Manafonistas

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2016 7 Sep

Schmallenberger Notizen (3)

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | 1 Comment

 

„Something went completely wrong.“

(B.E., „Everybody’s Mother“ from My Squelchy Life)

 
 

Auf dem Weg nach Westfeld zu einer exotischen Kleinbäckerei merkte ich, wie Zunge und Gaumen anfingen zu jucken. Ich hätte mich nicht leichtfertig so weit (und einmal mehr unerlaubt) vom Klinikgelände entfernen sollen … Schliesslich bin ich in die klösterliche Abgeschiedenheit gereist, um meine ASS-Unverträglichkeit (Salicylsäure ist mein natürlicher Feind) in langsam steigenden Dosen zu deaktivieren. Das weite Land ringsum war also nicht mehr dazu da, den Blick in aller Langsamkeit schweifen zu lassen, sondern nur noch Hintergrund für meinen Staubwolken aufwirbelnden Toyota Yaris Cool Plus, der auf einer traurigen Liste der ungeschütztesten Autos („for the driver“) ziemlich weit oben platziert ist. Ich nahm meinen persönlichen Geschwindigkeitsrekord für Landstrassen in Angriff (nur Rehwild, das die Strasse passierte, war in realer Gefahr). Die Kühe mussten tatsächlich zur Seite springen, als ich den letzten Weg über eine Weide einschlug. Kurze Momente der Hyperventilation. Statt aber nun mit akuter Luftnot in der Intensivstation zu landen (der Gefässzugang für hochdosiertes Kortison war gelegt), hatte ich in den folgenden Stunden „nur“ massives Nasenjucken, Nasenlaufen, Zungenbrennen – und an die zweihundert (!) Niessvorgänge zu verzeichnen. Speziell letzteres ist erschöpfend, und kann, bei entsprechender Disposition, zu dezenten Kreislaufattacken führen. Jetzt, nach 30 Tropfen Fenistil, kehrt langsam Ruhe ein, das Therapieziel ist in weite Ferne gerückt. Auf der Gewinnerseite nur mein Resthumor, zumindest, wenn mein linkes Ohr wieder „aufgehen“ sollte. Ich möchte Nick Cave am Freitag nämlich in Stereo, und nicht „wie in der Bahnhofshalle“ hören. (Mittlerweile ist das linke Augenlid so dick geschwollen, als hätte mir ein Boxer draufgehauen; die Nachtschwester verabreicht mir weitere 30 Tropfen Fenistil und ist guter Dinge: „Was meinen Sie, was man auf einer allergischen Station alles zu sehen bekommt!?“ Na dann. It’s not really funny! (Das ist das Ende der Schmallenberger Notizen.)

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1 Comment

  1. Michael Engelbrecht:

    P.S.: nach fünf Tagen dann doch anscheinend erfolgreich auf eine Tagesdosis von 300 mg ASS eingestellt. Mal sehen, wie sich das auswirkt… (Nachtrag zu den Schmallenberger Notizen)


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