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2021 8 Nov

Meine fünf Lieblingsalben 2021 (Platz 1)

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | 1 Comment

„Showtunes“ is smooth, cool, laid back and quite dreamy. Lazy even. It’s what Kurt Wagner does best – take you for a slow late night drive around less familiar territory. I’m in, and along for the ride.

(dylan37, The Guardian)

 

Like somebody’s mother, you sang the blues.“ Das erste Mal hörte ich den Namen Lambchop, als David Byrne in einem nun auch schon uralten Interview davon sprach, wie ihm das Album „How I Quit Smoking“ gefalle. Als jene Songs dann bei mir landeten, ahnte ich, das würde eine neue Lieblingsband. Der ehemalige Fliesenleger – und eine Band wie einen Malkasten einsetzen. Seitdem besorgte ich mir jedes Album. Vor Jahren wurde „What Another Man Spills“ für eine Vinyl-Ausgabe neu remastert, und dieses Remaster war so unheimlich gut, dass das Album zwei Wochen meinen Plattenteller blockierte.

Is A Woman“ galt früh als Klassiker, „Nixon“ als ihr vielleicht berühmtestes Album, und „Damaged“ war lange Zeit mein heimlicher Favorit. 1998 erlebte ich Lambchop erstmals live, in Camden, ich brachte dir ein Bier von der Bar, und hinterher gingen wir durch halb London. „Mastermind“ Kurt W. hörte nie auf, neue Wege zu beschreiten, und als er begann, die eigene Stimme zu verfremden, mit „FLOTUS“, musste ich nicht überredet werden – Effekte sind bei Lambchop keiner Mode geschuldet.

Und nun also „Showtunes“. Ein Wunderwerk, und wenn ich die gute halbe Stunde höre, etwa auf weissem Vinyl mit 45 Umdrehungen pro Minute, gibt es keinen überflüssigen Moment – all diese Samples, akustischen Vignetten, dunklen Winkel, Midi-Verwandlungen, Murmelmelodien etc. fesseln und entfesseln mich ohne Ende. Von den lyrics und dem Hund auf dem Cover ganz zu schweigen. Wie Kurt Wagner Motive des Erhabenen (Oper, Broadway, Sinatra)  in eine erfüllte Leere laufen lässt. „Maybe I’ll break into the movies / Become a star upon the screen / And blow a kiss to a song.“

Flüchtig gehört, könnte „Showtunes“ arg fragmentiert wirken (ein wildes Puzzle verlorener Momente aus verlorener Zeit), dabei ist es formvollendet. Man stelle es ins Plattentegal neben „Mark Hollis“, „Trio Tapestry“ (das erste Album), „The Marble Index“,  „Open, to Love“, „Nerve Net“, „I Trawl The Megahertz“, „Music For A New Society“, „You Want It Darker“, und Jacques Brels letztem Studioalbum, das mit den Wolken und dem blauen Himmel. In genau diesen Regionen bewegt es sich, und bleibt doch ganz bei sich. „It‘s so hard / the air has second thoughts.“ 

 

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