Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

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Archives: September 2012

2012 29 Sep

Remembering „For Calvin“

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„The Grand Wazoo“ has always been one of my favourite Frank Zappa albums. Finally, his classic works are now all available on cd, impressively remastered based on old analogue sources. I immediately ordered the album I haven‘ t heared for a long time: everybody has stories about losing some of one’s best music while changing places and cities. It happens. Listening to „The Grand Wazoo“ again, has been overwhelming. I didn’t think of the girl I had been sleeping with or dreaming of („Pictures of Lily“), I didn’t think of  the wild days, the salad days while being immersed again into this orchestral masterpiece. I was just listening. „For Calvin“, for example. „Pure Zappa’s extravaganza. In the melody, harmony and orchestration. It starts weird and ends even weirder. If you are not accustomed to strange harmonies and melodies this one can shock you a little bit. Anyway Zappa’s awkward but splendid sense of melody and atmospheres is very clear here. The tune swings slow like a broken toy, or a broken watch … at a certain point there are dissociations going on, you may think you don’t know were you are, then a siren shouts! These moments of entropy, of chaos are sublime, I swear, sublime. The drums is still alive behind, giving the pulse, confirming that the tune is not dead yet. Slowly we go on, following the trombone and the trumpet which are saying strange things, then the tune accelerates, you are completly disorientated …. than a very special orchestrated bridge part arrives. I mean this is Zappa at his very weird best. Another crescendo! The tune comes to the end.“  You have never heared this? You are interested in musical adventures? So, c’mon!

2012 29 Sep

ECM 1951 CD

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“I am partial to silence, breaks, decay, full stops in music. I could have delineated separate sections in some compositions at a break, but I like the idea of freezing silence or gaps into the fabric of the music. It was tempting to have the entire album appear as one track, one unbroken piece.” (Steve Tibbetts)

„A mesmerizing work“ (M.E.)

2012 28 Sep

Wenn man Gregors Artikel liest, wie ich jetzt,

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und gar kein Bach-Hörer ist (Bachs Musik hat mich nur einmal ergriffen, da kam sie aus einem quäkigen Autoradio, im Morgengrauen nach einem Grog, und der zugegeben schöne Spuk war nach ein paar Minuten vorbei), und dann die feine Parallele zu Messiaen auf sich wirken lässt (dessen Bedeutung für die abendländische Musikgeschichte zweifelsohne immens ist, obwohl mich speziell seine Vögel-Musik (Soloklavierstücke, inspiriert von den Gesängen unserer gefiederten Freunde) gänzlich ungerührt lässt, dann denke ich an andere Synästhesien, die mich weitaus mehr berauschen könnten, Brian Enos „Lux“ etwa (das ja nicht zuletzt von einem lichtdurchfluteten und farbenfrohen Musterbeispiel alter italienischer Architektur beflügelt sein soll), oder ich denke an eine rein musikalische Droge, die, einmal eingeworfen, allerlei Halluzinationen auf den Weg bringen dürfte, nämlich Neil Youngs neues Album „Psychedelic Pill“, aufgenommen mit den unverwüstlichern Archaikern von Crazy Horse. Farben über Farben, nicht ganz zufällig stellt Neil seiner gewiss lesenswerten Autobiographie „Ein Hippie-Traum“ (die bekloppteste umd anbiedernste „Übersetzung“ des Originaltitels „Waging Heavy Peace“) den leicht kryptischen Satz voran: „Als ich jung war, habe ich hiervon nie geträumt. Ich träumte von Farben und vom Fallen, und von anderem.“ Aber natürlich sind die Stories, die Gregor und Andras erzählen, vom Zusammenspiel von „sound & vision“, anheimelnd und anregend. Ich stelle mir vor, wie Gregory in seinem leichten Sommermantel durch Amsterdam schlendert, und dann, unter Vorlage eines gefälschten Personalausweises (sein Haschisch-Dealer ist nach Miami umgezogen) feinstes Marihuana im Coffeeshop seines Vertrauen einkauft, in seinem 5-Sterne-Hotel nahe des Vondel-Parks anschliessend dem lieben Gott die Nacht klaut, und die neue Bach-Einspielung unserem Klassik-Freak einen zweiten Weg ums Gehirn herum fabriziert.

