Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

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2022 20 Okt.

Frühstück mit Kevin

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In the year 1982 we even made love to one another, too late to stop our wilderness, on a termite‘s hill an der blauen Donau – I slightly preferred the comfort of a multi-coloured summer bed in an old Wohngemeinschaft in Regensburg with patchouli hanging on the walls, at the night before we saw the band who did Monarchie und AlltagGeschichte wird gemacht … your were my queen of senses and I loved you forever in that year soundtracked by Talking Heads and Kevin Rowland and Abracadabra and discreet music and noises of two sweating bodies up on my hillside. Remember, too, that bathtub in good old München on a rainy evening. In that summer nothing was noir, come on, Eileen. Our carnival of souls, and now I may write my small time travel novel, around 235 pages. „Der schwarze Hund von Bergeinöden“. Easy-peasy, an experimental  little novel with ghosts, lovers, dogs and other strangers. Think of all those poems hanging in psychedelic air just waiting to drop from our marmelade tree. The end of many things to come comes with a campfire, a storyteller, and Too Rye Ay (As It Should Have Sounded).

 

 

 

Was, ein Film über die „Troubles“, und dann lachen da alle auf dem Cover? Was ist das denn für ein Rührstück! Ist gar keins, es ist, ähem, tricky. Und durchaus auch anrührend. Die Kamerafahrten allein lohnen es, sich in dieses kleine Kino-Meisterstück fallen zu lassen. Der Schauplatz und die Atmosphäre: Nordirland zur Zeit der Unruhen („Troubles“). Man kann das düster und heftig einfangen, oder so, wie es Mr. Branagh angestellt hat, basierend auf seiner Kindheit vor Ort, mit mehr als einem Hauch Wehmut inmitten all des Schreckens. Ein leicht abgefederter Sozialrealismus ist hier am Werke, doch wird die stets drohende Gefahr nie verharmlost, noch eine Pralinenschachtel-Version der „Troubles“ vorgeführt, wie eine Kritikerin bemerkte. Und wenn immerzu geschrieben wird, dass der Film aus der Perspektive eines Kindes erzählt wird, ist dies de facto falsch. Es ist die von einem Erwachsenen erinnerte Version der eigenen Kindheit in Belfast. Es gibt bei Kindern oft, wenn sie nicht vom destruktiven Energien ihrer Elternteile infiziert werden, einen gesunden Eskapismus, wenn sie etwa in die Parallelwelten des Kinos und Theaters eintauchen, und hier geschieht das mal mit James Stewart, oder Raquel Welch, oder in einem alten Weihnachtsstück. Mal herrlicher Blödsinn, mal Einblicke in eine fremde Welt. Und bei aller Sentimentalität, die einsichtliche Gründe hat: gleich zu Anfang, als Krawalle wie aus dem Nichts ausbrechen, spiegeln sich in dem Gesicht des Kindes pures Unverständnis und Erschrecken angesichts des Tohuwabohus im eigenen Viertel. Das ist auch hart und schmerzhaft (da braucht es keine verblutenden Menschen in Grossaufnahme). Und im Chaos des Showdowns steht später steht dann sowieso alles, was man liebt, auf der Kippe. Peter Bradshaw schrieb im Guardian zwei sehr kluge Schlusssätze in seiner 5-Sterne-Besprechung: „Es ist nicht ganz richtig, wenn man sagt, dass der Alptraum dieses Films einen Hauch von Unschuld enthält, aber sicherlich einen Hauch von Normalität und sogar Banalität, der seinen eigenen surrealen Ton annimmt. Liebesbriefe an die Vergangenheit sind immer an eine Illusion gerichtet, und doch ist dies ein so verführerisches Stück Mythenbildung von Branagh.“ Die fantastischen Schauspieler, die Regie, die ersten zwei Minuten mit einem betörend inszenierten Zeitensprung, sowie die Songs von Van Morrison, besorgen den Rest. Ich vergebe vier Hüte.  Übrigens, wer Gefallen an dem Film findet, dem empfehle ich, in Reihenfolge, die Sean Duffy-Romane von Adrian McKinty. Crime novels placed in the times of the troubles. Der katholische Bulle, Die Sirenen von Belfast und die anderen. Alle hervorragend ins Deutsche übersetzt. Und was seine fulminante Ahnung von Musik betrifft, könnte Adrian McKinty (resp. sein alter ego Sean Duffy) ein Manafonist reinsten Wassers sein.

