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Archives: Odo Marquard

2020 26 Mrz

Marquard in the Morning

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Odo Marquard hatte Humor. Viele andere Philosophen und Geisteswissenschaftler jeglicher Couleur verwiesen auf ihn, ähnlich wie sie es ja auch mit Martin Heidegger handhabten oder mit Theodor Adorno. Also begann unsereins seine Bücher zu sammeln in jener Zeit, als sich die Geschichte der Philosophie auf wundersame Weise als ein gangbarer Weg und bereicherndes Weg eröffnete, im Sinne legitimer Fluchten aus banalem Alltagsleben und ebenso festgefahrener Identität. Der Schreibstil war markant, geradezu urig, und er vertrat eine „endlichkeits-philosophische Skepsis“ – und zwar „ohne missionarischen Eifer“. Just heute Morgen: die Sonnenstrahlen fielen durch die Jalousie in einen Raum des besinnlichen Rückzuges (be sure to keep a distance) und ein gelbes Buchcover aus dem Hause Reclam lachte einen an. Auf einer zufällig aufgeschlagenen Seite überschrieben mit der Frage „Wie politisch muss ein Schriftsteller sein?“ war zu lesen:

 

„Menschen – schrieb Aristoteles- – sind politische Lebewesen. Schriftsteller sind Menschen. Also sind Schriftsteller politische Lebewesen. Sie können und müssen darum politisch sein wie alle Menschen und zwar – meine ich – nicht weniger, aber auch nicht mehr als alle Menschen.“

(OM, Skepsis in der Moderne)

2012 10 Sep

Mark Twain und Marquard

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Beim Lesen von Mark Twains „Bummel durch Europa“ (A Tramp Abroad) mit seinem warmherzig-ironischen Blick auf alles, was so herumkreucht und fleucht – von Heidelberger Studentenschaften bis hin zur Beobachtung eines hyperaktiven Ameisenstammes, der dem neuzeitlichen ADHS-Syndrom zur Ehre gereichte – fühlt man sich an den Philosophen Odo Marquard erinnert, der in seiner Philosophie eine ebenso warmherzige und pointierte Skepsis aufgrund der schlichten Tatsache menschlicher Begrenztheit proklamiert und praktiziert. Denn das Chaos, das in den Gestaltungsdrang der menschlichen Kreatur (a demand for permanence and perfection) immer wieder einbricht, fordert stets sein eigenes Recht zurück. Jeder Hausbau ist auch ein zerstörter Steinhaufen, der als solcher wiederkehrt.

Besonders einleuchtend ist die Wertschätzung gegenüber dem Erzählerischen, das die Geisteswissenschaften legitimiert. Sie nämlich geben der Sachlichkeit einer modernisierten und säkularisierten Welt einen Kontrapunkt. Marquard: „Denn die Menschen, das sind ihre Geschichten. Geschichten aber muss man erzählen. Das tun die Geisteswissenschaften. Sie kompensieren Modernisierungsschäden, indem sie erzählen. Und je mehr versachlicht wird, desto mehr – kompensatorisch – muß erzählt werden. Sonst sterben die Menschen an narrativer Atrophie.“ (aus: Zukunft braucht Herkunft)


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