 

Wenn der Postmann einmal klingelt

 
War es früher der Gang zum Schallplattenladen und die hoffnungsvolle Frage nach der Ankunft bestellter Ware, so ist es heute der Postmann, der das lang erwartete Päckchen bringt und die verheißungsvollen Stunden einläutet, wenn die neue CD ausgepackt und in den Player eingelegt wird. In dem jüngst eingetroffenen Päckchen fand sich zweierlei, einmal das gerade von Michael vorgestellte Buch Empty Mind mit Texten von John Cage, und …, ja, eine ganzes Kistchen voller erlesener Musik. Der CD-Player glüht inzwischen, gebannt, begeistert höre ich eine CD nach der anderen, es sind vier an der Zahl. Von dem Musiker, der mich einmal mehr fasziniert, war an dieser Stelle bereits ausführlich die Rede (siehe “Gregor öffnet seinen Plattenschrank“ Vol.9), sein Name: Andràs Schiff.

Für ECM New Series spielte er im August 2011 die 48 Präludien und Fugen in Bachs “Das Wohltemperierte Clavier“ in Lugano neu ein. Es heißt, für die Aufnahme sei Schiffs Steinwayflügel eigens an den Aufführungsort Auditorio Radiiotelevisione Svizzera in Lugano gebracht worden. Wer bei solcherlei Aufwand verständnislos das Haupt schüttelt, mag sich Pianomania − Die Suche nach dem perfekten Klang ansehen, ein deutsch-österreichischer Dokumentarfilm aus dem Jahr 2009. Aus der Sicht eines Klavierstimmers und Technikers bei Steinway&Sons wird hier über die Arbeit mit großen Pianisten und ihrer Vorstellung von bestimmten Klängen erzählt.
 
 
 

 
 
 
Jedenfalls ist das Ergebnis dieser Aufnahme umwerfend. Für mich ist diese zwischen 1722 und 1742 entstandene Musik beruhigend, der Alltag mit all seiner Hektik wird quasi ausgebremst und gleichzeitig, ja, ich kann es nicht anders sagen, ist diese Musik unglaublich tröstlich. – Übrigens sind den Cds zwei sehr informative Aufsätze beigefügt: einmal Peter Gülke über “Bachs geometrische Anordnung“ und András Schiff “Senza pedale ma con tanti colori“. Im letzteren Aufsatz geht es dem Pianisten um die Frage, welches für das Wohltemperierte Clavier denn wohl das richtige Instrument sei und, ob man das Pedal benutzen dürfe oder nicht.

Am Ende seiner Ausführungen geht Schiff dann noch auf die Farben der Musik Bachs ein, er schreibt: „Für mich ist die Musik Bachs nicht nur schwarz und weiss, sie strahlt in allen Farben. In meiner Vorstellung korrespondiert jede Tonart mit einer anderen Farbe … Stellen wir es uns vor. Am Anfang steht die schneeweiße Unschuld in C-Dur (nur weiße Tasten). Am Schluss h-Moll, die Todestonart. Vergleichen wir die h-Moll-Fuge des ersten Bandes mit dem Kyrie der h-Moll-Messe. Das ist kohlschwarze Musik. Zwischen diesen Polen befinden sich Zwischenfarben. Zuerst gelb. Orange, Ocker (c-Moll bis d-Moll), dann Blau (Es-Dur bis e-Moll), Grün (F-Dur bis g-Moll), Rosa und Rot (As-Dur bis a-Moll), die zwei Braun (B-Dur und b-Moll) und Grau (H-Dur).“
 
 
 

 

Das erinnert doch sehr an Olivier Messiaen, der sich selbst als Synästhetiker bezeichnete. Er sah bei Klängen Farben und hörte bei Farben Klänge.
 

Name: John Darnielle. Stimme: schlank. Kann scharfe Schnitte setzen. Auch umschmeicheln. Lyrik: tiefenwirksam. Versteht sich auf Andeutungen. Auf Genauigkeit. Auf brutale Direktheit. Klangbio: früher Lo-Fi, billige Kassettenrecorder, später Kammermusik, exzellenter Sound. Schlüsselwerke: „The Coroner´s Gambit“, „The Sunset Tree“. Thema des neuen Albums: „Man schaue sich einen 70er-Jahre-Gruselfilm an, in dem einigen Leuten die Zukunft geweissagt wird. Danach versuchen die Leute, sich hoffnungsvoll zu geben, obwohl sie nichts anderes als Schrecken verspüren. Darum geht es in diesem Album“ (O-Ton Darnielle). Bezeichnende Textstelle: „If you really want to conjure up a ghost / Cultivate a space for things that hurt you most.“ Credo: Musik darf niemals harmlos sein. Einsatz der Streichinstrumente: homoöpathisch, mit orientalischen Melismen (The Age of Kings). Glück: flüchtig, sesshaft in uralten Geschichten. Cineastische Ebene: hinreissende Songs über Liza Minelli und Charles Bronson. Kurioser Moment: ein Barbershop-Song mit explodierender Super Nova. Gebrauchsanweisung fürs Hören: holen Sie sich die „lyrics“ aus dem Netz, lesen Sie die Texte in aller Ruhe, dann machen Sie das Licht aus. Good night, and good luck!