 

 

Damals waren die auffindbaren Filmkritiken noch nicht inflationär. Und ich gewöhnte mir rasch an, das, was ich über Filme meiner Lieblinge fand, im Vorfeld des Sehend nicht Wort für Wort aufzusaugen, ich huschte nur über einzelne Zeilen der Filmkritiken, die mir in der SZ begegneten, oder am Aushang des City-Kinos. Da stand dann zu lesen, was vorher mit der Schere ausgeschnitten oder fotokopiert wurde. Peter Buchka über Wenders, unvergesslich. Doch niemand sollte mir die Stories aufbereiten. Nie wollte ich der Erfüllungsgehilfe der Wahrnehmung eines anderen werden. Und ich versuchte, Diskusionen über Filme zu vermeiden, deren Abspann gerade vorüber, und deren Bilder noch auf der Netzhaut brannten.

Jacques Rivette zum Beispiel. Als Teenager waren die Filme von Claude Chabrol und Francois Truffaut heisser Stoff für mich: Chabrol liess die Fassaden des Bürgertums bröckeln, und Truffaut irrte mit Jean Pierre Leaud durch endlose Wirrungen des Eros. Früh in der Studentenzeit wurde aber Jacques Rivette mein ganz persönlcher „Held“ unter den Regisseuren der Nouvelle Vague. Er improvisierte mit seinen Darstellern in einem Paris fernab des kämpferischen Zeitgeists. Liebe, Verschwörung und andere Rätsel wurden zwar selten gelöst, doch stets in eine besondere Aura getaucht: die wunderbaren Hauptdarstellerinnen von „Celine und Julie fahren Boot“ bewegten sich voller Anmut, gleichzeitig im Stolperschritt, durch ihre Stadt: Alltag als Improvisation mit kleinen Geheimnissen. Die Waffe der Rivette’schen Figuren war die Phantasie. John Surman und Barre Phillips spielen in einem anderen Werk (Merry-Go-Round) ihre Filmmusik vor der laufenden Kamera, statt sie später zu laufenden Bildern zu erfinden. Zu den Schlangenlinien des Surman’schen Saxofons huschten die Protagonisten anders durchs Bild, die Musik empfahl ein leicht verändertes Gehen, das mitunter einem Tanz nahe kam. Schon damals war immer von diesem opus magnum zu hören, dass kein Normalsterblicher je zu Gesicht bekommen hatte. „Out 1 – Noli me tangere“ ist 13 Stunden lang. Jede Menge sympathische Verrückte, freies Theater, ein Hauch von Balzac nach dem Mai 68, und eine liebevoll-verrückte Hommage an die „Stadt der Liebe“, selten war ein Blick auf den Alltag und seine kleinen Mysterien so reich an Verzweigungen, so nah an permanenter Träumerei! Julio Cortazar sah sich einst im Quartier Latin jeden Rivette-Film an, der in den Kinos anlief. Und wie fühlte es sich an, sich damals an der Seine rumzutreiben? Man höre dazu Robert Wyatts Lied „Old Europe“. Ich nehme an, meine Beziehung zu Rivettes Filmen hat sich leicht gewandelt, obowohl ich noch vor Jahren in den Bann der „schönen Querulantin“ geriet, die 4-Stunden-Version natürlich. Alle Erinnerungen sind positiv aufgeladen, wir hatten unsere Zeit. Nicht wahr!? Oder fahren Celine und Julie immer noch Boot, und ich bin ein wenig in Bulle Ogier verliebt?  Es sind die späten Siebziger Jahre in Würzburg, was und wann sonst, und ich lege eine schon ziemlich abgespielte Platte von Ralph Towner auf, „Diary“.

