Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2021 28 Okt

Schöner Zufall

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | Comments off

 

Ich war heute zu einer Lasagne eingeladen, zubereitet mit Rotwein, karamellisiertem Gemüse (letzteres, um der Säure der Tomaten entgegenzuwirken), als ich eine kleine Synchronizität erlebte. Ich bestieg den Toyata (der nicht meiner ist und auf WDR 4 programmiert war) – ein Sender, bei dem freudig erregte Menschen ständig von Retrorausch zu Retrorausch eilen. Der ganz und gar falsche Umgang mit dem Segen einer Jukebox. Ich drehte den Schlüssel um, und exakt in der Sekunde fingen mich die ersten Töne eines Liedes ein – „das kenne ich doch“. Sobald die Stimme einsetzt, das wusste ich, wäre ich in dem Song drin. Nun war dieser Anfang mit seinen ruhig gesetzten Akkorden auf der Akustikgitarre viel zu verhalten, um sofort das Deja-Vu zu produzieren. Und dann erzählte Donovan von Atlantis. Es war wie früher, als ich das Lied so viel öfter gehört habe – der gesprochene Teil ist der fesselndere, die Melodie in ihrer leicht trunkenen Benommenheit ein bisschen zu schwelgerisch im Abgang, im fade-out. Ein Gassenhauer halt (Was für ein schöner Zufall, wo ich doch gerade seine Autobiographie lese!) – im Sommer 66 oder 67 hatte ich noch einen Blutsbruder, und wir sangen den Refrain von Atlantis lauthals um die Wette und legten noch etwas mehr Greenhornteenagerpathos hinein. Wieso man solche Momente erinnert, mit diesem berühmten „als-wäre-es-gestern-gewesen-mindset“. Sunshine Superman hatten wir auch im Programm (in halb konfabuliertem Englisch). Als ich Matthes vor ungefähr zehn Jahren mal ausfindig machen wollte, endete die Suche im Telefonbuch, und an der alten Klingel des einstigen Nachbarhauses. Unbekannt verzogen, heisst es ja, im Leben oder anderswo. Aber ein sehr altes Paar hörte ich an jenem Tag in unserem alten Siedlungshaus rumoren, die Eltern der schönen Gabriele, die sieben war, als ich sieben war (und immer von der „Farbenfrau“ träumte, die mich allnächtlich in Serienträumen umarmte, am Rande eines Swimmingpools). In meiner verschwommenen Einbildung hätte ich zu gern das Kopfkissen mit ihnen geteilt, mit Gabi und der Indianerin. Und zu dritt auf dem Transistorradio Donovansongs gelauscht. Ganz real war hingegen die riesengrosse Märklin-Spielzeugeisenbahn von Matthias, am Fuss der blauen Berge.

 

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