Manafonistas

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Archives: September 2012

2012 4 Sep.

Durch Mark und Bein

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Musizieren, improvisieren, komponieren: die pure Freude des Produzierens von Klängen. Man ist „im Sound“, im Nada Brahma – so verkündete es einst Joachim Ernst Behrendt etwas esoterisch und trotzdem zutreffend. Eine wirkliche Wohltat ist diese an Wollust grenzende Lust, selbst Klänge zu erzeugen. Dieses in die Klangwelt tauchen ist nicht regressiv, vielmehr reflexiv und progressiv, wenn es mit der Einbildungskraft gekoppelt ist: dem Drang, zu gestalten, sich selbst Ausdruck zu verleihen. Ein gewisses technisches Können ist notwendig, jedoch nicht wesentlich. Der Philosoph Byung-Chul Han hat es auf den Punkt gebracht – er selbst fand es bei Hegel:

Der Klang ist ein Phänomen der Innerlichkeit. Diese unterscheidet ihn vom „Geräusch“. Der „eigentliche Klang“ ist ein „inneres Beben des Körpers“, während das Geräusch ein „äußeres Beben und Tönen“ ist … Die Schwingung, die den Klang erzeugt, ist eine gegenwendige Bewegung von Weg-von-sich und zurück-zu-sich. Ohne das Streben-zu-sich geht der Körper durch die äußere Gewalt einfach zu Bruch. Da das Zurück-zu-sich gegen die äußere Einwirkung erfolgt, ist das „Insichgehen“ „negativ“. Die Kohärenz äußert sich also als Macht der Innerlichkeit. Sie befähigt den Körper dazu, gegen die äußere Einwirkung bei sich zu bleiben … So hat der klingende Körper eine Art Seele. Nur die Seele bringt einen schönen Klang hervor. So ist kein Geräusch schön. Schön ist für Hegel nur die in der Realität sich frei äußernde Innerlichkeit der Seele.“ (Byung-Chul Han, „Hegel und die Macht“)

Klar wird hier, was Innerlichkeit heisst. Sie ist kein Rückzug, sondern Bedingung für Kohärenz. Insofern gewinnt der Begriff „Macht“ eine positive Bedeutung: als eine das Individuum konstitutierende Negativität. Musizieren ist eine Möglichkeit, machtvoll in der Welt zu sein, Bilder malen wäre eine andere. Markus Lüpertz malt so. Unvergesslich folgende Szene aus einem Film: vier Schamanen treffen sich in einer Ebene der Mongolei. Sie kommen von weit her, alle aus verschiedenen Himmelsrichtungen. Sie haben viel erlebt, sitzen im Kreis unter dem weiten, freien Himmel und erzählen sich davon. Dann nehmen sie die Saiteninstrumente, spielen. Ihr Sound, er geht durch Mark und Bein.

 
 

 
 
In September 2012 Touch will present a series of events in Manhattan and at Issue Project Room celebrating the publisher’s 30th anniversary. Since its first release in 1982, Touch has created sonic and visual productions that combine innovation with a level of care and attention that has made it the most enduring of any independent music company of its time. The label has presented a wide range of artists from New Order to Thomas Köner, and now has a strong focus on artists such as Fennesz, Chris Watson, Philip Jeck, Jana Winderen, Hildur Gudnadottir, Oren Ambarchi and Biosphere.

Jon Wozencraft, master of Touch’s cover art, will give a lecture this week at the Punkt Festival, Kristiansand. See program for details.

Excerpt of an interview:

Can you tell me a little about the process in choosing a photo to represent an album, or perhaps, vice versa?

[JW] It’s a tricky thing to explain and it’s maybe in your question about ‘vice versa.’ I see colors and landscapes in music I find touching. When an artist sends me a new work, I (sort of) treat it as a performance; sometimes they take a few moments, some it can take months.

I’d say that for each of our artists, I’ve sort of developed a sense of smell about what is the right image-field for their signature sound. In design terms, it’s the polar opposite of how Peter Saville can operate—he claims to need no reference to the music to find an effective counterpoint. I do admit to trying to extend and intensify this aspect of “parallelism”: it not being the music but the deeper sound behind the music, and how to visually support that in quite an understated but progressive way.

I am quite happy to accept a level of quietness. It takes time …

2012 2 Sep.

„A celebration of sine waves“

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Paddy McAloon’s solo album is great, a work out of loneliness and illness; he has nearly been blind forever. And you’re right, Ian: these sine waves …

Once upon a time journalist Richard Williams (great guy!) got a promo copy of a new work of John Lennon and Yoko Ono. Highly experimental stuff. One side of the two vinyl records was full of sine waves of a certain kind; Richard listened carefully and went enthusiastic in his review. Well, the sine waves were only there to fill up a side of otherwise total emptiness, they were not there to leave „musical impressions“. John Cage would have smiled!

