Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

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Wer Michael Manns Film mit Robert DeNiro und Al Pacino mochte, in dem auch Brian Eno und viel ECM-Musik zu hören war, der kann jetzt „Heat 2“ lesen. Und es ist der gleiche atemlose Adrenalinrausch. Spannend, heftig, dreidimensional! Michael Mann und Meg Gardiner sind ein exzellentes Gespann. Da ist sehr viel Hype um dieses Buch herum, aber das wird niemanden interessieren, der einmal (und das geht rasend schnell) in den Sog und „Sound“ dieses Kriminalromans geraten ist. Was  mir fehlt, ist eine beiliegende Cd zum Buch, mit Musik von Eno, Rypdal, Pan Sonic, Pärt und Cash.

 

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In the late sixties, my uncle was a restless kid in our hometown of Halden. Just like many young men, he dropped out of school and went to sea. Uncle was particularly good at peeling potatoes, and very soon he got hired on the fruit freighter M / S Kingfisher. He worked aboard the freighter for several years, and he rose through the ranks at a steady pace. The work took him increasingly further south. Among many other missions, the boat carried bananas from Kingston to the ports of Baltimore and Brooklyn. Sometime in the seventies, when my uncle was no longer a young and pale novice mariner, but an experienced and tanned sailor with an unfathomable gaze, he decided to return to the motherland.
He came back to Halden with two large ships chests, in which he had stuffed his two special interests. One was packed with exotic women’s shoes. With this booty, my uncle opened the store Hi Heels!; a business focused solely on selling these items of footwear. The other chest was full of LPs. When my interest in music awoke a few years later, it was partly because my uncle, on several occasions, had rested his enigmatic gaze on me, and then led me to the ships chest to behold the treasures within. For a long time, merely looking was sufficient. The record sleeves, with their flashy colours, beautiful women with far-out hairdos, and magic mushrooms, was unlike anything I had laid my eyes on.
I inherited all these records when I turned sixteen. There were first pressings by American artists and bands such as Rick Derringer, Allmann Brothers and Jerry Lee Lewis, alongside LPs by the inimitable Frenchman, Serge Gainsbourg. The collection also had several Jamaican records including Lee Perry & The Upsetters, Augustus Pablo, Max Romeo, The Aggrovators and King Tubby. These albums have inspired this new album, The Studio Intim Sessions, Vol.1.
Whenever I make music, I always strive to make something that is me; pure self-expression, my own favourite music, or even better, something I’ve never heard before. I wanted to make a record without too much thinking involved; less head, more heart. This time, I think I succeeded. What my first four albums have in common is that they come from somewhere above the waist.
This record, on the other hand, comes from a place below the waist. I never set out to make a reggae album, and perhaps it’s not. Rather an ambient raga-country reggae-beat record! As always, I’m playing the American pedal steel and the Indian Shankar guitar. On this album, I’m also handling most of the keyboard and bass playing.
The name Studio Intim refers to the fact that, in our humble beginnings, we shared a building with a rather dubious massage parlour. Ever since ’97, we have been making records under this moniker. Thanks to my lack of technical talent, and the recording rooms’ limited acoustics, Studio Intim has its own, distinctive sound.
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(Geir Sundstol‘s cd / lp „The Studio Intim Sessions Vol. 1)  is out on Hubro on September 30. It is a fantastic (and, well, „groovy“) album, with a quite enigmatic cover. I first expected ancient northern songs performed by an old choir and surrounded by Geir’s broad collection of instruments. I was wrong. Rare enough, this is an album with humour, thrills, and depth, and surely one of my favourite twenty albums of 2022. – m.e

 

The Perfect Armchair Traveler (for Geir Sundstol)


i had to stop all my plans of crossing real oceans
when king crimson’s b‘boom (1995) (the surround trip)

hit my ears (in a night with black satin)
(psychoacoustic bondage) – flying to places unseen,
freshly remembered,

just sitting on my sofa
(like in that kinks song about stealing a day, 1965, mono),
but, hurraye,
in whirlwind carousel mode –

green passport, blue sun, white heat
(the sand), all framed by
mellow yellow (i love donovan)

(the psychedelic overkill of
this poem, and the cool counterpoint now:)

postcard nostalgia, old seasides, ah, yes,
the dorset coast, northern lanzarote, finally

with a blink of the eye, south of kattegat
(who would believe that) – joining
geir sundstol‘s dream team (2022) –

homegrown horizon stuff
for the perfect armchair traveller.