2012 28 Sep

Jahresendfantasie für die Klanghorizonte

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Die letzte Ausgabe des Jahres enthält stets meine Auswahl der besten Musikwerke. Ich kenne zwar Enos Album noch nicht, aber ich ahne, es könnte sich noch hinzu gesellen. Ja, es muss gar nicht gross überlegt werden, die Frage ist nur, welche und ob einige dieser Fünf-Sterne-Platten aus Zeitgründen aussen vor zu lassen sind, dann aber gewiss wenigstens beim Namen genannt werden. Und hier sind sie, die gefühlten resp. erkannten „Gipfelstürmer“ meines Musikjahres Zwanzig Zwölf:

1) THOMAS KÖNER 2) EIVIND AARSET 3) JAN BANG & ERIK HONORE 4) SWANS 5) BRIAN ENO 6) SIDSEL ENDRESEN & STIAN WESTERHUS 7) ASTRID 8) JOHN SURMAN 9) DAN MICHAELSON 10) BURNT FRIEDMAN 11) FIONA APPLE 12) HEINER GOEBBELS

 

„Always the most avant-garde member of the Velvet Underground, John Cale’s first new album since 2005 features pianos being hit by fists, screaming synthesisers and violas, insistent beats and Chic-style funk guitar motifs. There are nods to David Byrne and Wire’s late-80s blend of instruments and technology, but much of it sounds like pop music made by or for Daleks. For all the sonic wizardry, the album’s strongest suits are often the most traditional. The Welshman’s rich baritone has rarely sounded as commanding, and his songwriting is sharp. Indeed, Scotland Yard – an intriguing discourse on Leveson and last year’s riots („Who’s been breaking windows? Generally misunderstood. You knew it could happen“) – is his catchiest pop song in years. Elsewhere, he collaborates with Danger Mouse on I Wanna Talk 2 U, has a back-of-the-bike-sheds reminisce on Nookie Wood, and gets dreamily sentimental on Mary, the domesticity ode Living With You and the beautiful, Eno-like Sandman. The Auto-Tune on December Rains doesn’t become him, but it’s an album that combines the 70-year-old’s experience with the glee of a small child.“

 
 
 

 
 

Karl Bruckmaier setzt eine Gegenmeinung ab (unabhängig von der Qualität der Musik rückt da ein gewisser Zynismus ins Blickfeld, womit sich KB einen kostenlosen Ratschlag verdient hat, aus der Reihe: austeilen und einstecken) …

John Cale
„Shifty Adventures in Nookie Wood“
(Domino)
bitte Rente: jetzt **

Persönlicher Ratschlag:
Karl Bruckmaier
(München)
Bitte Rente: sofort, besser noch: gestern (M.E.)

2012 26 Sep

London, 1993, allein im Pearl Hotel

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Kurz vor Mitternacht, die gesammelte Hitze des Tages kroch immer noch als Spätabendschwüle durch das gekippte Hotelfenster hinein, bekam ich eine Durstattacke, und suchte wie ein Wahnsinniger nach einem Soft Drink, fand ihn in der Kühlbox eines benachbarten Hotels. Am nächsten Tag sollte ich Brian Eno treffen, zu einem exklusiven Interview zu seiner CD „Neroli“. Im Untertitel nannte er sie „Thinking Music“, Teil soundsoviel. Als er Jahre zuvor an „The Shutov Assembly“ arbeitete, entstand ein Titel, der ganz explizit „Thinking Music“ hiess: Brian hatte mir die Kassette geschickt für eine Radiosendung mit unveröffentlichten Aufnahmen, und so lief einmal in den „Klanghorizonten“ dieser Titel, der nun als Referenz dient, für die neue Arbeit, „LUX“: in dem Stück, da vertraue ich jetzt ganz meiner Erinnerung, hörte man ab und zu jemanden, gedankenvoll, pfeifen. Es war kein Pfeifen der forschen Art, wie wir es von Liedern von Andrew Bird kennen, es war ein stilles Pfeifen, wie von einem Menschen, der von der Musik träumt, die gerade, um das Pfeifen herum, zu hören war. Wahrscheinlich träumte er gar von Klängen, die er nur teilweise fantasieren konnte, die noch ganz woandershin führten, und der Mensch, der vermutlich in einem Sessel sass, stand auf, verliess den Raum durch das Fenster und verschwand in einer subtropischen Sommernacht.

