Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

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Noch bis zum 8. Dezember ist die sechsstündige ARD Radionacht zum Jazzfest Berlin 2022 abrufbar. Konzerte oder Ausschnitte wechseln ab mit Einleitungen und Gesprächen, moderiert von Julia Neupert vom SWR und Ulrich Habersetzer vom BR. Die Radionacht wird immer von allen ARD Radiosendern verbreitet:

 

ARD RADIONACHT JAZZFEST BERLIN 2022

 

Die drei Hauptfelder, Hauptlinien, Pioniere europäischer Freejazz Befreiung, Chicago Spirit und Folktraditionen flossen, wie hier auf Manafonistas schon angemerkt, im Konzert von Peter Brötzmann, Majid Bekkas und Hamid Drake in großartiger Weise zusammen. Wirklich grandios war das Abschlusskonzert von dem 19köpfigen GARD NILSSEN SUPERSONIC ORCHESTRA mit drei Schlagzeugern, drei Kontrabässen und zahlreichen Bläsern. Ein Hammeraufgebot von superguten Musikern. Ich war skeptisch, fühle mich dem schieren „Die Masse macht’s“ nicht unbedingt verbunden. Hier aber gestaltete es sich grandios, um nicht zu sagen, triumphal! Auf einmal war sogar das Solieren wieder großartig, weil es aus einer mitreißenden Dynamik einsetzte, diese aufrecht erhielt oder sogar noch weiter anheizte. Endlich mal wieder so, klassisch und durchweg erstaunlich, umwerfend und berauschend, speziell das Solo von Petter Eldh, diesem rührigen Musiker aus der Berliner Szene. All das dann auch dank guter Kompositionen als Vehikel und einer gründlichen Vorbereitung.

 

Dann die Sache mit den Folktraditionen. Es hat mich erstaunt, welches Verständnis über Folk oder auf Deutsch, Volksmusik, besteht und wie wenig doch noch bewusst ist, dass diese Musik letztlich die Quelle ALLER Genres ist. Folk Music, Volksmusik, klingt in der britischen Pop- und Rockmusik vielfach durch. Und was wären die Stones ohne die Chicagoer Bluesmusiker oder Robert Johnson! Was wäre Bach ohne die Volkstänze! Oder Tchaikowski oder Mahler ohne eine ganze Reihe regionaler Volksmusiktraditionen. Und in der Moderne kommt die Volksmusik nicht nur bei Bartók, Kodaly und Berio wieder nachdrücklich ins Spiel. Viel Musik aus dem Hardbop war arabisch eingefärbt und im Freejazz geht’s weiter mit der Durchsetzung mit noch mehr Folk-Traditionen, ganz zu schweigen von der Durchtränkung skandinavischen Jazz mit Folkquellen.

 

Ob es nun implizit oder explizit geschieht, es ist allgegenwärtig. Scheinbar ist das Bewusstsein davon im Zuge musikalischer Revolutionen, Umwälzungen und Genreeinteilungen etwas abhanden gekommen und mit ‚Folk‘ wird ein bestimmtes Klangbild assoziiert, das ‚Folk‘ von den Königsdisziplinen in der Wahrnehmung dissoziiert. Jazz wird auch als eine solche Königsdisziplin verstanden, die sich längst von den volkstümlichen Niederungen, wo das Altüberlieferte, ‚Traditionelle‘ ruht. Dabei können Musiker diesen wirkenden Quellen kaum entgehen und klingen sie gewollt oder ungewollt durch. Die Beispiele sind Legion: Carla Bleys „Utvikklingssang“ oder Ornette Colemans „Una Muy Bonita“, um nur zwei Beispiele zu nennen.

 

Video   Carla Bley – Utvikklingssang Trioversion

 

Video   Carla Bley – Utvikklingssang Ensembleversion 80er Jahre

 

Video   Ornette Coleman – Una Muy Bonita

 

Fängt man erstmal an, wächst die Reihe von Beispielen schnell an. Hierzu ein Gespräch zwischen Julia Neupert und mir in der Jazzfest Radionacht:

 

JFB22_ARDJazznacht_Gespräch Henning Bolte

 

