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2022 7 Mrz

Wenn bei Capri die rote Sonne …

von: Lajla Nizinski Filed under: Blog | TB | 3 Comments


 
 

Procida ist die Nachbarinsel von Capri. Sie wurde zur italienischen Kulturhauptstadt 2022 ausgewählt. Deswegen bin ich hier. Leider habe ich bisher noch keine Kultur entdeckt. Ich ging ins Rathaus, um nachzufragen. Kopfschütteln allerseits. Aber Elsa Morante, sie habe doch hier gelebt, wo eigentlich genau. Meine Frage war der Türöffner. Sie brachten Materialien, einen Stadtplan und markierten Elsa‘s Haus darauf. War Pasolini auch mal auf Procida, vielleicht bei ihr auf Besuch, sie waren ja Freunde. Si, si, no mai. Ist Pasolini noch interessant, frage ich den Kulturbeauftragten mit weißem Seidenschal. No, no. Aber ich habe im Tabakladen ein neu herausgegebenes Buch, eine Graphic Novel, über ihn gesehen. Si, no lo so, ma, ok. bene …

„Wer einmal sein Brot mit Tränen aß“ (ital. Accattone) ist mein meistgesehener Pasolini Film. Ich war damals von der Dichte der Realtätsbilder hingerissen. Pasolini hatte in einem Armenviertel von Rom mit Laiendarstellern gefilmt. Er wollte stets die Armut zum intellektuellen Thema erheben, nicht nur in seinen Filmen, auch in seinen Gedichten und Schriften (Freibeuter).

Wenn ich die vielen E-Fatbikes hier durch die engen Straßen fahren sehe, denke ich an seinen Angriff auf den Konsum, der nur zur Verblödung führe. Die beneidenswerten Besitzer einer Vespa haben sich ein Maradona-Konterfei auf ihr Schmuckstück geklebt. Pasolini war selbst aktiver Fußballer. Er trug die Nummer 11. Miroslav Klose trug die, und Timo Werner wird sie tragen. Für ihn war Fußball die einzige universelle Sprache. Ob Milo Rau auch Fußball spielt? Ich weiß es nicht. Ich würde Milo Rau als ebenbürtigen Nachfolger von Pier Paolo Pasolini durchgehen lassen. In seinem sehenswerten Film „Das Neue Evangelium“ lässt er einen Afrikaner den Jesus spielen. Einige der Schauspieler sind aus der Pasolini Crew entliehen. Die meisten Akteure sind jedoch Laiendarsteller. Das hätte Pasolini gefallen. Auch er stellte die unverbrauchten Gesichter vor die Kamera. Warum musste er so grausam sterben? Am 5.3. wäre er 100 Jahre alt geworden  

 

This entry was posted on Montag, 7. März 2022 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

3 Comments

  1. Uwe Meilchen:

    Die Umstände seines Todes sind – ähnlich wie auch die von Feltrinelli – nie vollständig aufgeklärt worden. Der Deutschlandfunk hat ihm eine hörenswerte „Lange Nacht“ gewidmet.

  2. Michael Engelbrecht:

    Listen to: „Farmer in the City (Remembering Pasolini“), aus Scott Walkers fulminantem Album TILT.

  3. Lajla:

    Do I hear 21 21 21


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