Manafonistas

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2015 8 Mrz

Veronika: der Lenz ist da.

von: Lajla Nizinski Filed under: Blog | TB | Comments off

Welcher Lenz? Ist es der von Georg Buechner oder der von Peter Schneider? Ist es Hermann Lenz, au net schlecht oder neee jetzt keine „Deutschstunde“ veranstalten! Sie schaut auf das Ticket. Da steht: „Jakob Lenz“, eine Oper von Wolfgang Rihm.

Hm, oper ’n‘ shit?

Sie betrat das altehrwuerdige Gebaeude, sah hinauf zur Koenigsloge und hinunter in den Orchesterkasten. Da waren ja nur 11 Musiker. Als sich der Vorhang hob, gewahrte sie einen sich wurmartig vorwaerts bewegenden Menschen, der in Liebestoetern steckte. Das muss die Sprache von dem Mannweib der deutschen Theaterregie sein: Andrea Breth war hier am Werk. Wer konnte sonst einen Eisblock auf die Buehne bringen, um die Kaelte und Einsamkeit auszudruecken?

Wolfgang Rihm hat hier eine Oper aus Liedtexten, Brieffragmenten und Gedichten von Buechner, Lenz und Wieland geschrieben, die es in sich hat. Allein 6 Stimmen aus dem Off droehnen auf den gepeinigten Lenz ein, drei Cellospieler korrespondieren mit den drei Protagonisten: Lenz – Pfarrer Oberlin – Kaufmann.

Das ist genial gemacht. Wenn Lenz, ein Zeitgenosse von Goethe, der ihn aus Weimar warf, in dessen von ihm missbrauchten Fraeulein Friedericke er toedlich verliebt war, seine Einsamkeit und sein Leid hinausschreit, dann sticht ploetzlich in diese Qual eine messerscharfe Percussion in die Haut des Zuschauers.

Darauf folgt eine Stille: „Hoeren Sie nicht diese entsetzliche Stimme, die um den ganzen Horizont schreit und die man gewoehnlich Stille nennt?“ Georg Nigl schauspielert und singt eine brilliante Interpretation des schizophren gewordenen Lenz. Wie er zusammen mit dem kleinen Orchster den traumatisierten Lenz darstellt, ist grosse Buehne im doppelten Wortsinn.

Ratlosigkeit beim Hinausgehen.

Zuhause fragt sich Veronika, wer war eigentlich der stramme Dirigent? Sie oeffnet das Internet, gibt „Lenz“ ein. Da erscheint “ Maerz“, das heisst, da kommt der Fruehling.

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