„The Glass Rainbow“ – auf diesen Roman aus dem Jahre 2010 werde ich hier noch zurückkommen. Ich bin gerade mittendrin und schwer begeistert. In deutscher Erstübersetzung ist das Buch unlängst im Pendragon-Verlag erschienen, und heisst nun, etwas nüchterner: „Eine Zelle für Clete“. Ganz grosse Klasse. Und obwohl es Band 18 der Dave Robicheaux-Reihe ist, kann ich Ihnen versichern: man braucht keinen chronologischen Zugang, und kann überall in diese Welt mit viel „Southern Noir“ einsteigen. Dave und Clete sind sowas wie Don Quichote und Sancho Pansa im Amerikanischen Süden, nur, nun ja, etwas härter drauf. Auf Seite 175 sitzen Clete und Emma in einer Kneipe und kommen sich etwas näher. James Lee Burke ist, falls sich das noch nicht rumgesprochen haben sollte, ein literarisches „Schwergewicht“. Er besitzt die wunderbare Fähigkeit, seine mitunter naturpoetisch aufgeladene, zuweilen berauschende Prosa mit tollen, fesselnden Geschichten zu koppeln. Das geht mit feinem Pinselstrich in tiefe seelische Bezirke, und leistet sich, auch im Blick zurück zu alten Zeiten, keine Spur von Weichzeichnung. Burke kann eben auch Pollock: „Ich bin mal neben einem Rock‘n‘Roll-Drummer aufgewacht, der mir erzählte, wir hätten uns in Juarez trauen lassen, aber es gab keine Urkunde. Der Typ wurde sowieso von einem Zug überfahren. Da war ich gerade mal 17. Diesen Teil meines Lebens nenn ich immer die Kehrseite der alten Rock-Ära“.