Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2022 7 Jun

Mit Robert Wyatt im Teekontor (2018) – für Susanne B. und L.

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | Comments off

 

Im Sommer 1991 sagte Robert Wyatt zu mir: „Michael, the future is now“. Er spielte auf sein Alter und die knapper werdenden Zonen der „schönen kleinen Ewigkeit“ an,  für die wir das Leben im Überschwang mitunter halten. Einst wartete ich, als Musik Seelennahrung wurde, und wir reden hier mal von Songalben, von der Kindheit, der Jugend, und all den späteren Jahren, auf Singles und Alben von den Beatles und Kinks, auf Lps von Neil Young und Joni Mitchell. Die ganzen Siebziger Jahre wartete ich auf neue Alben von Joni, später nicht mehr so. Ich wartete auf neue Alben von Leonard Cohen, von Brian Eno und Robert Wyatt. Ich wartete seit Spirit of Eden auf neue Alben von Talk Talk und Mark Hollis, und immer noch auf neue Songs von Neil, Brian, Robert und Leonard. Ich rede hier mitunter von  Favoriten, bei denen das Warten noch gerade Sinn machte, und manchmal schon an Godot erinnerte. Nur Neil lieferte inmer. Ich wartete seit Before Hollywood und More Songs about Buildings and Food auf neue Alben der Go-Betweens und Talking Heads. Ich wartete immer noch auf neue Alben von Leonard. Heute warte ich, was nun die alten und nicht ganz so alten Wegbegleiter angeht, nur noch auf neue Alben der Mountain Goats, von Wilco, von Fathe John Misty, und das wohl letzte Songalbum von Brian Eno. Als ich im Oktober 2018 auf Sylt die Biografie von Robert Wyatt las, nahm ich nachts auf eine Wanderung seine Platte „Dondestan“ mit, und hörte sie am Morsumer Kliff im Stockdunkeln, mutterseelenallein und seltsam euphorisiert. Ich hatte einen alten Sony Walkman dabei. So viele Faszinationen darüber hinaus, in Songwelten, aber das hier sind die innigsten und dauerhaftesten Liebesbeziehungen.  By the way: das  Foto machte ich im Teekontor Keitum, in dem es einst zu einem legendären Manafonisten-Treffen kam. Der damalige Chef war auch Jazzfan, und einige Künstler, die sicher Freunde haben bei den „Freunden nordischer Musik“ traten dort schon auf. Dann musste für die Konzerte ein Riesenaufwand im Kontor betrieben werden. Der Jazz hat den Chef aber nicht so richtig locker gemacht, er war unhglaublich pingelig und ging damit sicher etlichen Gästen auf die Nerven. Jetzt ist er im Ruhestand, die neue Chefin ist entspannter. Ein echter Power Spot, zu gewissen Zeiten sich in den Strandkorb vorne rechts draussen hinzusetzen, und dann eine oder zwei Kannen Tee zu trinken. Ohne Drogen (und diesen Text zwei Susannes zu widmen), das geht gar nicht: es gibt dort, zu allem eleganten Überfluss, ultraköstlichen Zitronenkuchen mit Eierlikör zum Draufkippen.

 

This entry was posted on Dienstag, 7. Juni 2022 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

Sorry, the comment form is closed at this time.


Manafonistas | Impressum | Kontakt | Datenschutz