Unsere Stofftiere können wir dank des Hinweises von Jan vom 1. August also auf Reisen schicken, falls ihnen unsere eigenen Ferienpläne nicht behagen. Aber was ist mit unseren Zimmerpflanzen? Jeden Sommer überfüllen zahlreiche weggeworfene Zimmerpflanzen – vom Kaktus simplex über blühende Hochzeitsgestecke bis zum ausgewachsenen Ficus Benjamini – die Biomülltonnen unserer Republik. Eine Ursache dieser Misere ist die weiter wachsende Anonymität der Großstädte mit der Folge einer immer mehr schwindenden Nachbarschaftshilfe, was das Überreichen eines einfachen Wohnungsschlüssels mit der Bitte ums Blumengießen angeht. In Anbetracht des bedrohlichen Artensterbens und der immer öfter anzutreffenden Scham der Pflanzenbesitzer hat ein junges Start-up-Unternehmen aus dem westfälischen Schöppingen nun eine Lösung entwickelt: die Baby-Klappe für Pflanzen. Bereits am ersten Tag nach der Öffnung wurden nach Angaben der Jungunternehmerinnen 30 Pflanzen abgeben. „Wir haben die Pflanzenklappe auch nachts geöffnet“, so die 24-jährige Tabitha L. „Den meisten Leuten ist es echt peinlich, ihre Pflanzen abzugeben. Wir haben inzwischen sogar die Bewegungsmelder abgeschaltet und nur schwach leuchtende Taschenlampen in einem Kästchen deponiert, damit ein unbeobachtetes Abgeben der Pflanzen möglich ist.“ Das Unternehmen wurde von zwei Bachelorabsolventinnen aufgebaut, die keinen Studienplatz für den Master bekommen haben. „Es war eine Sonntag-Nachmittagsidee“, sagt Manuela B. (25). „Wir wussten nicht, was wir beruflich machen sollten, da redet man über alles Mögliche. So hat die Bolognareform für uns etwas Gutes.“ Die Idee besteht darin, die Pflanzen gegen Entgelt in gute Hände abzugeben. Das Unternehmen bietet auch einen Zimmerpflanzen-Beratungsservice an. „Die meisten Leute,“ so Tabitha L.,“ wissen über die Bedürfnisse von Zimmerpflanzen überhaupt nicht Bescheid.“ Bei der Pflanzenklappe wurden sogar etliche fast ausgestorbene Pflanzen abgegeben. Es gab bereits Anfragen des Bundeslandwirtschaftsministeriums und des US-Unternehmens Monsanto. In der Zwischenzeit wurde eine weitere Pflanzenklappe eingerichtet, in einem Szeneviertel in Frankfurt am Main. „Leider haben wir es verpasst, unsere Idee patentieren zu lassen“, hier klingt Tabitha L. etwas zerknirscht. „Auch wenn wir bisher wenig damit verdienen: Unsere Arbeit ist wertvoll. Wir leisten einen wichtigen Beitragt zur Nachhaltigkeit.“ Sie nippt an ihrem Latte Macchiato mit Haselnussmilch. „Es gab bereits Anfragen nach Praktikumsplätzen, sogar von Studierenden aus diversen Masterstudiengängen. Wir wollen aber keine Streber, wir nehmen lieber Studienabbrecher, die sind die interessanteren Leute.“
7 Comments
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Uwe Meilchen:
Gute Idee, eigentlich ! Vermutlich haben fast alle Manafonistas einen gruenen Daumen – und ueber die Berieselung von Pflanzen mit Musik und den unerwarteten, positiven Ergebnissen hinsichlich Wachstum der Pflanzen gibt es ja auch schon wissenschaftliche Untersuchungen.
Gibt es auch einen Blogeintrag „Ferien (1)“ ? Reichst Du den noch nach ?
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nicht anonym:
Immer blöd wenn man bei plan b startet ohne das plan a je in betracht gekommen wäre. Wenn plan b dann scheitert,kann man vieleicht nichtmehr a sagen. In meinem viertel hat man jetzt nagetierklappen eingerichtet.
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Martina:
Ferien (2) ist eine Fortsetzung des Beitrags von Jan vom 1.8. mit dem Betreff „Ferien“. Daher reiche ich nichts mehr nach :)
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Uwe Meilchen:
Ah, verstehe ! Und bei Dir ? Alle Gruenpflanzen wachsen und gedeihen, vermute ich ?
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Martina:
Ähem, danke für das Vertrauen. Grundsätzlich ja, meine große Pflanzzeit liegt eher in der Vergangenheit, ich habe als Kind immer die Yps-Hefte gekauft, wenn es etwas zum Anpflanzen gab. Kennst du die? Da gab es auch mal Fingerabdruckpulver für die ersten Schritte ins Detektivleben. Und es gab eine Weltzeituhr mit Kautschuk drin, die auf einer Schrägachse hinunter sich bewegte. Ich habe diese Uhr gekauft, auch wenn ich wusste, dass sie nicht funktionieren würde. Es gab Urtiere und eine Mini-Sonnenblume und ich hatte eine Erdnusspflanze. Ich hatte damals auch eine Tomatenfarm mit Kirschtomaten, als noch niemand wusste, was Coctailtomaten waren. Es gab bei Yps auch mal viereckige Tomaten. Es war natürlich eine Idee aus den USA. Der Hintergrund war der, Tomaten in Kartons besser stapeln zu können. Als Kind hatte mich das tatsächlich überzeugt :)
Meine aktuelle Grünpflanzensituation beschränkt sich auf eine Reihe von recht hohen Zitronenbäumen auf dem Balkon, einem rankenden Weinstock, einem kleinen Olivenbaum und in der Wohnung nur noch eine kleine Pflanze, vielleicht mal ab und zu ein paar Kräutertöpfe. Alles andere habe ich verschenkt. Ich habe aber einen großen Baum direkt vor meinem Fenster.
Und du? Bestimmt ein paar Palmen :)
Und dazwischen eine Hängematte? -
Uwe Meilchen:
Leider habe ich keinen Balkon – den vermisse ich im Sommer immer ! Und: Ja, alle Fensterbaenke stehen bei mir voll: mit Gummibaeumen, Kakteen und sogar einem Bonsai, den ich von meinem Arbeitsplatz irgendwann einmal nach Hause ueberfuehrt habe. – Gerne gehe ich regelmaessig an allen Pflanzen zum Giessen vorbei – vermutlich, weil auch dass ein Mosaiksteinchen in der Struktur eines Tages ist.
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Martina:
Über einen Bonsai hatte ich als Jugendliche auch mal nachgedacht. Hatte aber nie einen. Mein Balkon geht auf die Südwestseite raus, das ist perfekt. Bei mir sind alle Fensterbänke leer. Jochen wird es verstehen. Es ist eine alte Feng Shui Regel.