 

 

Wenn es zu Daniel Lanois’ Selbstverständnis zählt, stets mit einem Fuss in der Vergangenheit, und dem anderen in der Zukunft zu stehen, bekommt hier die gute alte Zeit eindeutig Vorrang, auf den ersten Ton zumindest. Rasch aber spürt der, der sich mit offenen Ohren in die Musik fallen lässt, dass hier kein regressives Schwelgen am Werk ist, und auch nicht in die klassische Falle getappt wird, den nächsten unausweichlichen „sweet stuff“ in der Nachfolge von Erik Saties goldenen Oldies zu verzapfen. Diese Platte ist eine kleine Sensation. Ein Wunder sowieso, wie er sein Zweit- oder Drittinstrument hernimmt, und ihm demassen verführerische Figuren entlockt, jenseits von Kitsch und Erhabenheit. Hier und da mit den richtigen falschen Tönen, dass nur das normierte Denken zuckt, und jeder andere aus dem Staunen keinen Weg herausfinden möchte. Was der gebürtige Kanadier hier veranstaltet, ist schichtweg ein Traum. Eines der hinreissendsten Klavieralben  der letzten fünfzig Jahre (aus dem Reich der Nicht-Virtuosen): was für Auren, was für Farben, was für Treatments, was für Nachhallkurven und Drumherumgeschimmer, was für eine verdammt intime Veranstaltung erster Güte. Zutiefst humane Musik. Danny Boy hat neben berühmten Produktionen (Dylan, Neville Brothers, Gabriel, u2), neben eigenen rar gesäten, betörenden Songalben, auch  eine stattliche Anzahl rein instrumentaler Musik veröffentlicht „Player, Piano“ gehört neben „Belladonna“ (2005) und „Goodbye To Language“ (2016) zu den drei instant classics  seiner Ambient-Discographie. Und, natürlich, nicht zu vergessen, der heilige Gral, „Apollo“, das Trio mit den zwei Brians, das nach mehr als drei Jahrzehnten eine qualitativ ebenbürtige Fortsetzung erfuhr.

 

v i d e o

 

Schöne Koinzidenz – alle Drei kommen 2022 mit bockstarken Werken daher. Aber zurück zu „Player, Piano“. In jedem Instrumentalstück ein anderer Zugang zum Klavier, ein anderes Ambiente, ein anderer Sound, und doch ein Zyklus aus einem Guss. Unfassbar gut. Old-fashioned (in an adventurous way) and visionary at the same time.

2022 25 Sep.

Der Abschied von einer Legende

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Pharoah Sanders machte Musik, die mein Leben begleitet und bereichert. Jeder hat da eine andere Auswahl. Bestimmte Alben verströmen für mich stets eine stille, und wenn sie gespielt werden, exstatische Präsenz. 2021 holte er zu letzten grossen Streich aus, an der Seite von Floating Points entstand ein „instant classic“. Meine Geschichte mit dem afroamerikanischen Saxofonmeister begann auf den Platten des späten Coltrane, allen voran Expression, Live At The Village Vanguard Again, und Concert in Japan (3 Mono-Schallplatten, unvergesslich). Was seine Arbeiten unter eigenem Namen betrifft, kehre ich am liebsten zurück zu Tauhid (1966), Karma (1969), Jewels Of Thought (1969), Dead Dumb Blind (1970), Thembi (1971) (ein Favorit von Shabaka Hutchings), und Live At The East (1971) – auf letzteres Werk macht mich der Pianist der Necks aufmerksam. Und gerne zu jeder seiner Zusammenarbeiten mit Alice Coltrane. Stellvertretend für die vielen ungenannt bleibenden Klassewerke nenne ich Khepera von Randy Weston, ganz stark, was Pharoah da spielt. Live habe ich ihn nie erlebt, seine Musik war mir immer nah. Und, for beginners, „Thembi“ ist ein guter Einstieg in seine Welt.

 

Wenn ich mit Ingo oder anderen aus der grossen Runde das Spiel unserer 12 Lieblingsfilme des 21. Jahrhunderts spielen würde – es wäre spannend, die Differenzen der Wahrnehmung zu erkennen. Obwohl „First Man“, „Parallel Mothers“, „1917“, „Locke“, „Lovers Rock“, „In the Mood for Love“, „It Follows“ ihre Plätze bei mir sicher hätten, „The Duke of Burgundy“ wäre die unzweifelhafte Nummer 1.

 

 

Cat’s Eyes – „Duke of Burgundy – Opening Credits“ (Official Video)

 

 

Als ich Peter Stricklands Film vor Wochen zum ungefähr siebten Mal erlebte, stellte ich etwa sehr Seltsames fest: etliche Szenen kamen mir wie noch nie gesehen, wie neu, vor, und wie kann das sein, bei einem Film, in dem ich jede Sekunde hellwach oder in Trance bin, gefesselt, bei vollen Sinnen, im perfekten flow, hin und weg und voll da!?

Ich überlegte ein wenig, und fand diese Erklärung: der Film ist, was Story, Dialog, Musik, Kamera und das Zusammenspiel dieser Elemente angeht, so reich an „Wirkungstreffern“, „Tiefenwirksamkeiten“, dass er sich in der Erinnerung nicht zu einzelnen Schlüsselszenen, „impacts“, verdichten lässt. The spell is unbroken, and cannot be classified. Der Zauber dieses Films wirkt bei mir so allumfassend, dass es keine Hierarchie der erinnerten Bilder gibt – sie bilden allesamt ein ebenmässiges Plateau der Faszination. Und daher, angesichts der Vielgestaltigkeit jeder einzelnen Szene, ist es nicht verwunderlich, dass mir so manches wie noch nie gesehen erscheint. Wenn ein Kunstwerk unaufhörlich neue Seiten, Perspektiven und Momente preisgibt, dann gibt es kaum ein grösseres Lob, oder?