 
 
Brian Eno - Lux
 
 
The Play of Light
 
LUX is Brian Eno’s first solo album on Warp Records and his first solo album since 2005’s Another Day On Earth. It finds him expanding upon the types of themes and sonic textures that were present on such classic albums as Music For Films, Music For Airports and Apollo: Atmospheres and Soundtracks. Eno sees it as a continuation of his ‚Music for Thinking‘ project that includes Discreet Music (1975) and Neroli (1993).

LUX is one of Eno’s most ambitious works to date; it is a 75-minute composition in twelve sections that evolved from a work currently housed in the Great Gallery of the Palace of Venaria in Turin, Italy. The album is Eno’s third for Warp, following Small Craft on a Milk Sea (with Jon Hopkins and Leo Abrahams) and Drums Between The Bells (with Rick Holland).

Formats 
* Vinyl (Double 180g DMM-cut LP in gatefold sleeve with 4 x 300x300mm prints and download redemption code card) 
* CD (in gatefold sleeve with 4 x 120x120mm prints) 
* Download

2012 26 Sep

Die Steely Dan Renaissance

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Den einen gilt sie als belanglos, anderen als vertraut und genial – oder aber als ein alter, abgelegter Hut: Musik von Steely Dan. Unsereinen jedenfalls trieben einst Songs wie „Peg“, „The Fez“ oder „Green Earrings“ in Ekstase und auf die Tanzfläche, im Maschinenhaus etwa, einer Bremer Disko in den Siebzigern. Unvergesslicher Moment auch: unterwegs mit Freunden, frischem Führerschein, Richtung Cote d´Azur. Durch Monaco dann – und im Rekorder läuft The Royal Scam. Meinte Kant so etwas mit Erhabenheit?

Becker und Fagen gerieten alsbald in Vergessenheit und andere Horizonte taten sich auf – Jazz, David Sylvian, südamerikanische Musik. Nach langem Schweigen erschien dann Two Against Nature – mit einer Renaissance von Songs, wie man sie unmerklich vermisst hatte: cool, witzig, funky, selbstironisch und sophisticated. Da waren Zwei zwar gegen die Natur, gehörten aber lange noch nicht zum alten Eisen.

Ein Song auf diesem Album heisst „Shame About Me“. Geschildert wird eine Situation, die auch bei einem Abituriententreffen stattfinden könnte. Ein wohl gescheiterter Schriftsteller („I´m writing on that novel, but i´m just about to quit“) trifft beim Herumflanieren auf eine Jugendfreundin, die längst zum Hollywoodstar avancierte. Nach ausgiebiger Plauderei ist sie es, die auf die Idee kommt, man könne doch mal eben ins Hotel gehen und die alten Zeiten wieder aufleben lassen.

Sie sähe zwar hinreissend aus, er aber fühle sich dem heute nicht mehr gewachsen, so seine Antwort: „Babe you look delicious and you’re standing very close – but like this is Lower Broadway and you’re talking to a ghost.“ Zeilen dieser Art und Güte sind es, die – neben delikatem Gesang, delikaten Gastmusikern (John Herington on guitar oder Chris Potter am Saxofon), ausgetüftelten, jazzigen Arrangements und glasklar abgemischten Sounds – solcher Musik etwas ewig Aktuelles verleihen.

Es sei am Rande erwähnt und ist doch von Bedeutung: ein gewisser Joey Sample, seines Zeichens Gitarrist, konnte nie gut E-Gitarre spielen – mit John Herington etwa nicht im Geringsten mithalten, weil: schlichtweg zu langsam (shame, shame, shame). Als er aber Walter Becker in diesem Song spielen hörte, beeindruckte ihn der verzögerte, funkige Anschlag und er hatte er ein Erweckungserlebnis: So spielen – das ist machbar!


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