 
 

 
 

Dies ist eine besondere Platte, die bei Schnellhörern reserviert aufgenommen werden wird. Die Aufnahmen fanden, wie bei dem exzellenten Vorgänger, in Cape Cod statt, und auch wenn sie durchaus mal „beschwingt“ aufspielen, bleibt die Atmosphäre von Grizzly Bear ungreifbar. So sehr in den Texten Spuren amerikanischer Landschaften auszumachen sind (stille verlassene Orte, keine trendy places), dreht sich in verrätselten Texten vieles um toternste, burleske Spiele von Nähe und Distanz, Fortgehen und Sehnsucht. „Time will do the talking“ heisst ein alter Song, hier könnte man sagen: „Singing does the talking“ – in abreissenden, verschachtelten, hymnischen Gesangslinien wird die Konsequenz erreicht, demgegenüber Sprache selbst nur Stottern, nur Schall und Brauch ist. Wer singt, kann schneller anfangen zu leben! Oder: es tun sich andere Wahrheiten auf, wenn man Sprache pulverisiert. Grizzly Bear machen genau das, in anmutigen, seltsamen Songs, mit „lyrics“, die sich fortlaufend um Sinn und Verstand bringen. Die Musik drumherum hat ein ganz eigenes Kapitel verdient.

Chris DeVille writes: Even as Grizzly Bear has evolved from midnight whispers to gorgeous sonic panorama to exquisitely crafted chamber pop, the band has always been about finesse more than power. When performing at an art museum once, rather than admonish the crowd to “make some noise,” the members praised their audience for being so quietly attentive—the better to appreciate every last meticulous detail. Delicate beauty and refined presentation still rule on the Brooklyn mainstay’s fourth album, Shields, but the balance is subtly shifting. On 2009’s Veckatimest, and especially on signature single “Two Weeks,” the band made an important transition: from sketches to songs, from impressionism to realism, from ghosts to creatures. On Shields, the creatures are back, this time with teeth. Lyrically, Shields finds both songwriters fixated on matters of inclusion/exclusion and coming together/pulling apart, matching the music’s cataclysmic turns with tales of human beings colliding and ricocheting. The rhythm section of Chris Taylor and Chris Bear, a finely tuned partnership in its own right, does its part to stitch the dual songwriters into a singular vision. On an album that touches repeatedly on the barriers people build between each other, the members of Grizzly Bear have forged further ahead into sweet synchronicity. 

2012 1 Sep.

John Cage zum Hundertsten

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Der Klavierdeckel wird geöffnet, ein Pianist sitzt vor dem Instrument – still, unbeweglich, auf die Tasten schauend. Er schließt den Deckel. Ende. Nach vier Minuten und 33 Sekunden. Die Aufführungsdauer des Stücks ist sein Titel – „4’33““ und stammt von John Cage. Es wurde Ausgangspunkt einer musikalischen Revolution. In diesem Jahr feiert der Künstler, der am 5. September 1912 in Los Angeles geboren wurde und am 12. August 1992 in New York verstarb, seinen 100. Geburtstag. 3sat stellte die Schlüsselfigur der Happening– und der Fluxusbewegung mit seinem Leben und Werk am Samstag, 1. September, 20.15 Uhr, in der Dokumentation „John Cage – Alles ist möglich“ von Thomas von Steinaecker vor. Außerdem geht das 3sat-Magazin „Kulturzeit“ am Montag, 3. September, 19.20 Uhr, in zwei Beiträgen und einem Gespräch mit dem Komponisten Heiner Goebbels auf Cage und die Fluxusbewegung ein. Durch seine Ideen und Lehren beeinflusste der Künstler wesentlich die sich formierende Fluxusbewegung, zu deren Aktionen auch die Klavierzertrümmerung im Museum von Wiesbaden vor 50 Jahren zählte. „Kulturzeit“ besucht den Museumsraum, in dem damals alles geschah, und in dem zum Gedenken an Cage nun wieder eines zertrümmert wird. Außerdem hält das Kulturmagazin auch ein Ohr an das von John Cage für über 600 Jahre konzipierte Orgelprojekt in der Kirche von Halberstadt.„An einer Straßenecke in Sevilla bemerkte ich die Vielfalt simultaner visueller und hörbarer Ereignisse, die im eigenen Erleben alle zusammenliefen und Lust und Freude hervorriefen“, erzählt Cage in der Dokumentation „John Cage – Alles ist möglich“. John Cage gilt als einer der wichtigsten Komponisten des 20. Jahrhunderts und als Auslöser eines radikalen Umdenkens in der Musik. Seine rund 250 Kompositionen und seine theoretischen Schriften haben Sprengkraft, denn sie stellen das bis dato verbreitete Arbeiten mit Klangstrukturen völlig auf den Kopf. (presseportal.de)

 


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