From the first sound to the last, „Foreverandevernomore“ grabs me with horizons unknown and words (enigmatic, wondering, romantic, sorrowful, archaic) sparsely put in scene. What an album putting in perspective the end of times, disturbing and human, or should we say post-human? Fire is in its element here, from fireflies to flames and man-made hell. Not forgetting all things lost in the fire of our own lives (as far as we can remember). Sometimes, from a distance, everything (losses first, and hands still to hold) falls into place. No catchy songs, no singalongs, no fairytale searches of parallel worlds, no hooks, no future evergreens, oh, hold on, in their own peculiar way these songs which could be coined as modern day lamentations, a collection of future „everblues“ at least, striking quite a special, different note and corner in Brian Eno‘s song works. His singing has aged well, reaching out for the deeper spectrum. The voice has lost some of its playfulness. But so it goes: if some gates are closing, others open up. Every song is fuelled with a different voicing and mood: reflective, hymnal, on the verge of falling apart, persisting, sceptical. A different persona in every track. Isn‘t it wonderful, for example, that the singing one (at one, and only one time) is adressing „my love“?! The seeds of hope can perhaps be detected in the alien murmuring of the closing track. The album is haunting, uncanny, ethereal, anti-nostalgic, beautiful in a dark way, and strangely consolating (despite all its eeriness). To call the sounds of Eno and his inner circle (working here) „otherworldly“, would be a bit of a cliché. Maybe the boldness of it all lies in the collision of the intimate and the faraway, the yearning and the mourning. I think „Foreverandevernomore“ is (as Leah Kardos wrote to me), „a fantastic album, up there with his best work ever. Profoundly moving, and beautifully executed.“

2022 13 Okt.

Greek Coffee Powerspot

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Etwas weiter runter zum Komos Beach
Offene Plätze im Yogakurs
Mir reicht der Wind aus Afrika und
Dass ich endlich weiss woher
Die zwei ersten Zeilen von „Carey“ kommen

 

2022 12 Okt.

Player, Piano

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Wenn es zu Daniel Lanois’ Selbstverständnis zählt, stets mit einem Fuss in der Vergangenheit, und dem anderen in der Zukunft zu stehen, bekommt hier die gute alte Zeit eindeutig Vorrang, auf den ersten Ton zumindest. Rasch aber spürt der, der sich mit offenen Ohren in die Musik fallen lässt, dass hier kein regressives Schwelgen am Werk ist, und auch nicht in die klassische Falle getappt wird, den nächsten unausweichlichen „sweet stuff“ in der Nachfolge von Erik Saties goldenen Oldies zu verzapfen.

Diese Platte ist eine kleine Sensation. Ein Wunder sowieso, wie er sein Zweit- oder Drittinstrument hernimmt, und ihm demassen verführerische Figuren entlockt, jenseits von Kitsch und Erhabenheit. Hier und da mit den richtigen falschen Tönen, dass nur das normierte Denken zuckt, und jeder andere aus dem Staunen keinen Weg herausfinden möchte. Was der gebürtige Kanadier hier veranstaltet, ist schichtweg ein Traum. Was für Auren, was für Farben, was für Treatments, was für Nachhallkurven und Drumherumgeschimmer, was für eine intime Veranstaltung.

Danny Boy hat neben berühmten Produktionen (Dylan, Neville Brothers, Gabriel, u2), neben eigenen rar gesäten, betörenden Songalben, auch  eine stattliche Anzahl rein instrumentaler Musik veröffentlicht „Player, Piano“ gehört neben „Belladonna“ (2005) und „Goodbye To Language“ (2016) zu den drei instant classics  seiner Ambient-Discographie. Und, natürlich, nicht zu vergessen, der heilige Gral, „Apollo“, das Trio mit den zwei Brians, das nach mehr als drei Jahrzehnten eine qualitativ ebenbürtige Fortsetzung erfuhr.

