Ich bin kein Freund von „food photography“, aber hier mache ich einmal eine Ausnahme, obwohl Ulrike bestimmt meckern wird. Aber durch sie habe ich „Robert“ entdeckt, meine Düsseldorfer Lieblingsärztin konnte ich damit natürlich nicht überraschen, Lajla kennt das sowieso, aber die ist jetzt in der kanarischen Küche zuhause, es sei denn, ein Koch ist da auf Rippchen mit Sauerkraut und Bayerischem Senf spezialisiert. Mit etwas Vulkanasche.
Robert jedenfalls: in bester Lage direkt am Rhein, sensationell mittelpreisig für die dargebotene französische Küche: beständige Qualität, kulinarische Überraschungen, gute Stimmung unter den Mitarbeitern. Robert selbst ist vor Monaten leider gestorben, aber das Restaurant wird in seinem Sinne weiter geführt. Und auch nach den letzten Coronawellen blieben grössere Preiserhöhungen aus. Der Laden ist natürlich gut besucht, und längst kein Insidertipp mehr: keine Reservierungen möglich, keine Sonderbehandlung von Schickimickis, die hier auch selten auftauchen.
Hier plaudern Ulrike und ich über neueste Lektüreerlebnisse, demnächst werde ich sie begeistern für Tana Frenchs „Der Sucher“. Leider ist sie keine Freundin von TV-Serien, sonst würde ich ihr in den Ohren liegen mit der dritten und vierten Staffel von „Goliath“ auf amazon prime. Nachdem die ersten zwei sehr guten Staffeln vorrangig in L.A. spielten, in einem ähnlichen Klima der Korruption, wie es „Bosch“ auch stets leidvoll beschäftigte, mutiert die dritte Staffel ins Genre von „Southern Gothic“. Wie immer ganz und gar grossartig: Billy Bob Thornton und sein Team. Und da erlebt man sie hautnah, die Republikaner-Ärsche, die Trump wählen, und bald wieder wählen werden, die ganze verlogene Scheisse seiner Propaganda.
Aber ich schweife ab. Gebratene Blutwurst mariniert mit Senfkruste, Kartoffelstampf und Apfelkompott, unglaublich gut. Der Pfifferlingssalat (die Pilze pfannenwarm) köstlich, aber natürlich nur saisonal erhältlich. Wie das Wildschweinragout. Das Hummersüppchen ist auch eine feine Vorspeise. Schauen Sie auf die Speisekarte auf der homepage von „Robert“ an. Keine(r) wage zu behaupten, ich versinke hier in lifestyle-stories, ich habe gerade ein, sagen wir mal, kleines existenzielles Problem zu lösen. Wobei ich die Lösung noch nicht mal ansatzweise kenne. Nicht gut. Aber bei „Robert“ kann ich die Gedanken aus Endlosschleifen lösen, als kleine Dunstwölkchen visualisieren, und über dem Rhein ihre Verflüchtigung in pures Nichts verfolgen. Feinfein.
Musikalische Empfehlungen nach einem Besuch bei „Robert“ : „Nancy & Lee“. Das Abschiedswerk von Jacques Brel. „Chamber Music“ von Ballaké Sissoko und Vincent Segal. Und, gerne auch „La Question“ von Françoise Hardy.