja sehr charmant sein :), aber da waren nur wenige Gäste, niemand musste gross überzeugt werden, und das war schon ein kleines Happening.

  6. Bernd L.:

    Und warum hast du dann nicht die erste Plattenkritik geschrieben – die wäre doch in den ein einschlägigen Foren mächtig rumgegangen!

  7. Michael Engelbrecht:

    Das wäre komplett unseriös ohne Texte. Ich kenne wie jeder die drei vorab rassgebrachten Lieder, aber habe keinen Abdruck der Texte der vielen anderen. Und obwohl ich gut englisch kann – hey, es ist Dylan, und wie er manches verschluckt, das erlaubt kein durchgängiges Verstehen. Ich kann nur eins verraten: die drei Lieder waren ein Appetizer, und der Rest braucht sich dahinter nicht zu verstecken. Meine zwei Lieblingssongs schon gar nicht. Und es ist nicht durchweg so ruhig, wie manche vermuten. Seit TIME OUT OF MIND redet man vom Spätwerk Dylans, dies ist es nun wirklich – ein Spätwerk. Grosse Klasse, wie bei Cohen in den letzten Jahren.

  8. Michael Engelbrecht:

    Ausserdem habe ich das von einem Kollegen, der mich bat, erst eine review zu schreiben, wenn seine raus ist. Keine Frage.

    Tracklist:

    „I Contain Multitudes“
    „False Prophet“
    „My Own Version of You“
    „I’ve Made Up My Mind to Give Myself to You”
    „Black Rider“
    „Goodbye Jimmy Reed“
    „Mother of Muses“
    „Crossing the Rubicon” (eins meiner drei Lieblingslieder)
    „Key West“
    „Murder Most Foul“

  9. Michael Engelbrecht:

    Und, wie angekündigt, der erste Text ist raus in der New York Times, und der deutsche Rolling Stone sagt einiges von dem, was Dylan darin erzählt.

  10. Michael Engelbrecht:

    Here we go, with Alex!

  11. Uwe Meilchen:

    Der „NY Times“ hat Dylan ein Interview gegeben; es kann online nachgelesen werden.


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