On a long
Long ride to Bonn
Last light from an old sun

Soon the moon will rise again
Here, now
It’s all horizons

Hard to steer
These new stars
No clear lines to guide us

Always there
For the last hooray
Last light of an old sun

 

 


That may be a good question: why, Brian, is this song from your new work called „Sherry“? And why that ride to Bonn? Well, let‘s try to answer this ourselves. Is Sherry not a drink, loved by  people of a certain age? And Bonn may represent „Old Europe“ like in that Robert Wyatt song. Spies and Beethoven, so to speak. The lyrics of „Foreverandevernomore“ are far away from the wide reaching playfulness of Eno‘s early song albums. But under the surface of all these albums with songs: a melancholia that elevates. Gates opening, even at closing time. One more Sherry, please. Change of town. 
One evening, on a rainy December day 1975 in Würzburg, a record changed my life. „Taking Tiger Mountain (By Strategy)“. The songs, the sonic textures, the voice, the lyrics, everything had an entrancing quality, and I knew from the start, I had found another favourite musician – and a favourite singer.*  This „first cut“ happened on the 7th floor of „I-House“, with my beloved lying by my side. Nights of wine and roses.  As time goes by – after  those other quite rare (much too rare) song albums by Mr. Eno, there will be another song cycle (to be released next Friday), „Foreverandevernomore“ – a terrific melting of ambient and song worlds. And, oh, yes, how much deeper  hos voice is nowadays. Hitting the deep C – easy going. Even Scott Walker, I guess, would love it in his tower of song, Leonard anyway. 

 

* (a) „One of the interesting things that happened in the last few weeks to me, was that somebody wrote an article in an American magazine that really made me think hard, (laughs) because its title was „Brian Eno – Aretha Franklin he is not!“ And it was an article really about my singing. And it was saying – it was very critical of my singing – „Here’s a guy who puts the same amount of emotion into the word ‚carpet‘ as into the word ‚hate‘. It’s a guy who has no vulnerability in his voice whatsoever, no shades of feeling.“ It wasn’t actually a critical article. The article was by someone who likes my work, I think, but about three quarters of the article was about what an uninteresting voice I have (laughs). And I thought: Hmm, that’s really interesting. Now, I wonder why this person thinks this, because it’s not how I feel about my voice, well, obviously. But it’s not, how certain other people feel about this as well. This guys background is very much in soul music, black soul music. And I thought: well, if your concept of passion, of what constitutes passion, comes from black music, then it’s quite true, you won’t recognize me as having any kind of passion at all. Because I simply don’t sing in that way. It’s not to do with exploiting the kinds of freedoms that those singers exploit. I have a very thin voice, like a sharp pencil. I don’t have a big brush of a voice, you know. I have this sharp pencil, and I like it. I can do things with a sharp pencil: there are certain places you can get in, you can work with a certain kinds of detail with a thin, sharp thing that you can’t do with a broad thing. Well, it’s not a voice style that is very characteristic. It’s not a way that most people would try to sing. If someone is starting out on a singing career, they are much more likely to decide to sing like Wilson Pickett than like Brian Eno, I should think. Because there is not a tradition of this way of singing, I think, except in – funny enough – English Gilbert & Sullivan type, operettas, you know, light operettas. And I’m very drawn to that. What that exploits is diction, careful diction, rhythm between words, sound pattern within words. If you listen to Gilbert & Sullivan, you will find this very similar to a lot of songs that I have written. I’m in a very English tradition in a way, and I’m not embarrassed about it. Most singers who are English, are most embarrassed about their englishness. They will want to sound more black, actually, that’s what it comes down to. (From my interview: „Brian In Wonderland“ – Jazzthetik, fall 1990)

 

 

 

 

