Manafonistas Head Quarter: Schön, dass du es auf einen Kaffee einrichten konntest. Also, das Cover deines neuen Gedichtbandes ist wirklich ein Hingucker. Wie kam es dazu?
Martina: Es gibt mehrere Grafikerinnen, die die Buchcover beim Poetenladen Verlag gestalten. Wie du weißt, ist die Covergestaltung sehr wichtig, nicht nur bei Schallplatten. Das ist eben die Verpackung, der erste Eindruck, der nicht nur darüber entscheidet, ob jemand das Buch vom Regal in die Hand nimmt, sondern auch die Rezeption der Texte definieren kann. Das Cover für meinen ersten Gedichtband erinnerungen an einen rohstoff hatte Franziska Neubert gestaltet. Dieses Cover hat für einige Rätsel und Interpretationsansätze gesorgt. Als es beim zweiten Buch um die Frage des Covers ging, hatte ich eine Auswahl meiner Gedichte über den Verleger, Andreas Heidtmann, Franziska zukommen lassen. Sie hat dann drei Vorschläge vorgelegt und dieses Motiv war unser klarer Favorit. Franziska Neubert hat die großartige Gabe, aus ein paar Texten kluge Motive zu entwerfen, die den Texten eine weitere Ebene hinzufügen.
Und der Titel … Häuser, komplett aus Licht? Wie bist du darauf gekommen?
Im Unterschied zum ersten Gedichtband hat es diesmal länger gedauert, bis ich den Titel hatte. Man spürt es, wenn er da ist. Ich war zwischendurch fast etwas verzweifelt auf der Suche nach dem passenden Titel. Dann habe ich mir auf meine Wunschliste, mit der ich monatelang intensiv gearbeitet habe, geschrieben: „Ich wünschte, ich würde einen Titel finden.“ Und am nächsten Tag fiel mir dieser Satz auf, mit dem ein Gedicht endete, das ich ein paar Tage vorher geschrieben habe: „Häuser, / komplett aus Licht.“ Wow, dachte ich, das ist es, was letztlich allen Gedichten zugrunde liegt.
Du bist inzwischen seit [blickt auf einen Bildschirm] Sommer 2013 bei den Manafonisten. Inwieweit hat der Blog und das Schreiben auf dem Blog deine Gedichte beeinflusst?
Ohne Manafonistas wäre das Buch so überhaupt nicht denkbar. Da sind nicht nur die inspirierenden Texte der anderen Manas und das, worauf sie verweisen. Da ist auch die Herausforderung, etwas oder über etwas zu schreiben, was mir am Herzen liegt und die Art, wie ich darüber schreibe. Das hat das Profil meiner Gedichte enorm geprägt.
Gibt es irgendwo ein virtuelles Buchregal, von dem ich den Band herausnehmen und mal hineinblättern kann?
Im Verlagsprogramm des Poetenladen Verlages findet sich in der Leseprobe der ersten Zyklus des Gedichtbandes, der auch im Jahrbuch der Lyrik 2017, das Christoph Buchwald gemeinsam mit Ulrike Almut Sandig herausgegeben hat, veröffentlicht ist: Essay über eine Verschiebung.
Ist das Buch schon im Buchhandel?
Ja. Man kann es auch hier direkt beim Verlag versandkostenfrei bestellen.
Wenn du noch ein Album nennen würdest, dessen Musik der Struktur deiner Gedichte am nächsten kommt …
Boards of Canada: the campfire headphase.
Wenn ich deine Blogbeiträge überfliege, habe ich den Eindruck, dass du permanent Filme schaust und auch gern über Filme recherchierst. Gibt es diesen cineastischen Blick auch in deinen Gedichten?
Ein Lyriker schrieb mir, nachdem er meinen ersten Gedichtband an einem Abend gelesen hatte, den Satz „An dir ist eine Kamerafrau verloren gegangen“. Eine zentrale Passage im titelgebenden Gedichtzyklus des zweiten Bandes lautet: „Ich schrieb ins Gästebuch: Dieses Land, es ist der Souffleur / eines Traums. Hier gelingt mir zu filmen, was nicht existiert.“