Auch wenn der Drogenfahnder Ray Nicolette die Eigenschaften, die ihren Status als Benachteiligte ausmachen, klar benennt – sie ist eine Frau, ihre Hautfarbe ist schwarz, sie ist schon 44 Jahre alt und sie verdient als Stewardess einer kleinen mexikanischen Fluggesellschaft nur 16.000 Dollar im Jahr – Jackie Brown lässt sich nicht beirren. Im Jahr 1997 war es noch nicht üblich, dass das Flugpersonal in den USA sein Gepäck beim Sicherheitscheck durchleuchten lassen musste. Noch vor dem 9/11 wird Jackie Brown von Quentin Tarantino diese Praxis geändert haben.
Die Songs spielen hier eine große Rolle. Across 110th Street von Bobby Womack steht für den Wunsch, das Ghetto hinter sich zu lassen. Das bildet den Rahmen eines Films, in dem mehrmals Handfeuerwaffen zum Einsatz kommen, das Töten aber nicht so abstoßend dargestellt wird wie beispielsweise in Pulp Fiction.
Die schönste Szene spielt in Jackie Browns Wohnung, nachdem sie aus der U-Haft entlassen wurde, gegen eine Kaution, für die der Kautionsmakler Max Cherry verantwortlich ist, der sie am Vortag abgeholt und nach Hause gebracht hat. Wir befinden uns im Jahr 1997. Es geht hier nicht um den Austausch über Musik. Es geht darum, einen Bezug zueinander aufzubauen, einander zu vertrauen. Die Worte sind nur das eine. Die Gesten, die Stimmen, die Haltung der Körper sind es, die erzählen. Und die Gesichter. Entscheidungen werden in diesem Film binnen Bruchteilen von Sekunden getroffen, vor allem weichenstellende Entscheidungen. Wird etwas bereut, am Ende des Film? Sehen Sie in die Gesichter. Jackie Brown ist ein Kultfilm.
Der Film funktioniert nur im englischen Original. Hier ein Auszug aus einem Dialog:
Ordell: That shit works my nerves, you and that motherfucker being so buddy-buddy.
Jackie: Hey, if I wasn’t so buddy-buddy with that motherfucker, this wouldn’t work.