“ (b) Witzigerweise fand ich vor drei oder vier Monaten das Notizbuch, in das ich die Songtexte von “Taking Tiger Mountain (By Strategy)” geschrieben hatte. Und es war sehr interessant , da einen Blick hineinzuwerfen. Da ist eine Seite, auf der ich einen ganzen Song in einem Rutsch geschrieben habe. Als hätte jemand anders mir alles diktiert. Der Text ist voll ausgeschrieben, manchmal ist ein Wort durchgestrichen und durch ein anderes Wort ersetzt. Oder zwei Zeilen veränderten ihre Position. Ich weiß nicht, ob meine Erinnerung mir einen Streich spielt und die Dinge schönt: ich erinnere mich jedenfalls, überhaupt keinen Zweifel und keine Schwierigkeiten gehabt zu haben, die Texte zu schreiben. Es war, als wären sie schon alle in mir vorhanden gewesen. Und ich hatte ein sehr klares Bild von dem Gefühl, daß dieses Album vermitteln sollte. Es war die Tragödie der „chinesischen Erfahrung“, dieses große Zerplatzen der Träume, die der Maoismus einst repräsentiert hatte. Und wie bei allen Zusammenbrüchen revolutionärer Hoffnungen, entwickelt sich ein kollektiver Unterton der Enttäuschung. Im letzten Song des Albums machen sich die Menschen auf den langen Marsch über den Berg, sie kämpfen sich durch Schnee und Eis in eine ungewisse Zukunft. Sehr melancholisch.“ (from my interview with Brian, 2005,  for Deutschlandfunk)

 

 

Brian Eno: Here Come The Warm Jets *****
Brian Eno: Taking Tiger Mountain (By Strategy) *****
Brian Eno: Another Green World *****
Brian Eno: Before And After Science *****
Brian Eno / John Cale: Wrong Way Up ****1/2
Brian Eno: Another Day On Earth ****1/2
Brian Eno / Karl Hyde: Someday World ****1/2
Brian Eno: The Ship *****

Brian Eno: Foreverandevernomore *****

 

 

P.S. In the late 70‘s, and in the Bavarian Wood, from 80 til 82, my favourite radio show was „Zündfunk“, with Michael Hutter, Ingeborg Schober, Karl Bruckmaier, Carl-Ludwig Reichert, and Till Obermeier. I remember one afternoon, when Imgeborg S. praised Manzanera‘s „801 Live“, it was their „record of the week“, and Brian was the singer of zhe band. Wonderfully flowing music, with Brian being the lead singer and singing two songs from my alltime fave bands of the Sixties, The Kinks („You Got Me“) and The Beatles („Tomorrow Never Knows“) – i couldn‘t believe it, a closing of circles in very young years.  And, a propos closing circles, 801 live‘s cover of the revolutionary Beatles song (used in full length  in a famous scene of „Mad Men“) became my final piece of music after all those years of Klanghorizonte. 

2022 8 Okt.

„Zum Beispiel Pans Labyrinth“

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Seitdem dieses Jahrhundert auch schon wieder zwei Jahrzehnte auf dem Buckel hat, kann man den Ausdruck „Jahrhundertfilm“ anders verstehen. Jeder hat für sich ein paar Favoriten in den letzten 22 Jahren ausfindig gemacht, für mich zählen, aus der Hüfte geschossen, folgende Filme dazu: „The Duke of Burgundy“, „1917“, „Locke“, „Nomadland“, „Portrait of a Woman on Fire“, „24 Frames“, First Man“, „Prisoners“ – und „Pans Labyrinth“ von Guillermo del Toro aus dem Jahre 2006. Demnächst wird Uschi diesen Film hier vorstellen, und ich freue mich, etwas später Del Toro’s Version von „Neo-Noir“ anhand seines jüngsten Werkes, „Nightmare Alley“ aufzuschlüsseln, zu dem Mark Kermode anmerkte: „From its bruised colour palette to its spiralling descent into madness and degradation, this is deliciously damnable fare, looking back through the prism of Del Toro’s adventurous oeuvre to the existential angst of his vampiric feature debut, Cronos“. Eine Einladung an alle Interessierten (mit starken Nerven), sich diese zwei Filme mal anzuschauen, bevor hier zwei Psychologen*innen resp. „Abgrundforscher*innen“ ein wenig Licht in soviel „Noir“ bringen.

