Es war damals ein regnerischer Sonntag gewesen und das Wochenende wieder viel zu kurz, die Drohkulisse einer kommenden Stresswoche mit unliebsamen Überstunden baute sich auf. Um noch etwas „rauszukommen“, fuhr ich frühnachmittags mit dem Wagen blind drauflos, parkte dann neben dem Restaurant Zorba the Buddha und blickte auf den Weissekreuzplatz. Ich stellte das Radio an und den Scheibenwischer ab. Es lief gerade ein Feature über Samuel Beckett, ich lauschte wohlig. Ein Satz dann hinterließ prägenden Eindruck: „Wehe dem, der Symbole sieht!“ Das bin ich, so will ich sein, jubilierte eine innere Stimme. Irgendwann später, als dann der TV-Pastor Jürgen Fliege und seine Talk-Gäste einhellig im Chorus kundaten, wie wichtig es sei, nur geklärtes Wasser zu trinken: da war ich längst anti-esoterisch trinkfest geworden, dank Beckett. Nun muss ich wieder daran denken, weil ich mich frage (und „Fragen“ ist ja wichtig), inwieweit man den Theorien des Historikers Daniele Ganser folgen sollte. Ich las seinen Essay im Band Europa im freien Fall, in dem er zu den Vorgängen rund um den Maidan Stellung bezieht, vertrauenswürdig exponiert neben einem Sloterdijk-Vortrag zur digitalen Hörigkeit Europas gegenüber den USA. Das liest sich gut, erinnert in seinem Schreibstil mit kurzen und direkten Sätzen, nachvollziehbar und nicht künstlich intellektuell aufgebläht, an Byung-Chul Han und den von mir einst geschätzten Frank Schirrmacher. Und doch, ein Hintergrundgrummeln bleibt. Ist suggestive Überzeugungskraft im Spiel? Symbolik plus Sektiererei und schon ist man Mitglied eines Vereins? Bis auf Weiteres bevorzuge ich die feine Art des Inspektors Columbo: „Ah, verstehe, das macht Sinn!“ Um dann im abgetragenen Lodenmantel auf dem Hacken kehrt zu machen: „But excuse me, Mister, I got one more question …“.