Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2015 10 Jun

Der Rand der grünen Welt, und andere tiefe Fälle (Bücher für Balkonien und den Strand)

von: Manafonistas Filed under: Blog | TB | Comments off

Der Sinn des Lebens besteht aus nichts anderem als dem fortgesetzten Bemühen, sich wohnlich einzurichten. Einigermassen. Solche Eingebungen finden sich nicht in einem neuen Feng-Shui-Beratungsbuch, sondern in dem soeben als Taschenbuchausgabe erschienenen Das blaue Haus von Ernst Augustin. Von Grevesmühlen bis zur Südsee geht die Reise, in der ein alternder Robinson seinen Freitag sucht, und dem Tod ein Schnippchen schlagen möchte. Als hätte die Literaturredaktion der SZ heute den Manafonisten Narrenfreiheit eingeräumt, werden dort reihenweise neue Taschenbücher abgehandelt, die allein den Stoff des zweiten Manafonistastreffens ausmachen könnten. Sollte es jemanden geben, der sich noch nicht ergötzt hat an der erstaunlichsten Geschichtensammlung aus der Urzeit des Universums, kann jetzt zuschlagen und sich das einst von Burkhard Kroeber herrlich übersetzte Buch Cosmicomics von Italo Calvino zulegen. Die Hauptfigur Qfxfq nimmt wahlweise die Gestalt eines Lurches, eines Moleküls und des letzten Dinosauriers an. (Parallel dazu empfiehlt sich die TV-Dokuserie Cosmos als bildgewaltiges Gegenstück zu Calvinos Skurrilitätenkabinett. Bom-bom-bombastisch.) Es kommt aber, fast, noch besser. 1874 erschien Thomas Hardys Fortsetzungsroman Am grünen Rand der Welt, in dem es u.a. um eine in letzter Sekunde vermasselte Hochzeit geht. Da fällt einem doch erst mal Die Reifeprüfung mit Dustin Hoffman ein, doch in diesem Sommer bekommt das klassische Filmmotiv Zuwachs, denn Thomas Vinterberg hat den Schmöker von Thomas Hardy (ein Vorläufer psychoanalytischer Seelensplitterungen!) fürs Kino inszeniert. Und dann, als letztendlicher Knalleffekt, kommt noch eine Frau daher, die ins diabolische Spannungsfeld zwischen Moriarty und Sherlock Holmes gerät. Der finstere Meisterverbrecher zwingt die Protagonistin, einen biologischen Kampfstoff zu entwickeln. Nicht gut. Annas Herz schlägt natürlich für Sherlock Holmes, aber Liebe allein ist eben keine Himmelsmacht. Tiefer Fall heisst der schräge Krimi von Annelie Wendeberg, die im realen Leben Naturwissenschaftlerin und Professorin in Uppsala ist. Aber was heisst schon reales Leben? Fragen Sie mal Ernst Augustin!

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