Beim diesjährigen Jazzfest lag aus guten (aktuellen) Gründen ein Fokus auf Folk Traditionen im osteuropäischen Raum mit einer spezifischen Ausrichtung. Nicht einfach nur ‚Jazz aus Polen‘, ‚Jazz aus Rumänien‘ wie häufig üblich bei Jazzfestivals. Statt der nationalen Sicht wurde auf die regionale Sicht gesetzt und wurden Musiker mit ukrainischem, polnischen, rumänischen, türkischem, bulgarischen aber auch französischem und belgischem Hintergrund zusammengebracht, die sich aus verschiedenen Motiven mit Folktraditionen auseinandersetzen und mit diesen Quellen eine Magie des Jetzt erschaffen, was sich von den üblichen Entlehnungen, Vereinnahmungen und Verwurstungen unterscheidet, und eine neue Qualität von Ost-West-Begegnung initiiert.

 

Ausgangspunkt war das Auftragswerk KOMPOUSSULA / KOMPASS für den losen Verbund von zehn Musikern, das sich dann im Programm in Auftritte festerer Einzelgruppen auffächerte wie BLACK SEA SONGS, LUMPEKS, SHADOWS OF FORGOTTEN ANCESTORS, TRANSYVANIAN FOLK SONGS, GURDJIEFF ENSEMBLE, CANTI DI GUERRA DI LAVORO E D’AMORE, CAMILLE EMAILLE’S OTTO mit bulgarisch-französischer Besetzung, wo die Auseinandersetzung mit Folktraditionen in verschiedenen Formen im ProzeB des Spielens aufscheint und neue Hörqualitäten vermittelt. Das war sicherlich eine erhebliche Herausforderung für Besucher/Zuhörer, die in festen GröBen denken und wahrnehmen – auch für manche Kritiker. Es war schon eine aussergewöhnliche Wahrnehmung, gestandene Freejazzer in KOMPOUSSULA a capella singen zu sehen oder türkische Songs in polnische und ukrainische übergehend zu erleben. Das lag natürlich ausserhalb der ‚Wir-Haben-Fertig‘ Kategorie und entsprechenden Erwartungshaltungen und Wahrnehmungsweisen.

 

2022 29 Nov.

er_kennt_nis

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Erkenntnis

(c)FoBo_

2022 27 Nov.

A Taste of the BIM-thing

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Ich hab’s ja gut hier in Amsterdam. Das BIMhuis, sprich /bimhöis/, liegt 20-25 Minuten (je nach Fähre) mit dem Fahrrad entfernt. Ein toller Ort, um Freunde aus aller Welt zu treffen und Musik aus aller Welt zu erleben. BIM ist das Ding und schon der Name klingt. Der Name ist die Abkürzung der Musikergewerkschaft, die sich in den 70er Jahren gründete und diesen Club betrieb = Bond Improviserende Musici. Inzwischen ist beides organisatorisch voneinander getrennt.

 

Ein kleiner Einblick, ein Beispiel dafür, was einem in kurzem Zeitraum begegnen kann, wenn man will und sich Zeit dafür nehmen kann, ist HIER zu finden.

2022 27 Nov.

Dritter Stein

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Er wurde vor 80 Jahren geboren und segnete das Zeitliche nach 28 Jahren. Mich erstaunt seine Musik jedes Mal aufs Neue und weit darüber hinaus. Sie ist ein Segen und wächst noch immer. Er operierte bereits 1967 vom afrofuturistischen All aus. Ich nehme an, wir wissen, worauf sich das unwiderstehliche, kosmische „Third Stone From The Sun“ bezieht.

 
 


 
 

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2022 26 Nov.

Life of Leaves / 1561

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Amsterdam moment, yesterday (a)FoBo_

 

2022 26 Nov.

Steve Coleman – Die Bude bebte

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Die Bude bebte als ein gut gelaunter, äusserst spielfreudiger Steve Coleman mit seiner kleinen Truppe das vollgepackte Amsterdamer BIMhuis zum Klingen brachte. Dieser Coleman ist inzwischen schon so etwas wie ein Klassiker mit seinem magischen, sich selbst ständig verstärkenden und erneuernden Rhythmusräderwerk aus M-Base Urgründen. 

 

Das Album RHYTHM IN MIND aus dem Jahre 1992 gehört zu meinen Lieblingsalben, das regelmäßig erschallen muB 

 
 
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Ich sag mal nichts zur Besetzung. Nur mit den eigenen Ohren ohne Internet rauszuhören, wer da zu hören ist, ist eine feine Herausforderung. 

