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2024 5 Mrz

Durchgang (mit Verlassenschaften)

von: Anja Sturmat Filed under: Blog | TB | 5 Comments

 

Auf wen warten diese Sachen? Soll hier jemand vorbeikommen, sich in einem der beiden Stühlen niederlassen, mit einer Flasche Wein, einem längst zu Ende gegangenen Fest nachtrauernd? Einer vielversprechenden Begegnung, bei der sie oder er zu wenig Eindruck oder auch Nachdruck gemacht hat?

Hier in Venedig, im trüben Licht eines italienischen Wintermittags, es ist nämlich der 31. Dezember, wird schwebender Staub im Halbschatten des schmutzigen Durchgangs sichtbar. Es geht ein leichter Luftzug, der den Aufenthalt unbequem macht.

Eher ist wohl ein Fest in Vorbereitung, hinten im prächtig geschmückten Garten, unter einer mit Planen verstärkten, beheizten Pergola, schließlich steht der Jahreswechsel bevor. Und erst mit den überzähligen Gästen, die doch wie immer nicht auf sich warten lassen werden, wird auf die schon beschädigten Stühle im Durchgang zurückgegriffen. Aber wer weiß: Vielleicht ist der Gastgeberin etwas zugestoßen, dem in Eile zusammengestellten Personal die Neujahrstorte zu Boden gestürzt, so dass die weiteren Vorbereitungen zur Feier stocken.

Hoffentlich hat niemand einen Herzanfall erlitten oder ist auf der Cremeschicht am Boden ausgerutscht und unglücklich mit dem Kopf angeschlagen, Festivitäten haben so ihre Tücken.

 

This entry was posted on Dienstag, 5. März 2024 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. You can leave a response here. Pinging is currently not allowed.

5 Comments

  1. Ursula Mayr:

    Somit wäre das Leben als solches mit seinen Freuden, Feiern, Missgeschicken bis hin zu Krankheit und Tod in einem kleinen Bild zusammengefasst.

    Woher kommt der Nebel?

  2. Jochen:

    Könnte man nicht das Erinnerungsvermögen allgemein auch als Vernebelungstaktik bezeichnen?

    Man erzählt sich (und beschönigt) seine Geschichten immer wieder, bis man selbst dran glaubt.

  3. Ursula Mayr:

    Schöner Gedanke – der barmherzige Nebel der Erinnerung wär dann auch mit drin.

    Erinnerungen muss man gar nicht erzählen, die Modifikation geht von allein. Was glaubst Du, was wir Psychos für eine Arbeit mit False Memories hatten. Und wieviele Väter des sexuellen Missbrauchs zu Unrecht verdächtigt wurden.

  4. Roland K.:

    Eine schöne Bildkomposition die viele Denkräume öffnet. Mich beschäftigte zuerst die Polarität zwischen Alt und Neu – die etwas profanen Plastikstühle ( oder Metall ) und das Tischchen, das wie handgeschreinert aussieht. Welche Epoche wird gewinnen? Wer wird in die Ecke gestellt?

  5. Ursula Mayr:

    Könnte der Nebel ein Tränenschleier sein? Ein Abschied?

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