 

August 2022. Auch in der Nacht wird gespart. Keine persönlich moderierten nächtlichen Klangreisen mehr ab 2023. Somit fallen die „Klanghorizonte“ und die anderen Rasionächte im Dlf dem Rotstift zum Opfer, obwohl sie, mit einer weit über den Mainstream hinausweisenden Stilvielfalt, in den letzten drei Jahren, dank einwöchiger Nachhörmöglichkeiten, an Reichweite gewannen. Die von der Gema unseligerweise höher dotierte „Klassik“ wird ihre über den Tag verteilten Oasen landesweit aufrechthalten, während zahllose andere abenteuerliche Klangwelten, unter der lächerlichen Rubrizierung „U-Musik“, mit tatsächlich biederen „Unterhaltungsmusiken“ gleichgeschaltet werden. Das sind Verteilungskämpfe, die (schon lange ausgefochten) Seilschaften von Bach bis Bayreuth stärken. Alter Quark, steifgerührt sozusagen. Nichts wäre für Musiksendungen der Öffentlich-Rechtlichen spannender, als, statt, nach der alten, eine neue Generation DJ‘s und „nighthawks“ zu etablieren, die keineswegs hip und trendig  eine neue „In-Kultur“ inszenieren, vielmehr Raum schaffen für gutes altes zeitloses Storytelling – und Klänge, die E und U pulverisieren. In anderen Worten: Long live Count Ossie! 


September 2022. Im November führt Niklas Wandt noch einmal durch eine Nacht voller Klanghorizonte. Spargründe wurden ins Feld geführt, diese wunderbaren „gates of perception“ zu schliessen. Lassen wir mal jetzt  die Diskussion über „Sachzwänge“. Findig genug, wird Thomas Loewner, der neue CEO von „Jazz etc.“, dieses Format nicht sterben lassen, und transportiert die sechs Ausgaben der Klanghorizonte pro Jahr in die besten Abendstunden. Alle zwei Monate also, am jeweils letzten Donnerstag, werden die „Klanghorizonte“ im DLF auch weiterhin  stattfinden, jeweils zwischen 21.05 und 22.00 Uhr. Ein extrem verkürzter Rahmen für crossover-Radio, dafür in prime time-Gefilden. Die homöopathische Version. Thomas, Niklas und ich teilen sich diesen „Sechserpack“ anno 2023 – „meine Horizonte“ werden am 30. 3. und 28. 9. durch den Äther rauschen – und Jan Bang hat mir, nach Bekanntwerden dieser Nachricht, gleich mal sein für den Frühling 23 erwartetes Album, zugesandt. Darüber hinaus gestalten, in munterer Abwechslung,  Thomas, Odilo, Karsten und ich die 12 Magazin-Ausgaben der JazzFacts mit Neuem von der improvisierten Musik – mein erstes von drei Malen wird dann der 12. Januar sein. Diese Angaben sind ohne Gewähr, aber tendenziell korrekt.

 


Oktober 2022. In den Jahresrückblicken seit Beginn dieses Blogs spiegelte sich die immense Vielfalt aufregender neuer wie alter Musik, und dieses Mal wird es nicht anders sein. Um den Nikolaustag herum (wenn wir bis dahin nicht ganz andere Sorgen haben) posten etliche Manafonisten ihre musikalischen Favoriten des Jahren, die 
besten 3, 10, 12, 20, 30, oder 33 Alben. Manche Manas werden den kleinen  filmischen oder literarischen Rückblick vorziehen.  Diesmal werden zusätzlich einige Stammleser*innen und Gäste (wie Niklas Wandt, Father John Misty, Steve Tibbetts u.a.), gebeten, uns ihre Top 3, 10 oder 12 zuzusenden, in der zweiten Novemberhälfte, und zwar an manafonistas@gmx.de – Einladungen dazu werden bald verschickt. Die Listen können mininmalistisch ausfallen (s. meine Top 12 unten, Stand heute) oder kommentiert. Free style, open space.

 

1) Brian Eno: Foreverandevernomore
2) Lambchop: The Bible
3) Father John Misty: Chloé and the next Twentieth Century
4) Evgueni Galperine: Theory of Becoming (cd / vinyl)
5) Alabaster dePlume: Gold
6) Bill Callahan: YTILAER
7) Oded Tzur: Isabela
8) Daniel Lanois: Player, Piano
9) Avishai Cohen: Naked Truth
10) Wolfert Brederode: Ruins and Remains    
11) Midori Takada: Cutting Branches For A Temporary Shelter
12) Toechter: Zephyr


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