Ich bin nun wirklich kein Spezialist für brasilianische Musik, und die Begeisterung, mit der einige Freunde und alte Bekannte (Theo, Manafonista Jochen u.v.a.) über Jahre hinweg und unentwegt, mit glänzenden Augen, Bossa Nova, Samba und den Zauberzucker der brasilianischen Sprache anhimmelten, ließ mich zwar nicht gänzlich kalt, doch nur selten konnte ich mich für diese Musik erwärmen: zwischendurch fand ich Songs, deren Melodien mich gefangen nahmen, zuweilen auf Kompilationen, welche den Aufruhr von Tropicalia dokumentierten (eine Ära, in der sich unter einer Diktatur ein „Untergrund“ formiert, ist per se interessant!), aber selten war eine Stimme so wirkungsvoll, dass ich gross auf Plattensuche ging.
Sobald die Stimmen zu geölt waren, schien mir alles Revolutionäre in selbst angefertigten Süssstoffen zu ertrinken. Der Stimme von Caetano Veloso konnte ich allerdings nicht widerstehen, doch seine schönsten Alben (neben „Tierra“) sind für mich die, bei denen Arto Lindsay (bekennender Bossa-Fan und No-Wave-Wilder der ersten Stunde) die Lieder mit dezenten Subversionen vor einem historisch abgesicherten Dornröschenschlaf bewahrte, so zumindest empfand ich es. (Tom Ze lernte ich erst später kennen, durch David Byrne, und Ze war wohl von Anfang an ein Klangradikaler, eine ungeheure Wucht!) Doch selbst Lindsay mutiert zum kleinen Jungen, wenn er von seinen Initiationen erzählt, zu denen gewiss die ersten Platten von Joao Gilberto zählen, Klassiker allemal – aber was ficht mich ein Klassiker, wenn mir die Musik nicht unter die Haut kriecht?!
Nun bekam ich per Post das erste Album von Edu Lobo zugeschickt, ein Name, den ich kannte, aber keine Stimme, mit der ich bislang etwas verband. „A Musica De Edu Lobo Par Edu Lobo“ erschien 1965, und wurde soeben bei Soul Jazz Records (als LP und CD) neu herausgebracht. Die Magie dieser alten Musik wirkte von Anfang an, die Stimme berührte mich unmittelbar, und ich habe keine Ahnung warum. Doch – Ahnungen habe ich, aber die brauche ich hier nicht auszubreiten. Ich bin ja nun wirklich kein Spezialist für brasilianische Musik.