Alles Weitere dann, unter anderem ein gründliches Aufräumen mit den Konnotationen von SM, BDSM, Bondage, und wieso das alles oft genug, und hier sowieso, nichts mit „Lust am Quälen“ oder „Lust am Gequältwerden“, mit irgendwelchen Krankheitswerten, Ausschlägen auf der Neurotizismusskala oder manch landläufigen Assoziationen von „Sadismus“ und „Masochismus“ zu schaffen hat (wenn der „spirit“ stimmt), im dritten und letzten Teil der „Mysterienforschung“! (Den schreibe ich auf jeden Fall noch vor Weihnachten, vielleicht in Grassau, in dem schönen Hotel, das Uschi mir empfohlen hat, mit Blick auf den Chiemsee. I look up to the hills, and, oh, I surrender.)

 

Auch in der Nacht wird gespart. Keine persönlich moderierten Klangreisen mehr ab 2023. Somit fallen auch die „Klanghorizonte“ im Dlf dem Rotstift zum Opfer, obwohl diese und andere Nachtsendungen mit einer weit über den Mainstream hinausweisenden Stilvielfalt in den letzten drei Jahren, mit einwöchigen Nachhörmöglichkeiten, an Reichweite gewannen. Die von der Gema unseligerweise höher dotierte „Klassik“ wird ihre über den Tag verteilten Oasen landesweit aufrechthalten, während zahllose andere abenteuerliche Klangwelten, unter der lächerlichen Rubrizierung „U-Musik“, mit tatsächlich biederen „Unterhaltungsmusiken“ gleichgeschaltet werden. Das sind Verteilungskämpfe, die (schon lange ausgefochten) Seilschaften von Bach bis Bayreuth stärken. Alter Quark, steifgerührt sozusagen. Nichts wäre für Musiksendungen der Öffentlich-Rechtlichen spannender, als, statt, nach der alten, eine neue Generation DJ‘s und „nighthawks“ zu etablieren, die keineswegs hip und trendig  eine neue „In-Kultur“ inszenieren, vielmehr Raum schaffen für gutes altes zeitloses Storytelling – und Klänge, die E und U pulverisieren. In anderen Worten: Long live Count Ossie! 

 

2022 5 Sep.

Eivind in Dortmund

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Eivind Aarsets kleine Herbsttour endet am 30. Oktober im Domicil in Dortmund. Ich sah dieses Quartett vor einem Jahr in Kristiansand, es ist atemraubend. Da schwelge ich, bei diesen Melangen aus Jazz, Impro, Rock, Ambient, Ethno, nicht in Erinnerungen an goldene fusion-Zeiten, sondern in reiner Gegenwart. Diese Band ist komplett mitreissend, ein flow ohnegleichen. Wer also Lust hat und kommen mag, kann Ingo J. Biermann, den Autor der ECM 50-Filmreihe (work in progress), und mich dort unter den Zuhörern und an der Bar erleben. Ich werde vom 29. bis 31. Oktober in der alten Heimat sein.

 

 

photo by Ingo J. Biermann
release date: September, 23rd
title: Ruins and  Remains
produced by Manfred Eicher

 

I always have loved the city of Bremen. But I have only been there a few times apart from the look out of a train‘s window. I once wanted to be a student there – all the passionate left thinkers – but the lottery of fate chose Würzburg. One day, early in the 90‘s, I met Paul Bley in a big hotel, not far away from the „Weserstadion“. A very fine interview we had, and, en passant, he talked me into selling him my then famous Sennheiser microphone which had cult status among musicians. It didn’t take long to turn into a collector‘s item. But listening to „Ruins and Remains“ was not about nostalgia in the first place. Much more it has been (and will be for some time) a special variation on the experience of getting lost in music. The album was recorded in August 2021, at Sendesaal, Bremen. Don‘t even ask about the places it sent me.

 

2022 3 Sep.

Crime Thrills 2022

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1) James Kestrel: Five Decembers (Roman, Englisch)
2) John Darnielle: Devil House (Roman, Englisch)
3) In With The Devil (tv series apple +)

4) Christoffer Carlsson: Was ans  Licht kommt (Rowohlt 100 Augen)
5) James Lee Burke: Die Tote im Eisblock (Pendragon)
6) Juan Gomez-Jurado: Die schwarze Wölfin
7) Mesrine (zwei Klassiker des Kriminalfilms, Frankreich)
8) Yellowstone (4 Staffeln, Neo-Western mit Kevin Costner)
9) The Mountain Goats: Bleed It Out (vinyl, cd)    
10) Line of Duty (Staffel 6)

2022 29 Aug.

Indian Summmers

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i just finished the two seasons of this fine series.
i know some guys think i’m going melodramatic here,
well, i prefer happy endings.
great filming, a new favourite actress,
she speaks both english and french,
in real life, this is real history.
the dawning of the english empire in india.
from time to time i need my quantum of
exotica and gritty reality mixed in unforseeable
patterns, dances, desasters & hopes.

 


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