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Archives: LSD

Thela hun ginjeet thela hun ginjeet
Thela hun ginjeet thela hun ginjeet
Thela hun ginjeet thela hun ginjeet

(King Crimson)

 

Pfingstsonntag von Aachen nach Partenkirchen, ein Solo mit dem in die Jahre gekommenen Tojoten. Gute acht, neun Stunden gebrettert. Das GPS führte mich durch eine bedrohliche Regenkulisse in Tirol. Angekommen im Hotel Alpina für eine Nacht. Warum fahre ich am nächsten Morgen nach Grainau zur neuen Seilbahn, die einen in knapp zehn Minuten von 800 Höhenmeter nahe ans Gipfelkreuz transportiert, in knapp 2800 Metern? Eine elende Warterei zuvor, Kaiserwetter und Pfingstmontag.

 

Als ich letzte Stufen hochging, spürte ich die dünne, zittrige Luft. Ich setzte mich, noch groggy vom Vortag und der halben Mütze Schlaf auf eine Bank. Wollte Charlotte nicht schon oben sein, mit schicken weissen Kopfhörern und der neuen Jon Hassell-CD? In meiner Reisetasche das neue Buch von Michael Pollan, Obertitel: „How to  Change Your Mind“ – wahrlich keines dieser grossmäuligen Ratgeber. Ich schweife ab.

 

Es gab Wochen zuvor einen Vorfall im linken Innenohr, und dann eine Woche vor dem Trip, noch einen. Die Akutmassnahmen griffen, aber hartnäckig blieb die Eustachische Röhre verschlossen, egal, welche Tricks zum Einsatz kamen. Bitter für das Musikhören, ganz bitter. Ich kannte das Problem mit der streikenden Röhre schon von früher, und entwickelte einst, mit jeder Menge ärztlicher Skepsis im Vorfeld, meine Idee einer Druckkammertherapie. Tatsächlich lief es dann so ab: nach zwanzig Minuten Flug Richtung Arrecife baut sich ein sehr schmerzhafter Druck im Ohr auf, der bis zu einer halben Stunde andauern kann. Dann, wie ein Tresor, knackt langsam, Zahnrad für Zahnrad, die verriegelte Röhre auf, und das gute Hören kehrt zurück.

 

Bei den acht Flugexperimenten dieser Art (leider nicht auf Krankenschein) stellte sich ein anhaltender Effekt ein. Wie eine Kur. Nun waren in den Pfingstferien meine bevorzugten Orte sehr teuer und ausgebucht. Dann, verriet mir ein aufgeschlossener HNO-Arzt, tut es auch die Zugspitze.

 

 

 

Ich sass auf der Bank. Nach einer Viertelstunde etwa baute sich ein ziemlich schmerzhafter Druck im linken Ohr auf, nicht so schlimm wie bei Flügen, aber nah dran. Ich hiess den Schmerz willkommen. Arbeitete mit Affirmationen, stellte mich aufrecht hin wie ein Musterschüler von Turnvater Jahn, streckte meine Arme zweimal nach vorne, zweimal zur Seite, zweimal nach oben (und als ich dazu ein paar alte Goethe-Verse aus dem West-Östlichen Divan mit Stimmwucht rezitierte, spürte ich den Blick einiger Touris auf mir, die mich für nicht ganz dicht hielten, was bei mir allerdings keine erröteten Wangen, sondern innere Heiterkeit produziert) – „Allen Gewalten zum Trutz sich erhalten / Nimmer sich beugen, kräftig sich zeigen / Rufet die Arme der Götter herbei!“.

 

Ich setzte mich wieder, die Wolken zogen sich zu, das wundervolle Knacken der Röhre setzte ein, es dauerte eine Weile, und die Ohren waren bestens aufgestellt. Ich verweilte zwei Stunden im Höhentraining, und sicherte den Effekt am nächsten Tag mit einer weiteren Seilbahnfahrt ab. Haferlkaffee in der höchsten Berghütte des Landes, mit Bergdohlen. Und dann gingen die Abenteuer weiter. Am Tag nach der Heimkehr legte ich eines meiner Lieblingsalben von King Crimson auf, „Discipline“, den 5:1-Mix von Herrn Wilson. Berauschend.


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