1 – The upcoming festival
Punkt 2022 (1-3 September): Sidsel Endresen tribute, launch of Punkt Editions label, Avant Joik, Bugge Wesseltoft, David Toop, Nils Petter Molvær, Dai Fujikura, commissioned work by Martin Horntveth and more
Punkt 2022 will take place 1 – 3 September with a return to original venue Teateret, taking over the entire building for a series of concerts and live remixes featuring an exciting and diverse array of artists from the ever expanding Punkt international family.
The festival will open this year with a landmark concert on Thursday 1 September, seeing Punkt celebrate long-time friend and collaborator Sidsel Endresen for a special 70th anniversary tribute concert. Endresen is one of Norway’s most groundbreaking artists and has been hugely influential internationally, with a prolific and diverse career. The evening will feature many of the artists Endresen has worked with and inspired, including Bugge Wesseltoft, Nils Petter Molvær, Jan Bang and Erik Honoré, and more artists to be announced. Also the same evening British polymath David Toop will be joined by Torben Snekkestad and Søren Kjærgaard to perform as a trio for an exciting one-off concert.
Usual suspects like Christoph Giese, Henning Bolte and Michael Engelbrecht will join the event. Any other guys who will go north?
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2 – A Sidsel Album Memory – Humcrush w/ Sidsel Endresen: Ha!
Sie grummelt, stöhnt, gibt Laut. Richtige Wörter und Sätze mit Sinn und Syntax nutzt die norwegische Ausnahmesängerin Sidsel Endresen kaum noch. Das hat sie lange genug getan, auf Soloalben, die etwa So I Write heißen, oder wenn sie an der Seite von Bugge Wesseltoft einem Oldie wie Paul Simons 50 Ways to Leave Your Lover das Sentimentale austrieb. Seit Jahren hat sich Sidsel Endresen von der Last des Sinnstiftens, von gepflegtem storytelling gelöst. Ihre Sprachschöpfungen knüpfen an eine Urwelt der Laute an, an wenig erforschte Gesetze von Einkehr und Ekstase. Und so wirken Endresens Eruptionen und Soundforschungen merkwürdig archaisch. Wer weiß, inwieweit sie unbewusst Gesangstechniken übernimmt, die bei fernen Ethnien zu den Ritualen zwischen Leben und Tod zählen!
Jazztugenden from a whisper to a cry realisiert sie allemal mit uralter nordischer Intensität. Die beiden Musiker an ihrer Seite sind das ideale Pendant. Als Humcrush haben der Trommler Thomas Strønen und der Keyboarder Ståle Storløkken schon mehrfach Unverbrauchtes aus der Fusion-Ära (einen Hauch von Joe Zawinul) mit seltsamen Sinnlichkeiten der E-Musik (einer Prise Arne Nordheim) sowie kaum definierbaren Quellen kombiniert, rhythmisch trickreich und sphärisch entrückt. Der elektroakustische Jazz der CD Ha! wirkt wie ein Destillat detailverliebter Studioarbeit, entstand aber, in einer einzigen Stunde wahrer Empfindungen, live in Willisau.
Aus alten Jazzträumen, die sich selbstverliebt im Kreis drehen, wird bei Humcrush w/Sidsel Endresen ungebremster Vorwärtsdrang. Das Unerhörte spielt eine Hauptrolle, und die Sicherheiten des guten Geschmacks helfen nicht weiter. Diese furiosen Unberechenbarkeiten werden zwar niemanden aus dem Diana-Krall-Fanclub überzeugen. Wer aber der Meinung ist, dass es im Jazz beim Singen vielleicht noch um andere Dinge gehen könnte als um gekonntes Wiederkäuen von Nostalgieveranstaltungen in memoriam Ella Fitzgerald im Hochglanzkostüm, wird diese Musik unter der Haut spüren, und sie wird kein Ruhekissen sein. Man kann eben auch mit Lauten jenseits der Sprache richtig spannende Geschichten erzählen.
(M.E. – „Die Zeit“ – in dear memory of Konrad Heidkamp)
In the days before Punkt 2022 we will design a Sidsel Endresen collage made out of texts written on her sounds & visions since the beginning of this blog. And it all will start with my funny conversation with Sidsel in a local Kristiansand pub about the three best Joni Mitchell albums ever.