 

Steve Coleman’s Werke erscheinen seit geraumer Zeit auf dem USamerikanischen Label PI-Recordings, wo’ auch einige sehr feine andere Sachen zu finden sind, u.a. Henry Threadgill und David Virelles. 

 
 

Steve Coleman Thursday night at BIMhuis: a feast of seizing rhythmic magics! 

 

From within Coleman’s highly characteristic rhythmic fabric the four musicians of his group induced increasing highest energy relapses. Clearly visible in a good mood, Coleman and his fellow musicians – smiling and confident – playfully kindled enormous forces of the rhythmic power wheel with its manifold firing connections constantly reinforced. It reached a jaw-dropping level and a deeper liberating quality that kept vibrating.

And yes, Steve Coleman looked amazingly young and vital! Vocalist Kokay delivered one marvel after another, damned bad and thoroughly purgatory full of mental flames and humor. The audience went wild and the powerful encore brought it back on Dutch stamping ground. 

 
 


 
 

Kokay, voice

Steve Coleman, alto sax, perc, voice

Jonathan Finlayson, tr, voice

Rick Brown, el. bass g

Sean Rickman, dr

 
 


 

2022 24 Nov.

Schlaf der Lieder

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Notizen

 

 
 


 

2022 24 Nov.

Noch mehr Brötz

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Als Michael die Neuausgabe der SCHWARZWALDFAHRT von Brötz + Bennink aufs Tapet brachte, dachte ich sofort an das Stück „Paukenhändschen im Blaubeerwald“ und dachte, dass es von dem SCHWF Album käme. Stellte sich heraus, dass es nicht so ist. Ich habe das Stück vor 20 Jahren in einem Radioprogramm verwendet, das auf Internet nicht zu finden ist. Damals wurde noch nicht alles auf Internet geschmissen. Das Stück war von dem legendären Album FMP 130 aus dem Jahre 1973 zusammen mit dem flämischen Pianisten Fred van Hove.

 

Das Programm hatte den Titel

 

FAIRY TALES OF 33+2 FREE MUSICIANS

 

Die groBe Zahl von Musikern erklärt sich u.a. dadurch, dass auch ein Stück von dem legendären Album AFTERNOON OF A GEORGIA FAUN von …, ja von Marion Brown zu dem Fairy-Tale-Thema verwendet wurde. Ich habe noch die Semmel-CD des Programms, aber die Spielliste enthält keine Ausführenden:

 

1 – Jewel Ornament

2 – Fireflies in Tainan

3 – Diminished Shower

4 – Mountain Moon After Rain

5 – Gauchenschlaf

6 – Oxiborik

7 – Like A Reflection In The Moon

8 – Paukenhändschen im Blaubeerwald

9 – Submarine

10- Afternoon Of A Georgia Faun

11- Pendulum

 

Die Stücke wurden wegen ihrer Märchenkompatibilität ausgewählt, was auch die Titel anzeigen. Ich muss jetzt noch die Ausführenden ausmachen/überprüfen. Also, Marion Brown schonmal mit „Afternoon Of A Georgia Faun“ von dem gleichnamigen wunderbarem Album mit Traumbesetzung. Dann, Brötzmann, Bennink und van Hove. Uri Caine ist dabei und Ikue Mori, Max Nagl wie auch Björk. Ich glaube auch Mishiyo Yagi und „Pendulum“ lass ich mal offen für die schnellen Erinnerer. Also, wer möchte kann sich umtun.

 

Ich fand, dass sich die Free Jazz Stücke hervorragend eigneten als Soundtrack für Märchen!

 

Eine Seitenlinie könnte noch zu der SCHWARZWALDFAHRT von Horst Jankowski führen, einem deutschen Jazzmusiker, der von Zusammenarbeit mit Coltrane umstieg auf gediegene sanfte Unterhaltungsmusik im Südwesten Deutschlands. Zur SCHWARZWALDFAHRT von Bennink, Brötzmann und van HOVE kam es u.a. weil Joachim E. Behrendt damals beim SWR in Baden-Baden residierte.

2022 23 Nov.

Night Swans

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(c)FoBo_

 

2022 23 Nov.

Echobox – just great stuff

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ECHOBOX – blueprints for a blackout by Andy Ex aka Andy Moor 

 


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