Manafonistas

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2015 16 Sep

Am Limit

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | Tags:  3 Comments

… es spielte sich ja, was Sie da gerade hörten, im Herkulessaal ab, 1981, in München, nicht zehn Jahre früher, im Fillmore West, wo Jarrett, nachdem er zuvor mit Charles Lloyd Hippieträume und Jazzwildnis eins werden liess,  an der Seite von Miles Davis ein grosses elektrifiziertes „Fusionfeuer“ schürte. Und doch: ein Kraftfeld der wilden Jahre scheint aktiviert; wie Jarrett hier (nach einem Jahrzehnt, in dem Meilensteine seinen Weg pflasterten) in das Körperinnere des Instruments greift, den Holzrahmen als Perkussionsfläche benutzt, das Brummen und Stöhnen und Juchzen eine eigen Klangspur formt, und er von Fragment zu Fragment stürmt, womöglich halbbewusst und rastlos nach einer geschlossenen Gestalt forscht, bei all diesen umeinanderfliegenden Bruchstücken: man sieht Jarrett förmlich vor sich bei seinem keiner ausgeklügelten Choreographie folgenden Tanz mit dem Flügel. Und das Publikum folgt Jarrett nicht deshalb mit spontanen Juchzern und Beifallsattacken (die vor allem die eigenen Körperspannung abführen), weil da nur Free Jazz-erfahrene Insider sitzen, sondern weil sich die ekstatische Verfassung des Artisten auf der Bühne sich 1:1 aufs Publikum überträgt … (aus einem beiläufig bei Bagles & Beans hingeschriebenen Text für die Milestones-Sendung im Deutschlandfunk am Freitagabend um 22.05 Uhr).

 

Rosato, warst du 1981 in München dabei? Immerhin waren wir beide 1976 beim Jazzfest Ost-West, und sahen das amerikanische Quartett bei einem seiner Schwanengesänge.

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3 Comments

  1. Rosato:

    Ich war dabei und hatte einen guten Platz weit vorne. Die Eintrittskarte bekam ich zum Geburtstag geschenkt. Warst du im Publikum?

    München 1981 ist eines der längsten Solokonzete Jarretts. Zwei Zugaben! Keine Ansprachen. Im Konzert empfand ich den Anfang als ausgesprochen spröde, intensiv suchend – mein ganz subjektiver Eindruck. Ein schwieriger Einstieg in ein Zauberreich.

    München 1981 habe ich noch nicht „verdaut“. Es ist so komplex und reich.

  2. Michael Engelbrecht:

    Nein, ich war zu der Zeit in Würzburg. Wow, vorne mit dabei schönes Geburtstagsgeschenk. Ist der Herkulessaal ein ehrwürdiger Konzertraum, mit Kronleuchtern und so? Wohl weniger eine Jazzhöhle?

    Gibt es den Saal heute noch. Ich bin kein München-Insider, obwohl ich damals drei, viermal in der Gleichmannstrasse 10 ein paar Platten gekauft habe, aber nie einen Kühlschrank!

  3. Rosato:

    Oh ja, den Herkulessaal gibt es noch und er wird als Konzertsaal genützt.

    http://www.muenchenmusik.de/medien/Herkulessaal-1631.jpg


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