Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2014 19 Feb

New words, new rhythms (a vision)

von: Martina Weber Filed under: Blog | TB | Tags: , 4 Comments

 


 
 
 
“Kill your darlings” ist ein Tipp an junge Schreibende, der sich in jedem US-amerikanischen creative-writing Ratgeber findet. Häng nicht allzu sehr an irgendwelchen Formulierungen. Beiß dich nicht fest. Lass los, feel free, schreib weiter. „Kill your darlings“, jetzt also auch im Kino, eine wunderbare Ergänzung zu „The Howl“, was vor einigen Jahren lief. Es geht um die Anfänge des Dichters Allen Ginsberg. Genauer, um die Zeit, als der junge Allen stolz an die New Yorker Columbia University zugelassen wurde und eben noch kein Dichter war. Ein gewisses aufsässiges Potential steckte allerdings schon in ihm. Er wagt es, in der Poesievorlesung eines Professors, der von klaren Formen und Strukturen schwärmt, nach Walt Whitman zu fragen. Und er freundet sich mit dem etwas älteren Studienkollegen Lucien Carr an, eine charismatische, authentische und provozierende Gestalt (glänzend gespielt von Dane DeHaan, im Foto oben rechts). Lucien führt Allen in die Welt der Jazzclubs, der Drogen, unberechenbarer Abenteuer und der Schwulenszene ein, er macht ihn auch mit William S. Burroughs bekannt, der im Film jedoch eine Randfigur bleibt. Neue Wörter, neue Rhythmen, das ist die poetische Vision der Beat Generation. Gern würde ich die ergreifenden Zitate von Shelleys´ „Elegy for Keats“ und aus Yeats´ „A Vision“ nachlesen, ebenso das erste Gedicht, mit dem Allen den kritischen Lucien beeindrucken konnte, die beiden nachts in einem geklauten Ruderboot, und Allen stand plötzlich auf und kramte dieses Stück Papier aus der Hosentasche. Ein Liebesgedicht, das ankam. Lucien zieht Allen in eine höchst problematische Beziehungsgeschichte hinein, schließlich müssen beide die Uni verlassen. Wegweisende Lyriker sind auch hierzulande Studienabbrecher gewesen: Ein Trotz, der Thomas Kling und Rolf Dieter Brinkmann verbindet. Der Film ist keine Sekunde langweilig. Great stuff.

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4 Comments

  1. Uwe:

    danke fuer den kinotip — muss mich ma schlau machen wann der hier in meiner Heimatstadt gezeigt wird, naja, wenn ueberhaupt !

    wie meistert denn daniel rathcliffe seine rolle ?

    einen trailer gibt’s hier –>
    http://www.youtube.com/watch?v=_9l0_GwFA3g

  2. Martina:

    Notfalls warten, bis es den Film auf DVD gibt.

    Daniel Rathcliff wird überall großartig gelobt, mich hat er aber nicht so sehr überzeugt (und ich bin überhaupt nicht vorbelastet, weil ich keine Harry Potter Filme gesehen habe). Dabei hat er gar nicht schlecht gespielt, er sollte schließlich der Unerfahrene sein, der in eine faszinierende Welt eingeführt wird, und sicherlich hängt mein Urteil auch damit zusammen, dass er mich als Person kein bisschen gereizt hat. Er kam schon sehr harmlos rüber. Aber er wächst in seiner Persönlichkeit im Lauf des Films. Fasziniert hat mich, wie er sein Schreiben aufbaute, als er die Story, zu deren Teil er geworden war, niederschrieb.

  3. Sabine:

    So schnell wie Du Filme empfiehlst, komme ich (im Moment) gar nicht mit dem ins Kino gehen nach! ;-) Ich habe mir gerade den Trailer auf u-tube angeschaut + werde jetzt auch Ausschau halten, wann der Film bei uns irgendwo läuft! – Es hat mich aber echt befremdet, dass Harry Potter (hat er nicht sogar die gleiche Brille auf?) mitspielt. Ich hoffe, diese Irritation legt sich, wenn man den ganzen Film sieht. Ich bin gespannt!

  4. Martina:

    Oh, und ich bin gerade auf dem Sprung, die nächste Filmbesprechung zu schreiben :)
    Jedenfalls kam meine Notiz bei dir diesmal als Tipp an!


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